Den Wunsch, das Land und das Wasser etwas besser zu hinterlassen, als es vorgefunden wurde. Die Leidenschaft, eine immer grössere und weiter wachsende Weltbevölkerung ernähren zu können.
Und die Möglichkeit, den Familienbetrieb in die Hände der eigenen Kinder zu geben, welche die Landwirtschaftstradition der nächsten Generation weitervererben können: John und Holly Spangler gehen davon aus, dass ihr Leben und das ihrer drei Kinder Jenna (11), Nathan (9) und Caroline (6) auf der Farm in Marietta, Illinois, ganz ähnlich ist wie jenes in Bauernfamilien in der Schweiz und anderswo in der Welt.
Dynamisch und zukunftsgerichtet
"Unsere Werte und Anliegen sind wie diejenigen von Bauern anderswo", sagt Holly Spangler. "Wir sorgen uns um unser Land und bauen an, was möglich ist. Wir versuchen das beste Rindfleisch herzustellen mit jenen Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen. Und wir wollen unsere Farm einst den Kindern übergeben und ihnen damit eine Karriere als Farmer ermöglichen."
Indem Spanglers ihren Fokus darauf legen, was in der Zukunft – und damit auch für ihre Kinder – wichtig sein könnte, entwickeln sie ihre Farm stets weiter. Sie hoffen durch diese Dynamik auch in den nächsten Jahren nachhaltig wirtschaften zu können.
Mais, Soja, Rindfleisch
Die Geschichte der Familienfarm begann, als Johns Vater Bruce das Land im Westen von Illinois kaufte, um Mais, Soja und Rindfleisch zu produzieren. Dabei behilflich war ihm sein Grossvater Robert Homer. Der Betrieb entwickelte sich gut und wurde mit der Zeit grösser.
1995 schloss John an der University of Illinois sein Studium in Agrarökonomie ab und kehrte zurück auf die Farm seiner Eltern. 1998 schloss auch Holly ihr Studium der Agrarkommunikation an derselben Universität ab. Nur wenig später heiratete sie John und zog auf die Familienfarm.
John versuchte derweil stetig technische Aspekte der Farmarbeit zu verbessern und legte grossen Wert darauf, die Genetik seiner Rinderherde zu optimieren. Heute umfasst die Farm rund 800 Hektaren Land mit Mais, Soja und Futterweizen. Die Rinderherde besteht aus rund 100 Tieren und die Kälber können unter dem Label "Certified Angus Beef" vermarktet werden.
Als Agrarjournalistin tätig
Neben ihrer Arbeit auf dem Hof arbeitet Holly als Redaktorin für das Fachmagazin "Prairie Farmer". Zudem amtet sie als Präsidentin des amerikanischen Agrarjournalistenverbandes AAEA.
Hohen Wert legt die Familie auch auf das lokale gesellschaftliche und bäuerliche Leben. John arbeitete im "Young Leader Commitee" des Illinois Farm Bureau und war mehrere Jahre im Vorstand des lokalen Bauernverbandes vertreten. Holly ihrerseits arbeitete im "Illinois Farm Families Program", dessen Ziel es ist, Mütter aus der Millionenstadt Chicago mit Müttern auf Farmen zusammenzubringen und damit denjenigen eine Gesicht und eine Stimme zu geben, welche das Essen für die Stadt produzieren.
Nicht nur die Eltern, auch die Kinder der Spangler-Familie sind äusserst aktiv: Sie arbeiten bei Rinderschauen mit, spielen Basketball, machen Musik und sind in der Landjugend-Vereinigung 4H sowie in kirchlichen Jugendorganisationen vertreten.
Nationaler Award
Die vielfältigen Aktivitäten der Spanglers blieben nicht unbeachtet: John und Holly wurden im Jahr 2007 mit einem nationalen Award des American Farm Bureau ausgezeichnet. Zwar sind solche Preise schön. Doch Spanglers betonen, dass ihnen ihre Leistungen auf dem Betrieb am meisten Freude bereiten.
