"Eigentlich gibt es nicht zu wenig Bäume, aber zu viele ungepflegte", sagte Beat Felder, zuständig für Spezialkulturen und Leiter der siebten Schweizer Hochstammtagung. Beim Kernobst seien viele der gepflanzten Bäume noch nicht im Ertrag, bei den Kirschen ist die Kirschessigfliege Verursacher der tiefen Ernten (siehe auch BauernZeitung vom 10. Februar). Seit 2012 sei kein Mostapfel zu viel abgeliefert worden, bei den Spezialmostäpfeln sei die Nachfrage gar gestiegen. Bei den Birnen seien nur mehr rund 70 Prozent des Jahresbedarfes an Lager. Langfristig könne das von den Verarbeitern nicht überbrückt werden. "Birnbäume hätte es genug, nur müssten sie gepflegt und geerntet werden", forderte Felder.

Branche für Pflegepflicht
Eine angemessene Baumpflege soll künftig eine Auflage für den Erhalt von Direktzahlungen sein, nicht nur wie bisher in der Qualitätsstufe II, sondern bei allen Bäumen (siehe Kasten). Der Vorschlag im Verordnungspaket des Bundes, das derzeit in der Vernehmlassung ist, wird in der Branche aber bereits teilweise kritisiert. Nicht so an der Hochstammtagung. Die Anwesenden waren sich einig, dass pflegebedürftige Bäume gepflegt werden sollten. Offensichtlich gebe es einige Missverständnisse, wenn gedroht werde, wegen der Auflage zur Motorsäge zu greifen. "Alte Bäume brauchen keine Pflege mehr", stellte Beat Felder gegenüber der BauernZeitung klar. Wer aber mit Beiträgen Bäume pflanze, solle auch zu einer angemessenen Erziehung der Jungbäume verpflichtet werden. Für die meisten Bauern sei dies ohnehin eine Selbstverständlichkeit. Schon heute erfüllen 54 Prozent aller Luzerner Hochstämmer die Qualitätsanforderungen II, Pflege und Kontrolle würden keine Probleme bereiten, erklärt Felder. Auch Othmar Eicher, Obstbauberater am LZ Liebegg, weist auf Anfrage der BauernZeitung darauf hin, dass dies auch von vielen Bauern selbst begrüsst werde. "Die Branche befürwortet die Pflegepflicht für Beiträge." Klar gebe es aus wirtschaftlichen Gründen eine gewissen Tendenz, Bäume zu vernachlässigen, und Baumpflege sei auch eine Willensfrage.

Liste mit Baumpflegern
Im Aargau werden jährlich, bewusst regional verteilte, halbtägige Schnittkurse angeboten, vier bis fünf pro Jahr. Das Interesse sei nach wie vor da. Es gebe zwar keine eigentlichen Schnittequipen, wie das in anderen Kantonen, so im Zuger und Rigi Kirsch-Gebiet angestrebt wird. Im Aargau wird aber eine Liste namens "wer schneidet meine Bäume?" publiziert. Es gebe genügend Baumwärter, welche diese Dienstleistung anbieten. "Wer interessiert ist, hat Gelegenheit, seine Bäume pflegen zu lassen", sagt Othmar Eicher.

js

Ausführlicher Artikel in der BauernZeitung Zentralschweiz und Aargau vom 24. Februar.