Die Migros sorgt weiter für Schlagzeilen: Sie hat am 1. Januar 2015 begonnen, Kartoffeln der Sorte «Gwenne» zu importieren, obwohl die Lager noch voll sind. Insgesamt waren es bis Ende letzter Woche rund 248 t, wie aus gut informierter Quelle zu erfahren war. 

Seit Herbst 2014 kann man «Gwenne» in der Migros kaufen, Die Kartoffelsorte soll neben den bestehenden 13 Sorten Speisekartoffeln einen festen Platz in der Schweizer Kartoffelwelt finden, denn die Migros will «Gwenne» langfristig in der Schweiz einführen. «Es geht nicht darum, wie hoch die Importmengen sind», sagt Ruedi Fischer von der Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten, es geht ihm um das Verhalten der Migros und die Art und Weise, wie die verantwortlichen derzeit mit der Schweizer Landwirtschaft und ihren Produkten umgehen. Zwar ist es rechtlich möglich, bereits jetzt Kartoffeln zu importieren.

Denn im Rahmen von Freihandelsbestimmungen ist ein minimaler Marktzugang gewährleistet – derzeit sind es 6000 t Kartoffeln jährlich. Hinzu kommen dieses Jahr noch weitere 500 t, insgesamt also 6500 t Kartoffeln, die vorerst zum Ansatz von 6 Franken je 100 kg importiert werden dürfen. Wie Christine Heller von der Branchenorganisation Swisspatat sagt, werde das Kontingent normalerweise erst im Frühjahr für neuerntige Ware oder Spezialitäten gebraucht, die auf dem Schweizer Markt nicht mehr verfügbar seien. Für die Branche stellt sich nun die Frage was geschieht, wenn das Basiskontingent aufgebraucht ist, sagt Heller weiter. Für Fischer ist mit dem Verhalten der Migros nun fraglich, für was es solche Abmachungen noch brauche, wenn sich doch nicht alle daran halten würden. Insbesondere weil man mit der Kartoffelsorte «Amandine» einen mindestens gleichwertigen Ersatz hätte, sei es ein Affront gegenüber den Produzenten, wie Fischer sagt.

Die Migros dagegen hält fest, dass sie neben «Gwenne» auch «Amandine» anbiete und zwar in allen Filialen der Schweiz. «Wir möchten unseren Kunden gerne die Wahl zwischen diesen Sorten überlassen», lässt man ausrichten. Den Vorwurf, man unterwandere die geltenden Abmachungen, lässt man nicht gelten. Die Migros wolle für ihre Lieferanten in der Landwirtschaft ein «verlässlicher Partner sein und sie steht zu gemeinsamen Abmachungen». Diese Abmachungen treffe man so, dass die Migros «ihren Kundinnen und Kunden frische Produkte mit einem maximalen Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten kann.


Importiert werden die Knollen über die Fenaco-Tochter Steffen-Ris. Und zwar im Auftrag der Migros, wie in einer Stellungnahme mitgeteilt wird. Man komme damit den Verpflichtungen gegenüber der «wichtigen, langjährigen Kundin nach». Den Import an sich wolle man indes nicht kommentieren.

 

hja