Die Preis- und Mengenfestlegung bleibt in jedem Fall in der Kompetenz der Vertragspartner.» Dieser Satz im Landwirtschaftsgesetz gibt Milchbauern und Milchkäufern die Kompetenz, Mengen und Preise selbst festzulegen. Die Schweizer Milchproduzenten (SMP) und der Schweizer Bauernverband (SBV) wollen diese Bestimmungen enger fassen. Am Dienstag haben sie mit Bundespräsident Johann Schneider-Ammann über mögliche Ansatzpunkte gesprochen (siehe Interview mit Johann Schneider-Ammann).
Jeder liefert, so viel er will
Einen anderen Weg will Mooh gehen. Der neue Riese soll nächsten Mittwoch mit der Fusion des Milchhandelsgeschäfts der Miba und der Nordostmilch gegründet werden. Die Verantwortlichen haben in den letzten Wochen Einkaufskonditionen und Statuten entworfen und den Produzenten via Post und an Informationsveranstaltungen näher gebracht.
Von einem griffigen Mengensteuerungssystem, wie das den Bauernvertretern auf dem politischen Parkett vorschwebt, ist man weit entfernt. Stattdessen offeriert Mooh den Milchbauern eine garantierte Abnahme zu einem saisonalen Basispreis. Im Entwurfstext der Einkaufskonditionen steht: «Der saisonale Basispreis entspricht der monatlichen Situation des Milchmarktes und kann von Monat zu Monat variieren.» Ausbezahlt werden soll er jeweils bis am 20. des Folgemonats.
Wer nicht einfach so ins Blaue hinaus liefern will, kann ein Planungsmodell wählen. Dabei wird eine fixe Monatsvertragsmenge jedes Jahr auf den 1. Januar vom Milchlieferanten selbst definiert. Wird die Menge eingehalten, erhält der Produzent den saisonalen Basispreis und einen zusätzlichen Bonus für die Planungsleistung. Wird die vereinbarte Menge aber unter- bzw. überliefert, ist ein Abzug fällig.
Landwirt entscheidet selbst
Wenn der Bauer nicht von sich aus die Liefermenge planen will, hat er als Mooh-Lieferant auch keinen Druck, das zu tun. «Es liegt am Landwirt. Er muss letztlich entscheiden, ob er die Milchmenge ausdehnen oder reduzieren will», sagt dazu René Schwager.
Schwager ist Geschäftsführer der Nordostmilch und hat an der Ausarbeitung der Einkaufskonditionen mitgewirkt. «Wir haben die letzten Jahre sowohl im Inland wie im Export Marktanteile verloren und die Produktion relativ zum Markt gedrosselt. Trotzdem geht der Preis zurück», erklärt Schwager die Ausgangslage.
Daniel Schreiber, Präsident der Miba-Genossenschaft, verteidigt die Einkaufskonditionen: «Wir müssen den Landwirten die Möglichkeit geben, dass sie ihr Produktionspotenzial nutzen können.»
Mit dem Liefermodell von Mooh bleibt der Preis der mengensteuernde Faktor. Wie René Schwager sagt, funktioniert das bereits heute. «Wir sehen sehr deutlich, dass das Preissignal mit einer Verzögerung von zwölf Monaten auch die Produktionsmenge beeinflusst.» Sinkt der Preis, gehe auch die Produktion zurück. Zusätzlich dürften die Milchpreisschwankungen saisonal etwas stärker zunehmen, wie Daniel Schreiber sagt.
Juristisch einwandfrei
Politisch betrachtet legt sich Mooh quer zu den von Bauernvertretern diskutierten Absichten. Statt eine griffigere Mengensteuerung einzuführen, überlässt man den Landwirten mehr Spielraum in der Betriebsführung.
«Offenbar ist das auch der Wille dieser Produzenten, die Lieferverträge so auszugestalten», konstatiert SMP-Direktor Kurt Nüesch. «Sofern die geltenden Regeln des Standardvertrages und der Segmentierung der BO Milch eingehalten werden, kann dem im Moment juristisch nichts entgegengehalten werden.»
Hansjürg Jäger