Der Stationstest für Freibergerhengste ist unbefriedigend. Dieser Ansicht ist die im Berner Jura wohnhafte Züchterin Therese Franchi. Sie hat beim Schweizerischen Freibergerverband (SFV) eine Petition eingereicht, die von 230 Züchterinnen und Züchtern unterzeichnet wurde, darunter auch 34 Hengsthalter und Hengstaufzüchter. Der Test sei veraltet, «zu kurz, zu hart und zu teuer», so Franchi.

Zu hart erläutert die Züchterin mit zu wenig tiergerecht. Gerade dieser Vorwurf gelangt Jahr für Jahr auch aus Konsumentenkreisen an die Züchterschaft und den SFV. Dort hält man bislang allerdings am seit rund 20 Jahren durchgeführten Test am Eidgenössischen Gestüt in Avenches VD fest, in dem Hengste am Wagen, unter dem Sattel und im Verhalten während 40 Tagen getestet werden.


Aufzüchter sollen ihre Hengste selbständig vorbereiten


Am Donnerstag letzter Woche gab es zwischen der Geschäftsleitung des SFV und der Züchterin Therese Franchi in Balsthal ein Treffen. Statt des zirka 2500 Franken teuren Tests am Eidgenössischen Gestüt sollen Hengste künftig mit mehr Eigenleistung durch den Aufzüchter vorbereitet werden, äussert Franchi.

Hernach soll im Zweitagetest das junge Pferd von Fremdreiter und -fahrer auf die Probe gestellt ­werden. So könnte zudem die artgerechte Haltung des jungen Hengstes besser gewährleistet werden, ist Franchi sicher. Die Forderung hat aber noch andere Gründe. «Viele Hengsthalter sind nicht mehr bereit, ihre Pferde in Avenches testen zu lassen. Sie haben zunehmend Schwierigkeiten, dem Nationalgestüt das Vertrauen zu schenken», weiss Franchi.


Es braucht den Antrag einer Genossenschaft


Mangelndes Vertrauen spürt auch Zuchtkommissionspräsident Andreas Bösiger auf Anfrage der «BauernZeitung». Es sei wichtig, diese Ansprüche ernst zu nehmen, so Bösiger. «Wir wollen spüren, welche Wünsche die Basis äussert.» Man werde die Anliegen im Vorstand diskutieren.

Bösiger erklärt aber, dass eine solche Forderung zwingend über eine Genossenschaft oder einen Verein an den Verband ­gelangen müsse, um etwas zu ­erreichen. «Diese sind bei uns Mitglied, es gibt keine Einzelmitgliedschaft», erklärt er. Würde man auf jedes einzelne Anliegen aller Züchter eingehen wollen, bedeute das für einen solchen Verband das Ende.

Bösiger erinnert daran, dass erst im März letzten Jahres die Statuten und Reglemente revidiert worden sind und man es von Seiten der Züchterschaft anscheinend verpasst habe, sich zu jenem Zeitpunkt einzugeben. Therese Franchi ist überzeugt, dass zu wenig Information an die Basis gelangt. Hier sei nicht nur der Verband, sondern auch die Vorstände 
der einzelnen Genossenschaften und Vereine gefordert. Viele hätten gar nichts von der Statuten- und Reglementsrevision mitbekommen, ist sie sicher.


Züchter fordern unabhängige Beurteilung


Eine weitere Forderung in der Petition ist die selbständige Beurteilung der Hengste in Glovelier. Die Richter müssten unabhängig voneinander die Kandi-

daten in den Grundgangarten und im Exterieur beurteilen, ohne dabei miteinander im Gespräch zu sein. Zudem fordert die Züchterin mehr Transparenz. «Die Noten müssen gleich bekannt gegeben werden», erklärt sie.


Therese Franchi kritisiert in ihrer Petition das strenge Reglement. Weiche ein Hengst in der Grösse oder auch bei den weissen Abzeichen auch nur leicht von den Forderungen ab, sei ihm der Zugang zur Körung verwehrt. «So verlieren wir unter Umständen hochkarätige Pferde wegen einer Kleinigkeit. Wir engen uns damit viel zu sehr ein!», so Franchi.

«Wir vergeben klare Marktchancen»

Die Züchterin ist zudem sicher, dass es auch Pferde vom schweren Schlag braucht, oder solche mit grösserem Endmass. «Da vergeben wir klare Marktchancen», weiss sie, schliesslich kaufen solche Kunden dann einen kleinen Kaltblüter in Nachbarländern, dabei wäre die Grundlage dieser Genetik beim Freiberger nach wie vor vorhanden, ginge aber verloren, werde sie nicht nachhaltig unterstützt.


«Wir müssen mit vereinten Kräften das Kulturgut Freiberger in unserem Land erhalten, es steht im Vordergrund, dass wir als Züchterschaft das Gespräch mit unserem Verband suchen!», so Franchi. Inwieweit die Züchter allerdings bereit sind, das Gespräch zu suchen, ist fragwürdig. Missstimmungen um ungekörte Hengste, wie diesen Frühling beispielsweise um den Ravel-Sohn Rigoletto du Canon, sind wenig dienlich. Sollte es von Interesse sein, bedrohte Linien wie die R-Linie in der Tat zu erhalten, wird es aber mehr brauchen als Gespräche.

Simone Barth