41,1 Millimeter Wasser fielen in nur zehn Minuten. "Ein so hoher Wert ist nie zuvor in der Schweiz aufgezeichnet worden", sagte Ludwig Zgraggen, Meteorologe bei MeteoSchweiz, am Dienstag der Nachrichtenagentur Keystone-sda. Der bisherige Rekord stammt vom vergangenen Sommer aus dem Kanton Thurgau.

"So weit wir uns erinnern können, haben wir hier in Lausanne noch nie in so kurzer Zeit so starke Regenfälle erlebt", sagte auch Michel Gandillon, Sprecher des Schutz- und Rettungsdienstes in Lausanne (SPSL).

 

In der Kantonshauptstadt wurden mehrere Strassen, Wohnhäuser und Geschäfte überschwemmt. Die Unterführung des Bahnhofs lief mit Wasser voll. Verletzt wurde niemand. Die Einsatzkräfte mussten einen Mann aus einem Auto befreien, nachdem ein Baum auf sein Fahrzeug gestürzt war.

Über 2000 Notrufe

Mehr als 2000 Anrufe gingen bei der Notrufnummer 118 ein. Keller, Geschäfte und Restaurants wurden überflutet, Ströme von Wasser gossen die Strassen hinunter, Bäume stürzten um und Stützmauern fielen zusammen.

In der Region hielten insgesamt 400 Einsätze die Rettungskräfte auf Trab. Fast 250 Menschen waren am Dienstag mit Räumungsarbeiten beschäftigt. 33 Polizisten, 75 Berufsfeuerwehrleute, 49 Personen vom Zivilschutz und 80 Angestellte der Gemeinde wurden mobilisiert, um die Trümmer wegzuräumen, die Strassen von Schlamm zu säubern und das Gelände zu sichern.

Die Armee, die eine Übung zur Unterstützung der Zivilbevölkerung in der Region durchführte, leistete spontan Hilfe. Ungefähr hundert Soldaten standen im Einsatz.

Der Schwerpunkt lag auf der Sicherung von Standorten zum Schutz der Bevölkerung. Besondere Gefahr ging von umstürzenden Bäumen oder herabfallenden Ästen aus. Die Polizei warnte die Bevölkerung deshalb vor Parkbesuchen. Mehrere Schulen blieben am Dienstag geschlossen.

Verkehr beeinträchtigt

Im Kanton Freiburg führten zwei grosse Gewitterstürme zu zahlreichen Überschwemmungen. Die Einsatzkräfte mussten in den Bezirken Greyerz, Saane, Sense und See insgesamt rund 100 Mal ausrücken, wie die Freiburger Kantonspolizei mitteilte. In Châbles im Broyebezirk wurde ein Einfamilienhaus vom Blitz getroffen.

Nach Polizeiangaben gab es im ganzen Kanton keine Verletzten. Vielerorts beeinträchtigten Überschwemmungen, Erdrutsche und umgestürzte Bäume den Verkehr. Mehrere Kantonsstrassen mussten vorübergehend für den Verkehr gesperrt werden.

Wegen Unwetterschäden waren in den Kantonen Waadt und Freiburg auch mehrere Bahnlinien vorübergehend unterbrochen. Am Nachmittag verkehrten die Züge auf der SBB-Linie zwischen Yverdon, Estavayer-le-Lac und Payerne wieder.

Die Strecke zwischen Freiburg und Murten wurde am Nachmittag wegen Sicherungsarbeiten erneut für zwei Stunden geschlossen. Die Aufräumarbeiten auf der Strecke zwischen Grolley und Belfaux waren am späten Nachmittag noch im Gange.

Dauerregen in den Voralpen

Ein baldiges Ende des Regens ist nicht in Sicht. Laut MeteoSchweiz sind am Dienstag ab der zweiten Tageshälfte erneut intensive und gewittrige Niederschläge zu erwarten.

Besonders den Voralpen entlang, von der Ostschweiz bis in die Freiburger Alpen, könnte es Dauerregen geben, sagte Zgraggen. Dabei könne es lokal wieder zu Überschwemmungen kommen. Am stärksten regnen dürfte es zwischen Dienstagabend und Mittwochmorgen.

sda