"Das Schwergewicht der landwirtschaftlichen Fachbildung liegt bei den landwirtschaftlichen Winterschulen und den theoretisch-praktischen Schulen." Diese haben sich im Lauf des neunzehnten Jahrhunderts entwickelt. Die erste landwirtschaftliche Erziehungsanstalt war allerdings keine Bauernschule, sondern ein Institut, das neben dem landwirtschaftlichen Unterricht besonderes Gewicht auf allgemeine Bildung legte. "Die Anstalt wurde von Söhnen von Grossgrundbesitzern und Adeligen aus aller Herren Länder besucht."
Von Platzmangel zu unbesetzten Lehrstellen
Der landwirtschaftliche Fachschulunterricht fasste allerdings erst mit der Einführung von bäuerlichen Winterschulen Boden. "Heute sind die landwirtschaftlichen Mittelschulen zahlreich und fast ausschliesslich von Bauernsöhnen besucht. Der Bauer verlangt von den landwirtschaftlichen Schulen keine Anleitung mehr für Handgriffe, sondern eine praktische Theorie, schätzt es aber sehr, wenn mit der Schule ein landwirtschaftlicher Betrieb als Demonstrations-, Versuchs- und Lehrgut verbunden ist", schrieb der Bauernverband in der Mitte des 20. Jahrhunderts.
"Während des letzten Weltkrieges ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler landwirtschaftlicher Schulen aller Art erheblich angestiegen. Sie betrug im Jahr 1943 3856 Schüler und Schülerinnen, im Jahr 1944 4113. Dabei konnten viele junge Leute wegen Platzmangel nicht aufgenommen werden."
Etwas mehr als 50 Jahre später hat sich die Situation stark verändert: Ausbildungsplätze bei Bauernbetrieben bleiben unbesetzt, für die Rekrutierung von Lehrlingen müsse sogar aktiv die Werbetrommel gerührt werden, wie Solothurner Zeitung berichtete. Der landwirtschaftliche Beruf leide unter Vorurteilen: Körperlich harte und schmutzige Arbeit in Verbindung mit schlechten Weiterbildungsmöglichkeiten, sind für Schulabgänger unattraktiv. Besonders jene ohne bäuerlichen Hintergrund entscheiden sich selten für eine landwirtschaftliche Ausbildung, raten ihnen doch die Eltern und auch Lehrpersonen von diesem Ausbildungsfeld ab.
Doch auch immer weniger Nachkommen von Bauernfamilien melden sich für landwirtschaftliche Schulen an. Grund dafür sei der Strukturwandel: Da jedes Jahr zahlreiche Betriebe schliessen, gäbe es auch weniger innerfamiliäre Hofnachfolger, die den Beruf des Landwirtes erlernen wollen.
dmo
Mit Auszügen aus "Die Festgabe des Schweizerischen Bauernverbandes 1897 bis 1947"