Während die Bestäubungsleistung von Insekten in der Obstproduktion schon länger ein Thema ist, erhielt die Bestäubungsabhängigkeit von Ackerkulturen bis anhin weniger Aufmerksamkeit. Dabei können Ertrag und Qualität auch von Raps, Sonnenblumen und Ackerbohnen durch optimale Bestäubung erhöht werden. Schweizer Bauern bauen insgesamt auf 50'000 ha bienenbestäubungsabhängige Kulturen an.   Davon sind 38'000 ha Ackerkulturen, 10'000 ha Obst und 3200 ha Beeren. Obst und Beeren sind zwar flächenmässig weniger bedeutend, doch erzielen sie eine hohe Wertschöpfung, und sind gleichzeitig stark von der Insektenbestäubung abhängig.  

Der Wert der Bienenbestäubung in Franken

Louis Sutter, ein Forscher der Agroscope schätzt den direkten Nutzwert der Bestäubung auf 350 Mio Franken pro Jahr. Dies sei für die Schweiz erstmalig, schreibt die Forschungsanstalt in ihrer Medienmitteilung. Zur Berechnung verwendete Sutter den Leitfaden der Food and Agriculture Organization (FAO) der Vereinten Nationen, welcher die weltweit anerkannten Abhängigkeitsraten einer Kultur von der Bienenbestäubung berücksichtigt. So konnte er den Ertragswert der in der Schweiz produzierten Mengen mit der Abhängigkeit der jeweiligen Kultur von der Bestäubung in Beziehung setzen und den Wert der Bestäubungsleistung der Honig- und Wildbienen abschätzen.

Bienen fehlen stellenweise

Sind genug Honigbienen da, wo sie gebraucht werden? Auch dieser Frage ging Sutter nach. Er untersuchte, wo diese bestäubungsabhängigen Kulturen in der Schweiz angebaut werden und verglich ihre Verteilung mit der Verteilung der Bienenvölker. Im landesweiten Durchschnitt sieht es relativ gut aus. Hingegen konnte die Studie Defizite im westlichen Mittelland und im Wallis feststellen. Gerade für diese Gebiete wäre es wichtig abzuschätzen, in welchem Umfang alternativ eingesetzte Bestäuber oder Wildbestäuber mögliche Bestäubungslücken schliessen können.  

Auch Wildbienen sind wichtig

Während die Wichtigkeit der Honigbiene für die Bestäubung unbestritten ist, wurde der Beitrag der Wildbestäuber, insbesondere von Wildbienen, lange unterschätzt. Gemäss weltweiten Schätzungen tragen Honig- und Wildbienen gleich viel zu dieser Wertschöpfung bei. Systematische Untersuchungen für die Schweiz gibt es dazu aber nicht. Für gewisse Kulturen wie Ackerbohnen oder viele Obstkulturen sind die Wildbienen effizientere Bestäuber. Im Gegensatz zur Honigbiene sind sie auch bei tieferen Temperaturen oder sogar bei leichtem Regen aktiv. Die Honigbiene hingegen hat den Vorteil, schon früh im Jahr in grossen Anzahl präsent zu sein. Honigbienen und Wildbienen sind deswegen komplementär und bringen zusammen eine effiziente und gesicherte Bestäubung.

Bestäuber mit Blühstreifen fördern

Gemäss Sutter können Bestäuber durch landwirtschaftliche Massnahmen gefördert werden: «Es braucht Nist- und Überwinterungshabitate sowie ein vielfältiges, kontinuierliches Nahrungsangebot, was man zum Beispiel durch Buntbrachen, Hecken oder Blühstreifen erreichen kann». Jüngste Studien haben gezeigt, dass direktzahlungsberechtigte mehrjährige Blühstreifen auch einen positiven Effekt auf den Ertrag angrenzender Kulturen haben. «Ein gutes Win-win-Beispiel für die Landwirtschaft und die Biodiversität», meint Sutter.

Agroscope