«Die IG ‹Neue Schweizer Kuh› ist seit der Gründung vor fast zwei Jahren immer noch gut unterwegs», hielt deren Präsident Martin Huber anlässlich des Sommeranlasses fest. Am Mittwoch besuchte die IG zwei Betriebe, welche mit ihren Kuhherden eine eigene Strategie fahren und dem Zuchtziel der IG voll entsprechen.
Verzicht auf Antibiotika
Einer davon war der von Anita und Stefan Jegge in Kaisten AG. Der Biobetrieb setzt schon seit mehr als zehn Jahren auf Vollweide mit saisonaler Abkalbung. Damit möglichst alle Kühe in der bevorzugten Zeitspanne abkalben, läuft wegen der Fruchtbarkeit ein selbstgezüchteter SF-Stier in der Herde mit. Auf Kraftfutter und Antibiotika wird gänzlich verzichtet. «Wir arbeiten viel mit Homöopathie und das klappt hervorragend», hält der Landwirt fest. Um den Anforderungen gerecht zu werden, setze man auf eine robuste Rasse wie die des Swiss Fleckviehs. «Unser Zuchtziel ist klar: Wir wollen eine möglichst homogene Herde», sagt Jegge. Die Fruchtbarkeit, ein gutes Fundament und eine Grösse von unter 140 Zentimetern stehen dabei im Mittelpunkt. «Unsere Kühe müssen viel laufen, daher bevorzuge ich ein Euter, das hinten schmal aufgehängt ist, und ich strebe eher den rundlichen Typ an», so der Betriebsleiter. Zurzeit absolvieren die Kühe im Durchschnitt 4,3 Laktationen. Das Ziel sei hier ganz klar mindestens sechs Laktationen.
Einfach und kostengünstig
«Mit dem Vollweidesystem praktizieren wir eine sehr einfache und kostengünstige Milchproduktion», sagt der Landwirt. Natürlich seien da keine Spitzenleistungen möglich. So lag 2016 der Durchschnitt bei 5916 kg mit 4,14% Fett und 3,21% Eiweiss. Auch in der Kälberaufzucht gehen Jegges einen speziellen Weg. «Nach der Geburt lassen wir die Kälber für zirka zwei Wochen bei der Mutter säugen. Danach übernimmt eine Ammenkuh diese Aufgabe.» Durchfallprobleme und Kälberkrankheiten kenne man seither nicht mehr. Dank eines Milchpreises von 79 Rappen (Bio) und der tiefen Strukturkosten generiere der Betrieb eine relativ hohe Wertschöpfung. Der zweite besuchte Betrieb war der von Silvia und Adrian Stohler in Olsberg BL. Auf dem 31 Hektaren grossen Vollweidebetrieb mit saisonaler Abkalbung wird vor allem mit neuseeländischer Genetik gearbeitet.
Eine frühreife Rasse
«Dies ist die ideale Rasse für unsere Betriebsstrategie», ist das Betriebsleiterehepaar überzeugt. Stohlers halten rund 55 Kühe, und diese erreichten 2016 einen Durchschnitt von 5500 kg Milch mit 4,32% Fett und 3,27% Eiweiss. Das «geringe» Gewicht und die Frühreife seien besondere Vorteile der NZ-Holstein. Zu grosse Kühe wolle man überhaupt nicht. «Wir sind mit einer Widerristhöhe von 130 bis 135 Zentimetern mehr als zufrieden», fügt Adrian Stohler an. Das Erstkalbealter ist mit 23 bis 25 Monaten sehr tief und bei der Anpaarung werden nur die besten Tiere (50% der Herde) mit Milchrassenstieren angepaart, der Rest mit Maststieren (Angus). Stohlers sind in keinem Zuchtverband angeschlossen. Um trotzdem eine Herdenübersicht zu erhalten, wird zweimal im Jahr eigenmächtig eine Milchkontrolle durchgeführt, und diese wird bei Suisselab analysiert. «In Zukunft wollen wir sicher vermehrt auf den Milchgehalt – 4,5% Fett und 3,5% Eiweiss sind das Ziel –, auf eine gute Fruchtbarkeit und auf eine geringe Abnahme der Köperkondition nach der Startphase achten.»
Ein guter Futterbau
Möglichst kostengünstig viel Milch aus Weidefutter zu produzieren, stehe an oberster Stelle. «Wir verzichten seit 2013 auf einen Kraftfuttereinsatz», sagt Silvia Stohler. «Nicht nur in der Zucht, sondern auch im Futterbau überlassen wir nichts dem Zufall», so der Betriebsleiter. «Wir haben hier in unserer Gegend oft mit Trockenheit zu tun und da sind resistente Gräser oder eine gute Grasmischung wie das 462 von Vorteil.»
Peter Fankhauser