Das Ziel ist klar, man möchte eine nachhaltige Landwirtschaft betreiben. Am Research and Development Day im Forschungszentrum von Syngenta in Stein AG waren sich die Experten aus der konventionellen und biologischen Landwirtschaft einig. Wie man diese Herausforderung angeht, dazu gibt es unterschiedliche Meinungen. Syngenta plant mit seiner Innovationspipeline, Probleme der heutigen Landwirtschaft zu lösen. Die Pipeline umfasst drei Forschungsbereiche: Pflanzenschutz, Saatgut und Pflanzeneigenschaften (Traits). 2014 investierte das Unternehmen über 1,4 Milliarden US-Dollar in die Forschung und Entwicklung.
Resistente Superunkräuter
Die Pipeline für den Bereich Pflanzenschutz soll laut Syngenta 3 Milliarden US-Dollar wert sein. Eines der neuesten Produkte dieser Serie ist das seit 2015 in den USA vermarktete Herbizid Acuron. Dieses basiert auf der Technologie früherer Produkte, beinhaltet aber einen neuen Wirkstoff: Bicyclopyrone. Diese Neuerung soll dem Problem der Glyphosatresistenz entgegenwirken. Im Cornbelt bzw. Maisgürtel der USA versuchen die Landwirte seit einigen Jahren gegen besonders hartnäckige Unkräuter vorzugehen. Diese Superunkräuter heissen Palmer Amaranth, Spitzkletten oder Hühnerhirsen und sind gegenüber konventionellen Herbiziden unempfindlich geworden.
Aufgrund einer über Jahrzehnte hinweg intensiven Nutzung von Glyphosat haben sich resistente Pflanzen herausgebildet, welche die Landwirte zum Teil über 10 % ihres Ertrags kosten. 2025 werden laut Syngenta 75 % der amerikanischen Äcker von glyphosatresistenten Unkräutern befallen sein. Acuron soll dieser Entwicklung entgegenwirken.
Bestäuber erhöhen die Biodiversität
Mit dem Programm "Operation Pollinator" möchte Syngenta nach eigenen Angaben die Biodiversität auf Ackerflächen erhöhen und die Artenvielfalt erhalten. Besonders für Bestäuber wie Bienen sind Grünstreifen von Bedeutung. Diese naturbelassenen Flächen zwischen Ackerflächen oder an Waldrändern bieten Tieren und Pflanzen einen wichtigen Lebensraum. Syngenta hat speziell für "Operation Pollinator" drei Blütenpflanzen-Saatgutmischungen entwickelt.
Das Programm startete im Jahr 2000 in Grossbritannien und wurde bisher in insgesamt 21 Ländern umgesetzt. Laut Syngenta konnten sich die Hummelpopulationen in Grossbritannien dank des Programms erholen. Dort wurden in teilnehmenden Betrieben bis zu 300 Mal so viele Hummeln gezählt wie zuvor. In der Schweiz hat Syngenta mit dem Forschungsinstitut Agroscope kooperiert, um speziell für den heimischen Markt Saatgutmischungen zu produzieren.
Das Unternehmen steht aber gleichzeitig aufgrund der Produktion von Pflanzenschutzmitteln mit Neonicotinoiden in der Kritik. Dieses Insektizid steht im Verdacht für den Bienenschwund verantwortlich zu sein. Laut Syngenta haben unterschiedliche Faktoren zu dieser Entwicklung geführt. In der Schweiz gilt derzeit eine Suspendierung für Insektizide mit Neonicotinoiden. Anhand von wissenschaftlichen Studien wird das Gefahrenpotenzial des Wirkstoffs geprüft.
Hybridgetreide und die nachhaltige Landwirtschaft
Im Bereich Pflanzeneigenschaften (Traits) arbeitet Syngenta unter anderem an der Entwicklung von Hybridgetreide. Auf die schon kommerzialisierte "Hyvido"-Hybridgerste soll "Hyvido"-Hybridweizen folgen, das in fünf bis sieben Jahren auf den Markt kommen soll. Das Potenzial von Hybridgetreide läge bei 3 Milliarden US-Dollar, sagt das Unternehmen.
Hybridsaatgut ist widerstandsfähiger und erbringt mehr Ertrag, da der sogenannte Hereosiseffekt zum Tragen kommt. Dieser entsteht bei der Hybridisierung, also der Kreuzung von zwei Arten. Bei der neuen Generation können dadurch gewisse Eigenschaften besonders stark ausgeprägt sein. Syngenta stellt bei seiner Hybridgerste vor allem das gesteigerte Wurzelwachstum als Plus für die Landwirtschaft dar. Die Pflanze kann dadurch, dass sie mehr Nährstoffe aufnimmt, schneller wachsen und bringt mehr Ertrag.
In der Landwirtschaft helfen Hybridpflanzen dabei, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen und Resistenzen gegen Krankheitserreger und Schädlinge zu entwickeln. Die Welternährungsorganisation FAO hat in Anbetracht der steigenden Weltbevölkerung erklärt, dass die weltweite Nahrungsmittelproduktion bis 2050 um 70 % gesteigert werden muss. Die Entwicklung neuer Sorten, die unter schwierigen Bedingungen und Veränderungen aufgrund des Klimawandels mit geringerem Ressourceneinsatz höhere Erträge liefern sollen, ist bedeutend für eine nachhaltige Landwirtschaft.
Helena Barth, lid