Marcel und Trudi Enz-Beeler haben sich schon vor einiger Zeit dafür entschieden, auf ihrem Heimwesen Gehri an der Kleinteilerstrasse in Giswil Bisons zu halten. Bis sie diesen Entscheid verwirklichen konnten und dafür die Bewilligung erhielten, mussten sie allerdings einige Vorschriften erfüllen.
Marcel Enz musste dafür eine entsprechende Ausbildung machen und einen sechs Tage dauernden Theoriekurs besuchen und überdies auf einem Betrieb in der Westschweiz, wo Bisons gehalten werden, ein Praktikum von 300 Stunden absolvieren.
Massive Umzäunung der Weiden war Vorschrift
Auf dem Betrieb im Gehri musste ein grosses Stück Land mit einem zwei Meter hohen Drahtzaun abgesichert werden, um zu verhindern, dass die Tiere einmal ausbüxen könnten. In diesem abgegrenzten Grundstück können allerdings mit einem Viehhüteapparat mehrere Weideflächen unterteilt werden. Für die Bisonhaltung gab es die weitere Vorschrift, dass bei der Überdachung für die Winterfütterung ein befestigter Auslauf vorhanden ist.
Die Tiere haben sich gut in Obwalden eingelebt
Seit kurzem weiden nun sechs Bisons auf dem Heimwesen Gehri an der Kleinteilerstrasse in Giswil, ruhig und gelassen, auf einer mit einem hohen Zaun versehenen Wiese. Den Tieren ist kaum anzumerken, dass sie erst seit kurzem hier sind. Sie hätten anfänglich ihre Rangordnung suchen müssen, wie Marcel Enz berichtet, aber jetzt würden sie sich gut untereinander vertragen. Der Bestand setzt sich gegenwärtig aus einem neunjährigen Bisonstier, der ungefähr eine Tonne wiegt, und fünf dreijährigen Rindern zusammen.
«Das gesündeste bekannte Fleisch»
Ein Herdebuch für die Tiere gibt es nicht. Sie sind aber in der Tierverkehrsdatenbank registriert. Die Rinder werden jetzt zuchtfähig, sodass sich in einem Jahr der Bestand vergrössert haben dürfte. Die Familie Enz will in Zukunft mehr Tiere halten. Einzelne sollen dann allerdings im Alter von 2 ½ Jahren schlachtreif sein. Die Familie Enz ist zuversichtlich, dass das Fleisch zu guten Preisen verkauft werden kann. Gemäss wissenschaftlichen Erhebungen soll das Bisonfleisch das gesündeste und nährstoffreichste Fleisch sein, das man kennt.
Bisons erstmals in der Zentralschweiz
In der Schweiz gibt es erst 14 Betriebe, die Bisons halten. Marcel und Trudi Enz sind die einzigen in der Zentralschweiz, welche sich entschlossen haben, Bisons zu kaufen. Für sie gab es verschiedene Gründe, die dazu führten, in ihrem Betrieb eine Umstellung vorzunehmen.
Sie machten sich Gedanken, die Milchproduktion allmählich aufzugeben, weil bauliche Änderungen im Stall notwendig geworden wären. Gegenwärtig haben sie noch mehrere Milchkühe auf der Alp.
Bei der Suche nach Alternativen stellte das Betriebsleiterpaar Enz fest, dass die Mutterkuhhaltung immer grössere Zunahmen verzeichnet und aus dieser Sicht dort mit einem Überangebot gerechnet werden müsste. Durch ihre Faszination an Wildrindern kamen sie auf die Idee, Bisons zu
halten.
Sie liessen sich von Fachverständigen darüber orientieren und konnten sich schliesslich dafür begeistern, einige Tiere bei Schweizer Bisonzüchtern zu kaufen.
Paul Küchler