Die Schweiz hat eine der kleinsten Ackerflächen pro Einwohner zur Verfügung. Während das Weltmittel 20 Aren pro Einwohner beträgt, sind es in der Schweiz gerade mal 5 Aren. In Deutschland und Österreich sind es knapp drei Mal mehr.
Leider werde in der Schweiz immer weniger Futtergetreide angebaut, bedauerte Hansjörg Reiss. Als Folge davon würden die Importe steigen.Die Ökologisierung der Landwirtschaft habe ihre Schattenseiten.
Kritisch betrachtet Reiss die Tatsache, dass Schweizer Bauern Geld bekämen, wenn sie keinen Weizen anbauten, wie er pointiert ausdrückte. „Wir brauchen gleich viel Ackerfläche im Ausland wie im Inland. Ist das sinnvoll?“, fragte sich Reiss.
Aufwändiger Import aus Brasilien
Reiss fokussierte sein Referat auf den Sojaimport, da dieser von den Konsumenten am stärksten hinterfragt werde. Nicht zu Unrecht, denn Soja auf Kosten des Urwalds sei langfristig keine Lösung. Mit einem Selbstversorgungsgrad von 15 Prozent beim Rohprotein ist die Schweiz stark auf den Import von Futtereiweissen angewiesen. Dabei macht Sojaschrot mit 63 Prozent den grössten Anteil des Kuchens aus.
Hauptprodukteure und gleichzeitig auch die grössten Exporteure von Soja sind die USA, gefolgt von Brasilien und Argentinien. Die Schweiz importiert hauptsächlich aus Brasilien, wo nur noch etwa 10 Prozent herkömmliche Soja angebaut werden. GVO-freie Soja von Brasilien in die Schweiz zu importieren ist kostenmässig und logistisch aufwändig. Auf dem Weg von Brasilien in die Rheinhäfen in Basel werde die Soja mehrmals kontrolliert, erklärte Reiss.
Kein Freund von GVO
Persönlich stehe er GVO kritisch gegenüber. Es werde etwas auf den Markt gedrückt, das gar nicht erwünscht sei und das Verursacherprinzip werde einfach umgedreht. „Wir müssen beweisen, dass keine GVO-Kontamination vorhanden ist.“ Zudem habe es negative Folgen.
Mais sei mittlerweile quasi resistentes Unkraut in Soja und der Glyphosateinsatz sei nach anfänglich geringem Einsatz stark gestiegen. Am meisten stösst sich Reiss an der Monopolisierung. Nur zwei Firmen - Monsanto und Syngenta - hätten die Fäden in den Händen. „Das ist alles andere als eine gute Entwicklung, worunter beispielsweise die Pflanzenzüchtung leidet.“
Soja aus einem Land mit Kleinstbauern
Den Proteinbedarf im Inland zu decken, sei schlichtweg nicht möglich, so Reiss. Dazu wäre eine Fläche von zirka 100 000 ha nötig. Wie gelangen wir dennoch zu einer nachhaltigen Proteinversorgung? Ein Weg ist die „ProForest“-Soja aus Brasilien, die 90 Nachhaltigkeits-Kriterien erfüllen muss. Auf Soja aus Brasilien soll aber in Zukunft ganz verzichtet werden.
Maximal fünf bis zehn Prozent sollen mit Soja aus der Donau-Region gedeckt werden, erläuterte Reiss. Eine andere Alternative liegt weiter im Osten. Was viele nicht wüssten, Indien sei ein komplett GVO-freies Land. Als Land von Vegetariern wachsen in Indien viele Sojabohnen.
Doch verwendet werde hauptsächlich das Öl. Über 4 Mio. Tonnen Sojaschrot werde exportiert, erklärte Reiss. Die fenaco will ein Stück davon abschneiden. „In Indien stehen wir aber noch vor riesigen Herausforderungen“, gestand Reiss. Es geht um Themen wie Kinderarbeit, Kleinstbauernbetriebe, Ausbildung oder Ertragsteigerung.
Franziska Schwab