Der Vorstand der Schweizer Milchproduzenten fordert die Milchbauern auf, ihre Milchproduktion zu drosseln. Man sei sich einig, dass das Angebot auf dem Schweizer Milchmarkt derzeit «rund drei Prozent zu hoch ist», liess die SMP vergangenen Dienstag verlauten. Auch im Biomilchmarkt ist das gesamtjährige Milchangebot zu gross. Denn von den jährlich 220 Mio kg Biomilch wurden in den letzten zwei Jahren rund 190 Mio kg zu Bioprodukten verarbeitet, die übrigen 30 Mio kg wurden im Industriekanal deklassiert.

Trotzdem will Christof Züger bzw. die Züger Frischkäse AG zwischen Mai und September 2016 wöchentlich zirka 230'000 kg Biomilch aus Deutschland einführen, verarbeiten und wieder ausführen. Insgesamt sollen maximal 5'000'000 kg Biomilch in der Schweiz veredelt werden – das entspricht gut zwei Prozent der gesamten Schweizer Biomilchmenge.

Zügers Gesuch für den aktiven Veredlungsverkehr ist bis am 10. Februar in der Branche in der Anhörung. Danach wird das Bundesamt für Landwirtschaft über die Freigabe entscheiden.

Bio Suisse ist kritisch


Dass die Biomilch im Sommer so knapp ist, dass Importe gerechtfertigt sind, bezweifelt man bei Bio Suisse: «Wir sind Importen gegenüber sehr kritisch und wissen aus der Vergangenheit, dass sich diese Mengen in nützlicher Frist im Inland aufbauen lassen», heisst es auf Anfrage.

In den Sommermonaten übersteigt die Nachfrage das Angebot von Biomilch bei Weitem. «Diese Saisonalität ist im Biomilchmarkt ausgeprägt, da sehr viele Bio Produzenten zu Alp gehen. Daher kann ich verstehen, dass ein Verarbeiter seinen Biomilchbedarf auch über die Sommermonate decken will, um die Verfügbarkeit seiner Produkte im Regal sicherstellen zu können», sagt Biomilchpool-Geschäftsführer Cemil Klein.

Ansonsten Auftrag gefährdet

Im Sommer steigen die Milchpreise in der Folge über 80 Rappen je Kilo, wie der Marktbericht Bio des Bundesamtes für Landwirtschaft zeigt. Für Züger  und seine Firma ist das ein grosses Problem. Die Unternehmung kann für einen deutschen Bio­fachhändler Bioprodukte herstellen, benötigt dazu aber Milch, die sie zu wettbewerbsfähigen Konditionen einkaufen kann.

Konkret sei das zu einem Milchpreis von etwa 75 bis 80 Rappen, geliefert in die Molkerei, möglich, sagt Christof Züger auf Anfrage. Steigt der Milchpreis über diese Schwelle, ist der Auftrag gefährdet.

Godi Siegfried ist Präsident der PMO Züger-Forster und weiss von dem Gesuch. «Natürlich ist nicht wünschenswert, wenn ausländische Milch eingeführt, und verarbeitet wird», sagt er. Allerdings könne man so den Auftrag sichern und in den übrigen acht Monaten Schweizer Milch verarbeiten. Verzichtet die Firma auf den aktiven Veredlungsverkehr, müsste sie nämlich damit rechnen, den Auftrag des deutschen Biofachhändlers zu verlieren.


«Den Veredlungsverkehr suchen wir dabei in keiner Art und Weise, da die Komplexität im Unternehmen steigt», sagt Züger. Man habe vergangenen Herbst intensiv nach Biomilchproduzenten gesucht – allerdings ohne Erfolg.

Hansjürg Jäger