Erdmandelgras ist ein Unkraut der übleren Sorte. Das zähe Sauergras ist ein invasiver Neophyt, eine Pflanze tropischen Ursprungs mit dreieckigem Stängel. Es ist sehr konkurrenzfähig unter trockenen Bedingungen und damit ideal geeignet, dem Klimawandel zu trotzen.
Die Vermehrung erfolgt vor allem vegetativ über Wurzelknöllchen. Sie werden durch den zunehmenden überbetrieblichen Einsatz von Erntemaschinen für die stärkstbetroffenen Kulturen (Rüben, Kartoffeln und Karotten) verbreitet.
«Nicht besonders gefährlich»
Das tückische Ungras schädigt aber nicht nur die Kulturen, sondern auch das Klima zwischen Kantonen und Bund. Im vergangenen Dezember hat das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) den kantonalen Pflanzenschutzbeauftragten in einem Brief mitgeteilt, dass sie auch weiterhin ohne bundesweite Melde- und Bekämpfungspflicht auskommen müssen: «Da es sich (beim Erdmandelgras) nicht um einen besonders gefährlichen Schadorganismus im Sinne des Landwirtschaftsgesetzes handelt, fehlt für die Einführung einer amtlichen Melde- und Bekämpfungspflicht die Gesetzesgrundlage», heisst es im Schreiben des BLW.
Mit dieser Interpretation stösst Bern in den Kantonen auf Unverständnis: «Das Erdmandelgras ist wohl ein nationales Problem geworden. Aus diesem Grund hätten wir uns gewünscht, dass der Bund die Sache regelt und nicht, dass jeder Kanton für sich eine Lösung erarbeitet», sagt etwa Michel Gygax, Leiter der Kantonalberner Fachstelle für Pflanzenschutz.
Unzufrieden ist auch Markus Hochstrasser, sein Zürcher Kollege: «Es ist nach über 15 Jahren Überzeugungsarbeit einfach unverständlich, dass der Bund nach wie vor keine schweizweite Meldepflicht einführen will», sagt er. Im Gegenzug empfehle der Bund, kantonale Meldepflichten zu schaffen, «und in der Zwischenzeit breitet sich das Erdmandelgras immer weiter aus».
Über eine Meldepflicht wird in diversen Kantonen, etwa Luzern, Solothurn und Bern, diskutiert. «Momentan ist der Kanton in einem Meinungsbildungsprozess zur Meldepflicht», sagt Gygax. «Wir sind in der gleichen Phase und versuchen, eine Meldepflicht einzuführen», so Martina Jenzer vom Wallierhof SO, «das ist aber heikel und umständlich». So machten nun alle betroffenen Kantone einzeln einen Aufwand, den der Bund in einem Aufwasch erledigen könnte, kritisiert sie.
Beim Bund kontert man
Beim Bund kontert man die Kritik. «Wir nehmen das Problem Erdmandelgras sehr ernst», sagt Gabriela Schachermayr, Fachbereichsleiterin Pflanzengesundheit und Sorten des BLW. Das Amt habe eine Koordinations-Plattform mit der Konferenz der Landwirtschaftsämter, der kantonalen Pflanzenschutzdienste und der Branche geschaffen. Im Weiteren unterstütze man Arbeiten bei Agroscope und Agridea zur Bekämpfung.
akr
Dieser Bericht ist aus der Printausgabe der BauernZeitung vom 4. Mai 2018. Lernen Sie die BauernZeitung jetzt 4 Wochen kostenlos kennen und gewinnen Sie einen Reisegutschein im Wert von 3000 Franken