Freitagmorgen: Vorausscheidungen. Daniel Hasler studiert die Fleischrinder. «Genau dä wotti!», sagt der 19-jährige Landwirt aus Walterswil BE zu seiner Freundin und zeigt auf den jungen Muni. «Da gsehtme gnau, was fürne Klass das isch: Das isch es C!»
Ein Experte hat die Rinder für die Berufsmeisterschaften Swiss Skills nach CHTAX bewertet. Jetzt wartet die Aufgabe «Fleischrinder bewerten» auf Daniel Hasler. Mit dem Halfter in der Hand marschiert er scheinbar gelassen zu dem Rind, das er sich schon vorher genau angesehen hat. Führt es in einen separaten Ring, bindet es an und teilt den Experten seine Einschätzung mit. Die Experten achten nicht nur auf die Genauigkeit der Analyse, sondern auch auf den Umgang mit dem Tier.
Landwirt und Rocker
Daniel Hasler geniesst die Atmosphäre in Halle 7 auf dem Bea-Expo-Gelände: «Ich bin ein Showman!» Diese Seite lebt der Rockfan mit den langen blonden Locken und dem Augenbrauenpiercing auch auf der Bühne mit seiner Band «The Bacons» aus. In Stimmung für den Wettbewerb bringt sich der Landwirt, der seine Lehre mit einem Notenschnitt von 5,9 abgeschlossen hat, mit Songs von AC/DC. Wichtig ist ihm auch die Unterstützung seiner siebenköpfigen Familie und seiner Freundin.
31 Männer und fünf Frauen haben sich qualifiziert. «Zwischen uns herrscht absolutes Fairplay und grosse Kollegschaft, obwohl wir einander zum Teil erst seit 10 Minuten kennen.»
«Freundin ist ein bisschen eifersüchtig auf Traktor»
Vielfältige Aufgaben warten in den Vorausscheidungen: Tiere bewerten, Melken, Pflanzenkenntnisse, eine Sämaschine einstellen und Kartoffelpaloxen auf einen Wagen laden, sichern und mit Traktor und Anhänger rückwärts manövrieren. Auf Letzteres freut sich Daniel Hasler am meisten: «Das liegt mir. Das Melken macht mir mehr Sorgen.»
Viel Publikum versammelt sich auf dem Gelände vor dem Zelt. Daniel Hasler steigt in den Teleskoplader. «Cha e Biobuur das?», meint ein junger Zuschauer zum anderen. Denn trotz des aufgenähten IP-Suisse-Käfers auf den Arbeitshosen: Hasler hat die Lehre in der Fachrichtung Biolandbau absolviert.
Der «Biobuur» belehrt die Kritiker eines Besseren und erledigt die Aufgabe routiniert. «Er hat die leichtere Paloxe nur mit einem Gurt gesichert, die schwerere mit zwei. Das finde ich super», analysiert eine Zuschauerin. «Hopp Dänu!», ruft jemand im Publikum.
Etwas gefällt Daniel Hasler an dieser Aufgabe besonders: «Der wunderschöne Claas-Traktor wird mir in Erinnerung bleiben!» Auf die Blicke, die er dieser Maschine zugeworfen habe, sei seine Freundin ein bisschen eifersüchtig, scherzt er.
Einzug ins Finale ist geglückt
Am Abend zeigt sich: Daniel Hasler gehört zu den drei Besten des Tages - er qualifiziert sich für den Final am Sonntag: «Mein Ziel ist ein Platz unter den besten drei.» Die besten Neun der Vorausscheidungen treten im Finale gegeneinander an.
Die Aufgaben haben geändert, nur der Melkwettbewerb findet ein zweites Mal statt. Neu stehen z.B. eine Düngungsberechnung und das Aufstellen und Präsentieren eines Marktstandes auf dem Programm. «Abgekauft hätte ich dir alles. Mach weiter so mit deinem Talent», habe ein unbekannter Mann im Anzug zu Daniel Hasler gesagt, erzählt er später.
«Jetzt mache ich eine Woche blau»
Am Ende reicht es aber nicht ganz: Roman Schirmer aus Goldingen SG holt sich den Schweizermeistertitel. Auf Rang zwei kommt Ueli Baumgartner aus Huswil LU, Bronze geht an Pascal Krebs aus Forch ZH. «Es war trotzdem eine hammer Zeit», bilanziert Hasler. Er will jetzt eine Woche «blau machen» und freut sich auf mehr Zeit für «Rock`n`Roll.»
Jeanne Woodtli