In der Vianco-Arena in Brunegg AG haben sich am Mittwoch trotz schönem Wetter mehr als 400 Milchproduzenten getroffen. Sie wollten an der ersten Generalversammlung mitbestimmen, wie Mooh künftig arbeitet. Mooh ist der neue Elefant im Schweizer Milchmarkt und wird mit 550 Mio kg gegen 15% der Schweizer Milchmenge handeln. Die Firma wird aus der Nordostmilch und dem Milchhandelsgeschäft der Miba fusioniert (die BauernZeitung berichtete).

57 Rappen brutto

Und die Produzenten wollten es genau wissen. Alleine der Zustimmung zu den Lieferkonditionen ging eine zweistündige Diskussion voraus. Am Ende obsiegte aber der Vorschlag der Führungsmannschaft um Robert Bischofberger und Daniel Schreiber. Für Lieferanten von Miba und Nordostmilch heisst das zuerst eine Anpassung der Konditionen. Denn bis Ende Jahr wird allen Produzenten der saisonale Basispreis ausbezahlt. Dieser beträgt im Juli für Silomilch 57 Rappen. Biomilch wird für 83 Rappen und Silofreie Milch für 63 Rappen abgenommen. Wer mehr als 3000 kg Milch täglich abliefert, der kann von einer Grossmengenzulage von 0.5 Rappen profitieren. Kann der Lastwagenchauffeur mehr als 8000 kg aufladen, profitiert der Landwirt von einem Zuschlag von 1 Rp./kg.

Beim Milchgehalt orientiert sich der neue Milchhändler am internationalen Standard: Fett 4% und Eiweiss 3.3%. Weicht der Fettgehalt um 0.01% ab wird der Preis um 0.04 Rappen je Zehntelsprozent korrigiert. Beim Eiweissgehalt beträgt die Preisanpassung 0.06 Rp je 0.01%.

Wie René Schwager betonte, könne man sich keinen politisch motivierten Milchpreis erlauben. Als Begründung für die Preisofferte von Mooh zog er stattdessen die internationale Marktlage heran. Und die Tatsache, dass Schweizer Milchprodukte Marktanteile verlieren. 

Auch eine Mengensteuerung im weiteren Sinne ist in den nächsten sechs Monaten nicht vorgesehen, jeder Produzent kann so viel abliefern, wie es ihm seine Produktion ermöglicht.

Planungsmodell ab 1. Januar 2017

Ende Jahr dann kann der Produzent zwischen zwei Optionen wählen: zwischen dem Basismodell, das einen saisonal schwankenden Milchpreis hat, und das Planungsmodell mit monatlich fix vereinbarten Liefermengen. In beiden Fällen entscheidet der Landwirt, welchen Weg er gehen will. Für den Planungsaufwand wird ein kleiner Bonus ausbezahlt, allerdings wird auch die Unter- und Überlieferung der vereinbarten Mengen geahndet und mit einem Abzug belastet. Das Ziel des neuen Einkaufsmodell ist es, den Bauern mehr Handlungsspielraum zu geben. „Wir glauben daran, dass Milchproduzenten erwachsene Menschen sind, die selbst Rechnen und selbst entscheiden können“, sagte Christophe Eggenschwiler, der neue Geschäftsführer der Mooh.

Umstrittene Lademengenzuschläge und Haltepauschalen

In den langen Diskussionen kam verschiedentlich zum Ausdruck, dass sich insbesondere Miba-Produzenten übergangen fühlten. Die Sammelstellen und die Samelplätze werden mit dem neuen Reglement ungleich behandelt, zudem sinkt für die Miba-Produzenten der Lademengenzuschlag, während die Haltepauschalen steigen. Rene Schwager erklärte, dass damit Kostentransparenz hergestellt werde. Gleichzeitig haben viele noch die Erinnerung an die letzte Pleite mit Swiss Dairy Food. Mit dem Firmenkonkurs musste auch die Miba ziemlich viel Geld abschreiben. Sie misstrauen der neuen Führung und bemängelten die aus ihrer Sicht fehlende Transparenz im laufenden Budget und in der Festlegung der verschiedenen Abzüge. Dass das Budget im laufenden Jahr nicht genau er sein kann, erklärte Robert Bischofberger. Denn für die Fusion werden die beiden Händler und die bereits vorhandenen Budgets zusammengelegt. In der Folge wird man erst im nächsten Frühjahr gemeinsam mit der ersten Halbjahresrechnung ein konsolidiertes Mooh-Budget zu Gesicht bekommen.

Kaum Erfahrung und kein Budget

Zu reden gab vor den Einkaufskonditionen auch der Entwurf der Statuten. Zwei Stunden rangen die Produzenten um die richtigen Formulierungen. Auch dort war das Misstrauen aus der Nordwestschweiz deutlich spürbar. So musste Christophe Eggenschwiler überraschend viele kritische Fragen zum Bereich Unternehmensentwicklung beantworten. Die Anwesenden Produzenten haben die Statuten leicht verändert, die Verwaltung von 12 auf 11 Sitze reduziert. Und sie haben nach gut viereinhalb Stunden Diskussion letztlich die vorgeschlagenen Mitglieder für die Verwaltung gewählt.

Neu im Mooh-Verwaltungsrat

So darf sich Robert Bischofberger über ein neues Amt freuen: Er wurde sehr deutlich zum neuen Präsidenten der Mooh gewählt. Auch Daniel Schreiber konnte auf die breite Unterstützung in der Basis zählen. Weiter wurden von der Nordostmilch Martin Hübscher, Karl Häcki, Ernst Bachmann und Hans Tanner gewählt. Aus der Miba werden Thomas Aregger, Christian Banga, Boris Beuret, Daniel Schreiber und Daniel Studer in der Verwaltung von Mooh Einsitz nehmen. René Schwager, der die Nordostmilch führte, wird für den Verkauf und den Aufbau der neuen Märkte verantwortlich sein.

hja