Da liegt er auf dem Küchentisch, der kleine Stinker. Nicht nur mit Stolz hat Markus Aegerter den neuen Käse angekündigt. Auch etwas Zweifel schwingt mit: «Der ist dann nicht für jede Nase», schmunzelt er. Doch am Mut hat es den Schangnauern nie gefehlt und so bestreicht sich der Käsereipräsident Andreas Neuenschwander ein Stück Züpfe dick mit dem Käse für den mutigen Geniesser, beisst herzhaft ab. Sein Lachen verrät, Aegerter hat wieder einen Treffer gelandet. Die Schangnauer Milchproduzenten lieben ihren Käser, das haben sie in der Vergangenheit mehrfach bewiesen. Und sie haben für ihn nicht nur in den stinkenden Käse, sondern ab und zu auch in den sauren Apfel beissen müssen.

Die Schangnauer Milchproduzenten haben viel gewagt ...

Sein Wissen erlernte Markus Aegerter noch zu den Emmentaler Zeiten. Damals als der Lehrling noch zittern musste, wenn der Käsebaron mit dem dicken Karren vorfuhr und dem Käser die Leviten las. Heute sind die Barone weg, mit ihnen auch der sichere Käseabsatz. Doch für eine kleine Käserei in Schangnau war das der Startschuss für ein erfolgreiches Spezialitätensortiment. «Wir haben viel gewagt», fasst Andreas Neuenschwander zusammen, «im Nachhinein können wir lachen über die Lehrstücke, die wir machten.» Doch damals 2008, als es so richtig losging, war es den Schangnauern nicht immer zum Lachen. Auch Susanne Aegerter, die Frau des Käsers meint rückblickend: «Hätten wir alles gewusst, ich

bin nicht sicher, ob wir es gewagt hätten.» Aber heute sind die Anfangswehen überwunden und der Käseabsatz läuft. Erleichterung verschafft das neue Käselager, wo mittlerweile acht Käsereien ihren Käse lagern lassen. Sieben Vollzeitstellen sind so um die Käserei mit nur gerade 1,2 Mio Kilo Milch entstanden. Die Wertschöpfung bleibt im Tal und bei den Milchbauern. Ein Grundpreis von 70 Rappen bekommen die 25 Lieferanten. Was darauf bezahlt werden kann, entscheidet am Ende des Geschäftsjahres die Buchhaltung. 2016 kamen die Schangnauer so auf einen Milchpreis von 80 Rappen. 

... und viel gewonnen

Am Erfolg sind alle beteiligt, der Käser, welcher es wagt, stinkenden Käse aufzutischen, und die Bauern, die sich mit ihrem Käse in die Läden stellen und den Konsumenten erklären, warum in Schangnau die Kühe glücklicher, das Gras grüner und der Käse schmackhafter ist. Mutige Leute halt, die hinter ihren Produkten stehen.

Daniela Joder

Diesen Artikel finden Sie in der Printausgabe vom 13. Oktober

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