Die Fleischbranche ist lernfähig. Wie nämlich eine Medienmitteilung vom Freitag zeigt, will man bis Ende September auf die Freigabe von zusätzlichen Importen zu verzichten. «Der Verwaltungsrat fordert die Importeure auf, die durch die Massnahme geschaffene Möglichkeit zu nutzen, die bereits bewilligten Importe zu verschieben und damit den Markt nicht zusätzlich zu belasten», heisst es in der Meldung weiter.

Marktlage falsch abgeschätzt 

Damit vollzieht der Verwaltungsrat von Proviande (fast) eine Kehrtwende. Noch Ende Juli wurden 800 t Rindfleisch in Hälften für den Import freigegeben. Der Entscheid sorgte in den vergangenen Tagen für rote Köpfe, da mit der anhaltenden Dürre auch die Zahl der Schlachtkühe anstieg und damit die Preise sanken. Wenig überraschend wurde der Proviande-Entscheid zum Teil scharf kritisiert.

Proviande nimmt in der Medienmitteilung zur Kritik nur indirekt Stellung. Die Branchenorganisation der Fleischwirtschaft betont, dass bis Anfang August die Nachfrage nach Verarbeitungsfleisch sehr gut «und die Preise für die Kühe entsprechend hoch» waren. Deshalb habe der Verwaltungsrat «einvernehmlich» beim BLW die Einfuhr von 800 t Rindfleisch in Hälften beantragt.

Der Entscheid stehe im Widerspruch zur Marktsituation, wie sie sich heute präsentiere, heisst es weiter. Die laufende Importperiode wird deshalb bis zum 30. September 2018 verlängert. Bis dahin werden keine weiteren Importe freigegeben.

Alles an die Korrektur setzen

Offenbar geht es für Proviande um die Glaubwürdigkeit. Die Medienmitteilung schliesst nämlich mit den Worten: «Produzenten und Verwerter werden alles daran setzen, dass einerseits die Preise für die Schlachtkühe auf dem für die kommende Woche festgestellten Niveau stabil bleiben und dass andererseits das aufkommende Angebot vom Markt genommen und verarbeitet wird, ohne dass mit Bundesmitteln Marktabräumungen durchgeführt werden müssen.»

hja