Den Bio-Körnerleguminosen wurde am Mittwoch in Feldbach ZH eine Plattform des Austauschs geboten. Die Getreidezüchtung Peter Kunz (gzpk) versucht den Bio-Körnerleguminosen mit einem Zuchtprogramm auf die Sprünge zu helfen. Im Zuchtgarten in Feldbach wird sowohl an Erbsen wie auch an gelben, weissen und blauen Lupinen geforscht. Auf den ersten Blick sehen die blauen und weissen Lupinen ziemlich ähnlich aus. Blaue Lupinen können auch weisse Blüten tragen und weisse Lupinen können auch lilablühend sein. Die Farbe mache nicht den Unterschied, nur sei die blaue Lupine schmalblättrig und die weisse Lupine breitblättrig, meint Christine Arncken-Karutz vom Fibl. Blaue und weisse Lupinen seien zwei verschiedene Pflanzenarten und daher nicht miteinander kreuzbar.
Lupinen für alle
Lupinen sind heimische Eiweisspflanzen, die aufgrund den Standortansprüchen und Erträgen sehr interessant sind. Doch auch ökologisch betrachtet bieten die Lupinen einiges. Die Tertiärblüten fördern die Insektenvielfalt und die tiefe Verwurzelung mache den Boden gar, sagt Arncken-Karutz. Nebst den ökologischen Vorzügen weisen die Lupinen auch interessante Eigenschaften für die menschliche Ernährung auf. Der Proteingehalt ist hoch, der Alkaloid-Gehalt tief. Im Gegensatz zu Soja enthalten Lupinen auch keine Phytoestrogene. Sogar für die Waffelproduktion seien die weissen Lupinen mit der gelben Farbe geeignet, da die Lupinen als Ei-Ersatz fungieren können, sagt Arncken-Karutz mit einem Schmunzeln. Das Interesse der Lebensmittelindustrie zeigte sich auch in der Zusammensetzung der Teilnehmer am Bio-Körnerleguminosen-Tag. So waren die einen auf Inspirationssuche nach Rezepten, wohingegen anderen Teilnehmern Fragen über die gesundheitlichen Aspekte der Leguminosen auf der Zunge lagen.
Im Kampf gegen die Anthraknose
Die Lupine hat aber auch eine Kehrseite der Medaille. Vor allem die weisse Lupine ist hochanfällig auf die Pilz-Krankheit Anthraknose, was den Anbau der Kultur stark beeinträchtigt. In einem Züchtungsprojekt mit dem Fibl sollen Resistenzgene gegen den Pilz gefunden und eingekreuzt werden. Die vielversprechendsten Sortenkandidaten werden im Zuchtgarten von gzpk getestet, selektiert und bis hin zu marktreifen Sorten weiterentwickelt. Die Sorte Frieda zeigte dabei bisher die höchste Resistenz. Saatgut dieser Sorte zu sichern lohne sich auf jeden Fall, empfiehlt Arncken-Karutz. Der Fokus des Projekts auf die weisse Lupine erkläre sich jedoch auch dadurch, dass sie im Vergleich zur blauen Lupine besser auf den eher schweren Schweizer Böden gedeiht und eine höhere Bodenbedeckung erreicht, erklärt Arncken-Karutz. Der schwachen Konkurrenzfähigkeit der Lupinen gegenüber Unkräutern soll mit Mischkulturen entgegengewirkt werden. So wurden letztes Jahr blaue Lupinen mit Hafer in Mischkultur angebaut. Doch der Hafer war so konkurrenzstark, dass die Lupinen zu fest verdrängt wurden. Dieses Jahr werden die Lupinen in Kombination mit Sommerweizen angebaut, was schon vielversprechender aussehe, meint Arncken-Karutz.
Mischungen machen’s möglich
Mischkulturen sind auch am Standort Uster ein grosses Thema. Im Rahmen des EU-Projekts Remix, welches den Anbau von Mischkulturen fördert, testet gzpk im Auftrag vom Fibl Getreide-Leguminosen Mischkultursysteme. Die erhöhte Resilienz gegenüber klimatischen Schwankungen sei die Motivation für die Förderung von Mischkulturen, erklärt Benedikt Haug, der verantwortliche Doktorand vom Fibl. Gemenge können auch in sehr trockenen Jahren stabile Ernteerträge sicherstellen. Am Standort Uster wird die Kombination Sommererbse-Sommergerste geprüft. Im Gegensatz zu Triticale als Mischungspartner reife die Gerste gleichzeitig wie die Erbse ab, was die Ernte erleichtern würde. 28 verschiedene europäische Erbsensorten und sieben europäische Gerstensorten werden in Mischungen und als Referenz in Reinkultur getestet. Haug möchte herausfinden, welche Anbaumethode die Mischungseignung der Sorten am besten zum Vorschein lassen kommt. Nach ersten Erkenntnissen lässt der Anbau in Reinkultur keine gute Vorhersage für das Wachstumsverhalten der Sorte in Mischkultur zu. Die Mischungseignung zeige sich nur, wenn die Mischungspartner zusammen angebaut werden. Der Standort Uster begünstige die Gerste, ein anderer Standort fördere die Erbse. Aber an beiden Standorten hätten die Mischkulturen gut funktioniert. Die Mischungen konnten die Unkräuter erfolgreich unterdrücken. Die Sortenunterschiede seien jedoch sehr gross. So erreichte die Erbsen-Sorte Protecta einen Ertrag von 27 dt pro ha, wobei der Ertrag der Gerste 21 dt pro ha betrug. Bei der Sorte Audit lag das Erbsen-Gerste-Verhältnis mit einem Erbsenertrag von 10 dt pro ha und einem Gerstenertrag von 25 dt pro ha mehr auf der Seite der Gerste. Dieses Verhältnis ist sehr relevant, denn für Mischungen ist ein minimaler Gewichtsanteil von 30 Prozent der zu Beiträgen berechtigten Kulturen im Erntegut erforderlich. Die Krux an Mischungen sei auch die Trennung der beiden Kulturen nach der Ernte, fährt Haug fort. Denn «was gut zu dreschen ist, ist schlecht zu trennen und was gut zu trennen ist, ist schlecht zu dreschen.»
Erbsensorten für die menschliche Ernährung
«Feldbach ist ein Wunderort. Da wächst alles ausser Respekt.», findet Agata Leska. Der Anbau der Erbse erfolgt in der Schweiz hauptsächlich für die Produktion von Tierfutter. Die Kultur gelte als riskant und die Abnahmestellen bevorzugen Reinsaat, meint Agata Leska. Für eine offizielle Sortenprüfung werden Erbsen in Reinkultur angebaut. Da die Sorten von gzpk in Mischungen gezüchtet werden, müssen sich auch die besten Linien in Mischanbau mit Gerste in Reinsaat beweisen. So werden am Standort Uster 16 Erbsensorten in Reinkultur angebaut. In den Augen von Leska hat die Körnererbse auch für die menschliche Ernährung grosses Potential. Insgesamt arbeitet Leska seit 2012 mit über 720 Erbsensorten und macht 300 Kreuzungen pro Jahr. Das Ziel der Erbsenzüchterin ist es, 20 verschiedene Sorten für die menschliche Ernährung auf den Markt zu bringen. Im Sommer 2020 sollen die ersten eigenen Züchtungen bereit sein.