Früher gab es sie noch, die Dorfmetzgerei. Die kleine Metzgerei versorgt nicht nur Konsumentinnen und Konsumenten mit frischem Fleisch aus der Region, sondern ist auch für die Landwirtschaft als Abnehmer von Bedeutung. Auch die Dorfmetzgereien spüren zunehmend den Kostendruck und stehen in direkter Konkurrenz mit den Grossmetzgereien.
Möglichkeit Notschlachtung
In der Schweiz sind mehr als genügend Schlachtkapazitäten vorhanden. Trotz Bevölkerungswachstum steigt der Gesamtverzehr von Schweine- und Rindfleisch nicht mehr wesentlich an. Wird heute in die Infrastrukturen von Schlachtanlagen investiert, sind diese um einiges grösser und verdrängen so die kleinen lokalen Schlachthäuser in den Dörfern. Dies mit Auswirkungen für die Landwirte. Denn welcher Nutztierhalter kennt es nicht: Eine Kuh rutscht im Auslauf aus und zieht sich eine Fraktur zu oder da ist eine Sau, welche trotz mehrmaliger Behandlungstherapien ihres Klauenigels immer noch einen geschwollenen Fuss hat. Die Schlachtung in einem grösseren Schlachthof ist unter diesen Umständen undenkbar. Aber wieso sollten diese Tiere nicht doch noch als Fleischlieferant dienen? Aus diesem Grund sind die lokalen Metzgereien nicht nur als Abnehmer in den ländlichen Regionen wichtig, sondern dienen auch als örtliche Notschlachthäuser. Diese fehlen in Zukunft immer mehr und so werden Tiere, die von ihren Leiden erlöst werden müssen, statt im nächsten Schlachtlokal nach Möglichkeit verwertet, einfach entsorgt.
Fehlender Berufsnachwuchs
Auch in der Zentralschweiz und im Kanton Aargau gibt es Regionen, in welchen es an Notschlachtmöglichkeiten mangelt, obwohl eigentlich viele Tierhaltungsbetriebe angesiedelt sind. Ein Beispiel dafür ist die Region des Luzerner Seetals und des Freiamts im Kanton Aargau. Aufgrund der absehbaren Schliessung eines der wenigen Schlachthäuser in der Region, welches einerseits Lohn-, aber auch Krank- und Notschlachtungen anbietet, trugen einige Landwirte ihr Bedürfnis nach der Aufrechterhaltung eines entsprechenden Angebots den Bauernverbänden Aargau und Luzern vor. In zwei Treffen mit den Interessierten wurden Situationen erörtert und mögliche Massnahmen besprochen. Im Anschluss wurde bei den bestehenden Metzgereien in der Region eine Umfrage durchgeführt. Beide Bauernverbände kamen jedoch zum Schluss, das Thema nicht weiter zu verfolgen. Verschiedene Gründe führten zu diesem Entscheid. In der Umfrage zeigte sich, dass die bestehenden Metzgereien in der Region kein Interesse an einer entsprechenden Dienstleistung zeigen.
Investitionen nötig
Im beschriebenen Fall ist die Nachfolge bis jetzt ungeklärt und für die Weiterführung der Schlachtanlage werden künftig Investitionen notwendig, die zudem aufgrund der Lage des Gebäudes raumplanerisch erschwert oder gar verunmöglicht werden. Die Finanzierung einer neuen Anlage stellt eine zusätzliche Herausforderung dar. Schlussendlich steht oder fällt die Weiterführung dieses Notschlachthauses an einer geeigneten Persönlichkeit, die bereit ist, den Betrieb zu führen. Der fehlende Berufsnachwuchs bei den Metzgern wird so auch für die Landwirtschaft immer stärker spürbar. Auch in tierintensiven Gegenden fehlt es zu- nehmend an ausgebildeten Metzgern. Aufgrund dieser Situation hat der Bauernverband Aargau ein Merkblatt zum Thema erarbeitet. Darin sind Empfehlungen zu Notschlachtungen und die wichtigsten Notschlachthäuser im Kanton aufgeführt unter: www.bvaargau.ch
Ivo Wolfisberg, LBV