LID: Was sind die Hauptgründe, weshalb Bergbauernfamilien Hilfe suchen?
Franziska Bundi, Caritas: Am häufigsten benötigen Bergbauernfamilien Unterstützung aufgrund der Topographie, die viel Handarbeit erfordert. Auch die Verzettelung des Betriebs auf mehrere Standorte und Parzellen sowie die Doppelbelastung von Tal- und Alpbetrieben zählen hierzu. Häufig fällt auch die Mithilfe von Familienmitgliedern weg, weil die Eltern betagt sind oder die Kinder wegziehen, oder gesundheitliche Probleme schränken die Arbeitsfähigkeit der Bergbauern massiv ein. Weil die Arbeitsbelastung oft durch lange Arbeitstage inklusive der Wochenende und in der Regel ohne Ferien sehr hoch ist, kommen Familien an ihre Grenzen und jedes unvorhergesehene Ereignis kann in solchen Situationen ein gravierendes Problem darstellen - Freiwillige können hier entlasten.
Sie benötigen dieses Jahr rund 950 Helferinnen und Helfer. Das sind mehr als im Vorjahr. Gibt es bestimmte Gründe, dass mehr Hilfe benötigt wird?
Bisher haben über 100 Bergbauernfamilien aus der ganzen Schweiz ein Unterstützungsgesuch eingereicht. Eine Bauernfamilie kann maximal 16 Wochen Unterstützung durch Freiwillige beantragen. Aktuell sind es 1446 Wochen, in denen Freiwillige benötigt werden. Erfahrungsgemäss kommen mit dem Beginn der strengen Heusaison noch mehr hinzu. Die Anzahl der Gesuche von Bergbauernfamilien ist über die letzten Jahre etwa gleich geblieben. Dass mehr Freiwillige gesucht werden rührt daher, dass die Anzahl der Einsatzwochen gegenüber dem Vorjahr zum jetzigen Zeitpunkt höher ist und dass sich bisher weniger Freiwillige angemeldet haben.
Wie hat sich über die letzten Jahre die Anzahl der freiwilligen Helferinnen und Helfer entwickelt? Gibt es jeweils genügend Personen, die mithelfen?
Im letzten Jahr konnten wir einen sehr erfreulichen Anstieg der Freiwilligen verzeichnen. 872 Personen jeglichen Alters haben während mindestens einer Woche einer Bergbauernfamilie unter die Arme gegriffen. In den Vorjahren waren es rund 770 freiwillige Helferinnen und Helfer. Wir können jeweils eine durchschnittliche Auslastung von 70 Prozent erzielen, darunter sind Einsatzorte, die voll ausgebucht sind und andere, die nur wenige Freiwillige haben. Hier einen Ausgleich zu schaffen und in brenzligen Situationen rasch Hilfe vermitteln können, ist unsere Herausforderung.
Was muss jemand mitbringen, um helfen zu können?
Es braucht keine speziellen Kenntnisse, um einen Bergeinsatz zu leisten. Am wichtigsten ist, dass jemand motiviert ist, anzupacken und die Offenheit mitbringt, sich auf eine neue Lebenswelt einzulassen. Einen Bergeinsatz machen kann, wer zwischen 18 und 70 Jahre alt ist, in der Schweiz oder EU lebt und sich sprachlich mit der Bauernfamilie verständigen kann.
Jonas Ingold/lid