Derzeit besonders zufrieden zeigen sich die Farmer mit der Entwicklung ihrer Rinderherde. Die Qualität werde auch von den Konsumenten honoriert: "Jeder liebt ein schönes, gutes Steak", sagt Holly. Mit ihrem vor zwei Jahren angeschafften Tile-Pflug kann die Familie den Boden zudem besser und schonender bearbeiten. "Unser Ziel ist es, das Land in so gutem, wenn nicht besserem, Zustand weitergeben zu können, wie wir es erhalten haben", erklärt Holly.
Auch wenn ihr Farmleben von vielen Höhepunkten gekennzeichnet ist, gibt es auch für die Spanglers immer wieder Herausforderungen zu bewältigen. "In unseren frühen Jahren machten wegen tiefen Preisen die Subventionen des Staates (USDA Loan Deficiency Program) den grössten Teil unseres Einkommens aus", sagt Holly Spangler. "Das war schwierig für uns. Aber mittlerweile sind die Preise für Mais und Soja gestiegen und wir können damit einen nachhaltigen Profit erwirtschaften."
Angst vor strenger GVO-Regulierung
In den letzten fünf Jahren begannen sich auch in den USA die Leute immer stärker damit zu beschäftigen, woher ihr tägliches Essen stammt und wie es produziert wird, sagt Holly. Dieses Interesse biete der Agrarindustrie einerseits die Möglichkeit, die Konsumenten aufzuklären.
Andererseits steige die Gefahr, dass negative und auch falsche Informationen den Weg an die Öffentlichkeit finden. "Eine der grössten derzeitigen Herausforderungen ist es damit umzugehen, wie die Landwirtschaft bei den Konsumenten dargestellt ist", so die Agrarkommunikatorin.
"Ich bin dankbar, dass sich Familien stärker damit befassen, woher ihr Essen stammt. Aber wir müssen uns nun auch mit vielen Organisationen beschäftigen, die ihre eigenen Motive haben, die Konsumenten zu beeinflussen und welche die Angst der Konsumenten vor Gentech, Biotechnologie, Antibiotika oder Hormonen schüren."
Zudem würden Tierschutzorganisationen wie die Human Society oder Unternehmen wie die Fast-Food-Kette Chipotle Mexican Grill (Anm. d. R.: Diese wirbt damit, Fleisch von Tieren zu verwenden, die möglichst ohne hormonelle und antibiotische Behandlungen aufgezogen wurden) die konventionelle Viehhaltung und den Pflanzenbau als schädlich und gar gefährlich für Tier und Konsument bezeichnen.
«Weniger als zwei Prozent sind noch Farmer»
"Es ist grundsätzlich ein Kampf gegen Personen, die Angst bei anderen Leuten schüren wollen, die es nicht besser wissen", beklagt Holly. "Die Bevölkerung ist weiter von der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion entfernt als zu irgendeiner anderen Zeit der Weltgeschichte. Weniger als zwei Prozent sind noch Farmer und viele Leute haben überhaupt keine Beziehung zur Landwirtschaft mehr."
Holly Spangler nennt als weiteres Beispiel, dass einige Organisationen die Gefahren von Antibiotika in der Nutztierhaltung anprangern. "Es ist für uns wichtig, aufzuzeigen, dass der grösste Teil der Antibiotika nicht in der Landwirtschaft, sondern in der Humanmedizin eingesetzt werden", sagt sie. "Wenn wir bei der Fleischproduktion keine Antibiotika mehr verwenden würden, so führte das zu schlechterer Gesundheit des Viehs. Und weniger gesunde Tiere sind schlecht für die Nahrungsmittelproduktion."
Viele Amerikaner würden gar denken, dass die in der Landwirtschaft verwendete Technologie gefährlich sei, insbesondere wenn es um gentechnisch veränderte Pflanzen geht. "Auch wenn sie alle iPhones, WiFi und GPS verwenden, denken sie die neuen Technologien in der Landwirtschaft seien schlecht", ereifert sich Holly.
