Wer sich schon ausführlicher mit der Fair-Food-Initiative befasst hat, der erfuhr am Freitagabend in der prominent besetzten Fernsehdiskussion keine grösseren neuen Erkenntnisse.
Als Vertreter der Landesregierung war Innenminister und Bundespräsident Alain Berset geladen. Er sprach sich namens der Regierung gegen die Initiative aus. Wichtig seien für die Bürger und Konsumenten Transparenz, Vielfalt und Preis, der Wettbewerb gewähre schon heute die Berücksichtigung dieser Bedürfnisse, es brauche dazu keine Initiative.
Flugzeuge voller Kontrolleure, oder regelts der Markt?
Ko-Initiantin Maya Graf von den Grünen widersprach: Im Inland seien diese Anforderungen erfüllt, aber nicht bei den Importen, die über die Hälfte der konsumierten Lebensmittel ausmachen. Der Bundesrat könnte froh sein um einen Verfassungsauftrag, der ihm erlaub,t den Inlanderfolg im Ausland umzusetzen.
Ihre Ratskollegin Regine Sauter von der FDP erklärte, die Grossverteiler seien bereits aktiv mit selektiven Importen, dazu brauche es keine Initiative und keine Bevormundung der Konsumenten. Da geriet sie bei Hansuli Huber an den Falschen. Er erklärte im Einklang mit Maya Graf, dass die Grossverteiler zwar durchaus positives leisteten, aber man dürfe auch die Gastronomie nicht vernachlässigen. Hier werde aufgetischt und kein Mensch habe eine Ahnung, woher das Produkt komme, so Maya Graf. "Wir haben eine Verantwortung", sagte sie.
Sauter konterte: "Wir könnenn doch keine Vorschriften an ausländische Produzenten machen, oder soll die Schweiz auf den italienischen Tomatenplantagen Polizei spielen", fragte sie. Alain Berset gab ihr Unterstützung: "Ich frage mich, wieviele Flugzeuge man braucht, um die Schweizer Kontrolleure ins Ausland zu fliegen", so Berset.
Hansuli Huber sieht da keine grösseren Probleme. Die Schweiz sei auf den internationalen Lebensmittelmärkten ein kaufkräftiger Grosskunde, das heisse, so sagte er sinngemäss, wenn die Schweizer etwas wollen, dann erhalten sie das auch.
Uneinige Landwirtschaft
Die Arena warf auch ein Schlaglicht auf die Uneinigkeit der Schweizer Landwirtschaft in Sachen "Fair-Food". Der Schwyzer SVP-Nationalrat und Bergbauer Marcel Dettling befürchtet, dass die Landwirtschaft im Falle eines Ja mehr Importkonkurrenz erhielte.
Der Präsident der Junglandwirte-Kommission Christian Schönbächler wiederum erklärte, er habe diesbezüglich keine Angst, die Schweizer Bauern könnten sich erlauben, hier mit etwas mehr Selbstvertrauen aufzutreten, die Qualität der Produkte sei top. Er befürworte die Initiative auch deshalb, weil sie Saisonalität und Regionalität und damit Stärken der heimischen Bauern fördern wolle.
Uneinig waren sich die beiden Bauern auch in Sachen Einkaufstourismus. Schönbächler hält diesen für vernachlässigbar, er betreffe vor allem Non-Food-Produkte. Dettling hingegen meinte, man rede hier von Einkäufen im Wert von 3 Mrd Fr., das sei keinesfalls zu vernachlässigen.
akr
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