Die Schweizer Landwirtschaft hat ein Nachwuchsproblem. Dieses Jahr konnten gut 250 Lehrstellen nicht besetzt werden. Doch auch im Ausland fehlen junge, gut ausgebildete Arbeitskräfte in der Land- und Ernährungswirtschaft. Ausserdem fehlt es der jungen Generation der Landwirte und Forschern oft an Möglichkeiten, sich direkt einbringen zu können. Deshalb gibt es seit acht Jahren Ypard.
Zukünftige Macher, Denker und Entscheider
Ypard steht für «Young Professionals for Agricultural Development» und ist ein weltweites, informelles Netzwerk von etwas mehr als 8300 jungen Leuten, die in und um die Landwirtschaft tätig sind. Jung im Sinne von Ypard bedeutet, dass die Mitgliedschaft bis zum Erreichen des 40. Altersjahr gültig ist. Und so sind Studenten aus europäischen Universitäten und Fachhochschulen mit Studierenden aus Afrika ebenso verbunden wie mit Bauern in China und Amerika.
Ypard will einerseits jungen Leuten aufzeigen, wie attraktiv die Landwirtschaft als Arbeitsfeld ist. Ausserdem soll die Stimme der Jungen auch in politischen Debatten gehört werden. Die Young Professionals tauschen sich über alle Disziplinen, Berufe, Regionen und Altersstufen aus und vereinfachen so den Wissenstransfer. Schliesslich will Ypard mithelfen, die nächste
Generation der Macher, Denker und Entscheider in der Landwirtschaft zu formen, zu sensibilisieren und zu unterstützen.
Organisiert und aufgeteilt in vier Regionen
Um die globale Strategie auf den Boden nationaler Tatsachen zu bringen, bestehen klare Hierarchiestufen. Weltweit gibt es vier Regionen, Europa, Asien, Lateinamerika und Afrika, und
eine globale Koordinationseinheit in Rom.
Europa, die jüngste Region innerhalb von Ypard, wird von Zollikofen BE aus gelenkt. Seit der Gründung 2012 ist dort Martina Graf für die Entwicklung der europäischen Netzwerke zuständig. Sie vermittelt zwischen den globalen Zielen und den jeweiligen Problemen in einzelnen Ländern. Denn auf Landesebene sind die Country Representatives – die Ländervertreter – verantwortlich für die Umsetzung der Massnahmen. Sie müssen dafür sorgen, dass die Stimme der jungen Generation gehört werden kann, dass der Wissenstransfer und der Austausch stattfinden, dass aus der abstrakten Idee ein lebendiges Netzwerk wird.
Hier finden wir Rahel Wyss. Sie ist Agronomin und wie Martina Graf Assistentin an der Hochschule für Agrar- Forst- und Lebensmittelwissenschaften in Zollikofen BE. Wyss arbeitet im Gegensatz zu manchen Kollegen, die in der Industrie, auf
Bauernhöfen oder im eigenen Unternehmen arbeiten, in der Agrarforschung. Allen gemeinsam ist, dass sie sich einsetzen, dass die Landwirtschaft, insbesondere die junge Landwirtschaft, eine Zukunft hat. «Die Landwirtschaft als Tätigkeitsfeld bietet viele spannende Möglichkeiten zur Weiterentwicklung, dies wird leider von den jungen Leuten bei der Berufswahl häufig nicht erkannt», begründet Rahel Wyss deshalb ihr Engagement.
Aufbauphase in der Schweiz läuft noch
Das Schweizer Netzwerk besteht seit 2012, zählt momentan etwa 200 Mitglieder und ist noch im Aufbau. «Wir müssen in erster Linie die richtigen Mitglieder finden und einbinden», sagt dazu Rahel Wyss. Denn das Netzwerk lebe vom aktiven Austausch, den Ideen und den umgesetzten Projekten.
Während sich Ypard Global stark am internationalen Kontext und den internationalen Debatten beteiligt, ist Ypard Schweiz daran, lokale Leute und insbesondere auch Landwirte einzubinden. Zusammen mit einer kleinen Arbeitsgruppe freut sich Rahel Wyss auf weitere Aktivitäten, um den jungen Leuten in der Schweiz aufzuzeigen, wie spannend und vielfältig die Berufswelt «Landwirtschaft» sein kann und um ihnen eine stärkere Stimme zu verleihen.
Hansjürg Jäger
Links: www.ypard.net oder www.facebook.com/ypard