Die Gerüchteküche brodelte gewaltig, als es hiess, dass der Pächtergemeinschaft des kantonalen Gutsbetriebs Rütti in Zollikofen, den Familien Emmenegger, gekündigt wurde. Auf Anfrage der BauernZeitung wollten Emmeneggers dazu keine Stellung nehmen, hingegen bestätigt das Amt für Landwirtschaft und Natur (Lanat) des Kantons Bern die Kündigung.
Wird nicht verlängert
«Die Generalsekretariate der zuständigen Direktionen haben entschieden, dass der Pachtvertrag Ende 2028 nicht verlängert wird», hält das Lanat fest. Die Pacht des Landwirtschaftsbetriebs Rütti durch die Familien Emmenegger begann Anfang 2016 und wird somit bis Ende 2028 13 Jahre gedauert haben. Der Landwirtschaftsbetrieb in Zollikofen soll in Zukunft als Wissenstransfer- und Innovationsbetrieb (WIN Rütti) geführt werden.
Dabei übernehme die BFH-HAFL die Leitung und die finanzielle Verantwortung für den Betrieb. Der Betrieb soll so ausgerichtet werden, dass er eine ideale Plattform biete, um die Tätigkeiten und die Entwicklung von Inforama und BFH-HAFL in Bildung, angewandter Forschung und im Wissenstransfer optimal zu unterstützen und die Zusammenarbeit noch gezielter zu strukturieren und weiterzuentwickeln. So haben in den vergangenen Jahren die BFH-HAFL ihre Forschung kontinuierlich ausgebaut und das Inforama und die BFH-HAFL seien am Standort Zollikofen näher zusammengerückt. Es gebe zudem diverse gemeinsame Projekte und innovative Ideen, zu deren Realisierung ein selbst bewirtschafteter Landwirtschaftsbetrieb erhebliche Vorteile biete (Versuchsflächen und -herden, Versuchseinrichtungen, dringend benötigter Platz für Innovation, Aus- und Weiterbildung sowie direkter Einbezug von Teilnehmenden der verschiedenen Bildungs- und Studiengänge).
Neuer Stall
Erst 2019 wurde der neue Rütti-Laufstall mit 62 Kuhplätzen, der weit über vier Millionen kostete, eingeweiht. Auf dem Betrieb soll aber weiterhin Milch produziert werden. «Der Stall bildet als Versuchsstall ein zentrales Element», so das Lanat. Es sei hier eine Herdentrennung möglich; zudem böten auch technische Elemente, wie etwa der Fütterungsroboter oder das Klauenbad, die Basis zur vielfältigen Versuchsdurchführung, was auch zu entsprechenden Kosten führe. Mit WIN Rütti sollen diese Möglichkeiten noch besser in Wert gesetzt werden. Wie und mit wie vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der gut 60 ha grosse Betrieb geführt werden soll, ist noch nicht klar. Die Detailplanungen seien noch nicht abgeschlossen. «Sicher wird die BFH-HAFL drei permanente Stellen (Leiter(in) WIN-Rütti, verantwortliche Fachperson Tierhaltung und Ackerbau) für den Basisbetrieb schaffen», sagt das Lanat. Zusätzlich sei vorgesehen, dass sich WIN Rütti in der Ausbildung von Lernenden und Pratikant(innen) engagieren werde. «Sicher werden auch wissenschaftliche Personen, Lehrer(innen) und Berater(innen) sowie Studierende in Versuchen tätig sein», so das Lanat.
Optionen werden diskutiert
Wie es für die Familien Emmengger nach 2028 aussehen wird, weiss wohl niemand ganz genau. Auf die Frage, wie der Kanton Bern die Pächtergemeinschaft unterstützen werde, antwortet das Lanat: «Die Umsetzung von WIN Rütti wird in einer einvernehmlichen Absprache mit den Pächterfamilien umgesetzt und basiert auf einem frühzeitigen, offenen Austausch und einer detaillierten Übergangsplanung.» Dabei werden auch Optionen (Stellen verantwortliche Fachperson Tierhaltung und Ackerbau) für eine Anstellung der Pächterfamilien nach 2028 diskutiert. Der Senior-Betriebsleiter Hugo Emmenegger gehe zudem per Ende 2028 in Pension.