In Maur ZH hob Fructus die 10. Schweizer Obstsorte des Jahres in würdigem Rahmen auf den Thron. Auf dem Obstbaubetrieb der Familie Bachofen in Maur ZH wurden die Gäste von Fructus-Präsident Kaspar Hunziker begrüsst. Hunziker machte nicht nur auf die Quitte, sondern auch auf die Bedeutung der Erhaltung und Förderung alter Obstsorten aufmerksam und betonte, dass die genetische Vielfalt das Fundament für die Sortenzüchtung und damit eines erfolgreichen Obstbaus ist.
Von Südwestasien auf die Alpennordseite
Das Ursprungsgebiet der Quitte (Cydonia oblonga) wird in Südwestasienvermutet. In Babylonien soll der Quittenbaum schon 4000 Jahre vor unserer Zeitrechnung kultiviert worden sein. Die Römer nannten die Frucht mit der pelzigen Schale malum cotoneum, also wolliger Apfel und brachten sie auch auf die Alpennordseite.
Wurden 1951 im Schweizer Feldobstbau 113'000 Quittenbäume gezählt, waren es 1991 nur noch rund 50'000. 1989 trat die für das Kernobst gefährliche Bakterienkrankheit Feuerbrand erstmals in der Schweiz auf und die feuerbrandanfällige Quitte geriet als Infektionsherd für Apfel- und Birnbäume in Verruf. Als Folge davon reduzierte sich der Bestand nochmals dramatisch und die professionelle Produktion brach fast vollständig ein.
Inventarisierung der Quittensorten in der Schweiz
Anders als etwa bei Äpfeln oder Birnen werden Quitten landläufig einfach "Quitte" genannt, obschon es auch bei dieser Obstart unterschiedliche Sorten gibt. Über die in der Schweiz vorkommenden Varietäten ist jedoch erst wenig bekannt. Das soll sich mit dem nationalen Inventarisierungsprojekt ändern, das Fructus im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft BLW gestartet hat. Insbesondere alte Quittenbäume, die die Feuerbrandepidemie der letzten Jahre unbeschadet überstanden haben, lassen hoffen, dass bisher unbekannte Quittensorten entdeckt werden könnten. Fructus bittet die Bevölkerung deshalb um Mithilfe und ruft dazu auf, alte Quittenbäume mit einem Stammumfang von 130cm oder mehr zu melden.
Frucht mit einmaligen Charakter
Unter den Kernobstarten ist die Quitte wohl diejenige mit den auffälligsten Eigenschaften. Ihr intensiver Duft beglückt die Menschen seit Jahrtausenden und in vielen Mythologien wird sie als Symbol für Glück, Liebe und Fruchtbarkeit verehrt. Im Gegensatz zu Birnen und Äpfeln lassen sich Quitten schlecht lagern und werden darum im Herbst nur während einer kurzen Zeit angeboten. Fructus präsentierte die Quitte bei der Kürung deshalb in Form von verarbeiteten Produkten wie dem beliebten Gelée, als Konfekt, kandierten Fruchtstücken, spanische Spezialität, Quittensaft oder Quittenbränden. Quittenextrakt wird aber auch kosmetischen Produkten beigefügt und aus Quittenholz werden Griffe für edle Taschenmesser gefertigt.
Quittenbäume trotz Feuerbrandgefahr
Bei der Besichtigung seiner Quittenbäume betonte Betriebsleiter Christian Bachofen, dass Bäume jeden Alters regelmässig auf die meldepflichtige Krankheit Feuerbrand kontrolliert werden müssen. Seine Bäume sind so gepflanzt, dass Bachofen sie stets unter Kontrolle hat und so eine allfällige Infektion rechtzeitig erkennen und entsprechend handeln kann. Wo die Überwachung der Bäume nicht garantiert ist, sollten keine Quitten gepflanzt werden. Zur Vorbeugung gegen Pilzkrankheiten, insbesondere der Quittenblattbräune, werden Quittenbäume am besten an einen sonnigen und warmen Standort platziert.
Aufruf zur Meldung alter Quittenbäume
Grosse Quittenbäume sind selten geworden und mit ihnen drohen auch die letzten alten Sorten zu verschwinden. Fructus, die Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten, hat nun zusammen mit dem Bundesamt für Landwirtschaft das Inventarisierungsprojekt Quitten gestartet und bittet die Bevölkerung um Mithilfe: Besitzen Sie selbst eine sehr alte Quitte oder kennen einen Standort, wo ein solcher Baum steht? Melden Sie uns bitte Quittenbäume, deren Stammumfang 130cm oder mehr beträgt. Der Stammumfang wird auf einer Höhe von 1m ab Boden und rund um den Stamm gemessen.
Meldungen mit Angabe von Standort und Stammumfang bitte per E-Mail an Michel Brunner, lindenbaum(at)gmx.ch
oder an das
Fructus-Sekretariat, c/o Agroscope, Schloss 1, 8820 Wädenswil, Telefon 058 460 61 02, info(at)Fructus.ch.
Stämme von alten Quittenbäumen sind typischerweise fragmentiert (haben Rillen) wie dieser Stamm eines rund 100 Jahre alten Baumes in Gutenswil ZH zeigt (siehe Abb. 2).
Werden Quittensorten gefunden, die laut DNA-Analysen keiner bekannten Sorte angehören, werden diese anschliessend in nationalen Sortensammlungen erhalten, auf ihre Robustheit gegen Krankheiten geprüft und beschrieben.
lid