Möchten nicht zurück
"Einige Leute denken, es wäre sicherer 50 Jahre zurück zu gehen. Sie bedenken aber nicht, dass man damals dreimal so viel Land und deutlich mehr Wasser brauchte, aber dennoch nicht dieselben Mengen wie heute ernten konnte. Mit dieser Einstellung ist es unmöglich, zwei Milliarden weitere Menschen bis ins Jahr 2050 zu ernähren."
Nach Ansicht der Spanglers könnte diese Angst vor neuen Methoden zu einer stärkeren Regulierung der Landwirtschaft durch die Behörden führen. Es sei denn, die Landwirtschaft könne die wahren Fakten vermitteln. "Setzt sich die Wahrheit aber in der Öffentlichkeit nicht durch, so ist meine grösste Sorge für den Betrieb die Rückkehr zu Nicht-GVO-Produkten aufgrund von neuen Regelungen der Regierung."
Sie würde es hassen einen Schritt zurück gehen zu müssen, betont Holly. Heute könne man Nicht-GVO-Produkte als Premium zu einem Mehrwert verkaufen. Würde aber alles so produziert, wäre dieser Mehrwert weg. "Müssten wir die Nicht-GVO-Produkte zum selben Preis wie die konventionelle GVO-Ernte verkaufen und dies mit kleineren Erntemengen, so könnte das für unseren Betrieb schädlich sein."
Tiefere Preise erwartet
Für das Jahr 2014 gehen US-Agrarökonomen davon aus, dass die Preise für landwirtschaftliche Güter fallen werden. "Mit den aktuellen Maispreisen können wir gut leben", sagt Holly Spangler.
Allerdings sehe es danach aus, dass die Preise deutlich fallen und einige Zeit auf tieferem Niveau verharren werden. Das würde für die Bauern zu tieferen Margen führen. Holly Spangler geht deshalb davon aus, dass etliche Farmer deshalb in den Ruhestand gehen werden. Das sei aber nicht nur schlecht, sondern stelle auch eine Möglichkeit für junge Farmer dar, ins Geschäft einzusteigen und Land zu erhalten.
Bleiben optimistisch
Auch wenn die Preiserwartungen nach unten zeigen, geben sich die Spanglers optimistisch für die Zukunft ihres Betriebs. Sie hoffen deshalb darauf, in Zukunft ihre Kinder als Geschäftspartner willkommen heissen zu dürfen. "Wir würden ihnen gerne die Möglichkeit bieten, falls sie nach dem Studium zurück auf die Farm kommen wollen", sagt Holly. "Das bedeutet für uns, dass wir Wert auf sorgfältiges Wirtschaften legen müssen."
Um gerüstet zu sein, haben sich die Spanglers auch nach Nebenverdiensten umgesehen: Als sie feststellten, dass in ihrer Gegend ein Mangel an Landtechnik-Geräten herrschte, stieg John selbst ins Geschäft ein und wurde zum nebenberuflichen Landtechnik-Händler.
"Es ist ein grossartiges Nebengeschäft und wir halten unsere Augen stets offen für neue Einkommensquellen, damit die Kinder später in den Betrieb einsteigen können", so Holly. Landwirtschaft sei sehr stark generationen- und familienbezogen, deshalb sei es wichtig, das Land mit dem Gedanken an die künftigen Generationen zu bewirtschaften.
"Es macht mir grosse Freude, wie mein neunjähriger Sohn schon mit dem Traktor den Schnee wegräumen kann", sagt sie. Ihr grösstes Glück sei es zu sehen, wie ihre Kinder das Farmleben geniessen, schliesst Holly Spangler ab.
Christy Couch Lee, lid
Die Autorin Christy Couch Lee ist Agrarjournalistin und Fotografin. Sie lebt in Willmington, Illinois, USA.