«Die BVD-Fälle in der Region drückten bei der diesjährigen Alpauffahrt sehr auf die Stimmung», so Alpgenossenschaftspräsident Balz Kessler. Die knapp 100 Tiere von den 14 Bauern wurden am vergangenen Samstag auf die auf 1100 m ü. M. gelegene Alp Rötstock in Vorderthal, Kanton Schwyz, aufgetrieben.
Alpungsbeiträge gefährdet
Das sind rund 25 Stück weniger als normal. «Dazu kommt, dass von den Bauern viel mehr jüngere und unträchtige Tiere aufgetrieben wurden, da die trächtigen eher BVD-verbringungsgesperrt sind», so Kessler weiter. Einer der betroffenen Bauern ist Melk Schnyder, dessen sieben trächtige Rinder und 14 Kühe BVD-Antikörper aufweisen (siehe Kasten). Es werde dieses Jahr knapp, die 75 Prozent des Normalbesatzes zu erreichen, um die ganzen Alpungsbeiträge auslösen zu können, meint Kessler. Das Landwirtschaftsamt habe aber für diese Ausnahmesituation Verständnis gezeigt und Entgegenkommen signalisiert.
Die Vorbereitungen für die Alpauffahrt waren dieses Jahr sehr hektisch. Insbesondere auch für Älpler Hans Schnyder, der sein eigenes Vieh auf die Alp mitnimmt.
Spätes Proberesultat
Erst Mitte Mai erfuhr er, dass der Herkunftsbetrieb eines von ihm gekauften Tränkekalbes einen BVD-Fall hatte. Sein Tränkekalb war zwar kein PI-Tier, dennoch zeigte dessen Blutprobe das BVD-Virus an.
Da Hans Schnyders Rinder auf dem Heimbetrieb in einem separaten Stall stehen und auch die Kühe von den Kälbern räumlich getrennt sind, hält sich der Schaden auf seinem Betrieb in Grenzen. Zwei Tage vor dem Alpfahrtstermin wurde allen seinen Tieren Blut entnommen.
Abgrenzung wäre möglich
Am Vorabend erhielt er den Bescheid, dass bis auf zwei Kühe alle Tiere BVD-frei sind und auf die Alp mitgehen können. Die zwei besagten Kühe bleiben nun zu Hause. Obwohl sein Heimbetrieb nur zehn Autominuten entfernt ist, führt das Melken an zwei Standorten für ihn dennoch zu Mehrarbeit.
Da die Alp Rötstock auf nur 1100 m ü. M. liegt, werden an heissen Sommertagen alle Tiere eingestallt. Aus diesem Grund wurde auch die Idee verworfen, auf der 141 Hektar grossen Alp eine separate Weide für BVD-verbringungsgesperrte Tiere abzuzäunen. «Dies wäre theoretisch möglich gewesen, hätte aber eine grossen Mehraufwand bedeutet», so Balz Kessler. Zwischen den beiden Tiergruppen hätte doppelt gezäunt werden müssen, zudem müssten diese beiden Zäune noch durch einen drei Meter breiten Pufferstreifen getrennt werden. Balz Kessler und Hans Schnyder hoffen jetzt trotz der hektischen Startphase auf einen ruhigen und unfallfreien Alpsommer.
Reto Betschart