In der Schweiz wird nur wenig Soja angebaut. Der Grund liegt nicht nur im Klima (Soja hat einen hohen Wärmebedarf) und den bescheidenen Erträgen, sondern auch am Preis: Mit den Futtermittelpreisen aus Übersee kann Schweizer Soja nicht mithalten.
Potenzial des Sojaanbaus im Inland
In der Schweiz wird nur wenig Soja angebaut. Der Grund liegt nicht nur im Klima (Soja hat einen hohen Wärmebedarf) und den bescheidenen Erträgen, sondern auch am Preis: Mit den Futtermittelpreisen aus Übersee kann Schweizer Soja nicht mithalten. Wenn Soja hierzulande angebaut wird, dann fast nur für die Produktion von Lebensmitteln wie Tofu, vor allem in Bioqualität. Das Hauptproblem im Bio-Sojaanbau ist das Unkraut. Dessen Bekämpfung treibt die Produktionskosten im Bioanbau in die Höhe. Im Jahr 2016 haben rund 600 Bauern auf 1'777 Hektaren 4'900 Tonnen Soja in der Schweiz produziert.
Agroscope nimmt mit einem Züchtungsprogramm an der Umsetzung einer europäischen Protein-Strategie teil. Die ersten Agroscope-Sorten ohne grasigen Geschmack (der bei der Produktion von Tofu unerwünscht ist) wie „Aveline“ und „Amandine“ sind vielversprechend. Und das Forschungsinstitut FiBL unterstützt Biobauern beim Anbau von Bio-Soja in der Schweiz.
Es bleibt dennoch illusorisch den gesamten Eiweissbedarf der Schweizer Nutztiere mit Soja aus heimischem Anbau zu decken. Dafür wäre rund ein Drittel bis die Hälfte der offenen Ackerfläche der Schweiz nötig. Diese Fläche würde dann nicht mehr für Getreide, Kartoffeln, Gemüse und Co zur Verfügung stehen.
Alternativen zum Sojaschrot
Es gibt Lösungsvorschlage, die auf einen Rückgang der inländischen tierischen Produktion abzielen. Das ändert aber nichts an der globalen Nachfrage nach Soja, solange der Konsum tierischer Nahrungsmittel gleich bleibt. Im Gegenteil: Der Verzicht auf Soja in der Schweiz würde die Produktion in Länder verlagern, die weit mehr Soja verfüttern und dieses erst noch aus GVO-Anbau beziehen. Das käme höchstens einer Problemverlagerung gleich, wäre aber keine Lösung. Alternativen zum Soja gibt es einige, doch längst nicht alle sind so einfach zu handeln wie Soja.
Bei Wiederkäuern könnte man am ehesten auf Soja verzichten. Dort liesse sich der Eiweissgehalt des Grundfutters erhöhen, indem die Weide intensiviert wird. Ein allfällig bestehendes Eiweissdefizit liesse sich mit Rapsschrot/-kuchen, Kartoffelprotein oder Maiskleber decken.
Bei den Nicht-Wiederkäuern ist es schwieriger. Rapsschrot hat eine andere Zusammensetzung und einen vergleichsweise hohen Phosphor-Gehalt, was in der Schweinemast nicht erwünscht ist. Maiskleber hat ein unausgewogenes Aminosäurenmuster. Kokosschrot wird war sehr preisgünstig angeboten, ist aber oft stark mykotoxin-belastet. Mykotoxin ist ein Pilzgift, das in der Fütterung zu Problemen führt. Kartoffelprotein ist teurer und nur begrenzt verfügbar. Eiweisserbsen, Ackerbohnen und Luzerne haben einen tieferen Eiweissgehalt und teilweise unerwünschte Inhaltsstoffe. Es gibt eigentlich nichts, das mit Soja mitziehen kann.
Eine Entlastung könnte die Verfütterung von Tiermehl bringen. Tierisches Proteinmehl ist eine wertvolle Futterkomponente, auch wenn sein Einsatz auf 4 bis 10 Prozent in der Futterration begrenzt ist. Die Verarbeitung und Zulassung der nicht-kannibalischen Verfütterung von Schweine- und Geflügelabfällen wird in der EU diskutiert. Die Schweiz wird keinen Alleingang wagen. Eine echte Problemlösung kann man aber nicht erwarten: Das Potenzial in der Schweiz beträgt laut Experten maximal 20'000 bis 30'000 Tonnen.
lid