Obwohl sie ähnlich aussehen und ähnliche Charaktermerkmale aufweisen, unterscheiden sich die Schweizer Sennenhunderassen im Detail doch noch in weiteren Punkten, als nur durch ihren geographischen Ursprung. In diesem Artikel stellen wir die vier Hunderassen vor und werfen dabei auch einen Blick auf die Geschichte dieser typisch schweizerischen Hunde.

Die Entwicklung hin zu eigenen Hunderassen

Wie es ihr Name erahnen lässt, geht der Ursprung der Sennenhunderassen auf die Sennen und Älpler zurück, welche die Hunde als treue Begleiter, Wächter und Treiber für ihr Vieh nutzten. Den Ursprung der Rasse bilden damit Hunde, die schon jahrhundertelang im Schweizer Alpenraum gehalten wurden und die optimal an die örtlichen Gegebenheiten angepasst waren. Allerdings hatten diese Vorläufer mit den heute bekannten Sennenhunden äusserlich nur wenig Ähnlichkeit; vielmehr gab es eine Menge unterschiedlicher Typen und Zeichnungen. Da sie reine Gebrauchshunde waren, wurde mit diesen «Küherhunden» lange Zeit keine Reinzucht betrieben. Bis ins 19. Jahrhundert wurden sie deshalb auch nicht als eigene Rasse anerkannt.

Verschiedene regionale Förderer setzten sich im späteren 19. Jahrhundert dafür ein, aus den unterschiedlichen Varianten richtige Hunderassen zu züchten und diesen auf nationaler und internationaler Ebene Anerkennung zu verschaffen. Unter diesen Hundefreunden tat sich der Zürcher Geologe und Kynologe Prof. Albert Heim besonders hervor. Der Hundeexperte war massgeblich an der Entdeckung und Definition der einzelnen Rassen beteiligt und wurde rasch zu einem grossen Förderer aller Schweizer Sennenhunde. Es ist zu einem grossen Teil sein Verdienst, dass aus den verschiedenen Küherhunden und Varianten schliesslich die vier heutigen Rassen definiert wurden. Die «Fédération Cynologique Internationale (FCI)», der internationale Hunde-Dachverband, führt die Schweizer Sennenhunde heute in der Sektion 3 unter der Gruppe 2, «Pinscher und Schnauzer, Molossoide und Schweizer Sennenhunde».

 

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Der Entlebucher Sennenhund

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Der «Entlebucher» ist der kleinste unter den Schweizer Sennehunden. Charakteristisch für den Entlebucher Sennenhund ist seine «Stummelrute». Anhand dieses Merkmals lässt er sich leicht vom «Appenzeller» unterscheiden, der eine Ringelrute trägt.

Im Jahr 1889 finden sich erste schriftliche Belege zu einem eigentlichen «Entlibucherhund». 1913 wurden an einer Hundeausstellung in Langenthal erstmals vier Hunde dieses Schlags vorgestellt und erregten die Aufmerksamkeit des umtriebigen Kynologen Heim. Die Entlebucher wurden als vierte Sennenhunderasse in das Schweizerische Hundestammbuch (SHSB) eingetragen; im Jahr 1926 wurde schliesslich der Schweizerische Klub für Entlebucher Sennenhunde gegründet. Ein Jahr später wurde der erste Rassenstandard definiert.

Im FCI Standard wird der kleinste Schweizer Sennenhund als «knapp mittelgrosser, kompakt gebauter Hund von leicht gestrecktem Format, dreifarbig wie alle schweizerischen Sennenhunde, sehr beweglich und flink» beschrieben. Ausserdem attestiert man ihm einen aufgeweckten, klugen und freundlichen Gesichtsausdruck. Für den Entlebucher sind im Rassestandard auch die charakteristischen Proportionen angegeben. So sollte etwa das Verhältnis von der Widerristhöhe zur Körperlänge 8:10 betragen. Die Hündinnen werden zwischen 42 und 48 cm gross, die Rüden zwischen 44 und 50 cm. Pro Wurf bringen die Hündinnen rund fünf Welpen zur Welt. Die Zuchtstätten und die Zuchttiere werden von der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft (SKG) genauestens geprüft, die Jungtiere durch die Züchter geprägt, geimpft und gechippt. Wenn die Welpen mit rund neun Wochen an die neuen Besitzer abgegeben werden, sind sie ein- bis zweimal durch einen Zuchtwart der SKG inspiziert worden und erhalten eine Abstammungsurkunde. Wie alle reinrassigen Hunde aus einer seriösen Zucht sind auch Entlebucher durch diesen hohen Aufwand nicht ganz günstig in der Anschaffung.

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Heute wird der Entlebucher Sennenhund von Liebhabern gezüchtet und erhalten. Die Hunderasse ist vor allem in der Schweiz anzutreffen; Züchter und Entlebucher-Vereine finden sich aber fast weltweit. Der lebhafte und anhängliche Entlebucher ist als Wach-, Schutz- und Familienhund beliebt. Noch immer bewährt er sich in der ihm ursprünglich zugedachten Verwendung als Treib- und Hütehund. Das Wesen des Entlebuchers wird im Rassestandard als «lebhaft, temperamentvoll, selbstsicher und furchtlos» beschrieben, aber auch als «freudig und lernfähig». Gegenüber vertrauten Personen gelten die kleinen Hunde als gutmütig und anhänglich, gegenüber Fremden hingegen als leicht misstrauisch. Auch deshalb ist der Entlebucher ein zuverlässiger und unbestechlicher Wächter. Er hat keinen ausgeprägten Jagdinstinkt und tendiert bei richtiger Prägung auch nicht zum «Löitsche». Er braucht eine liebevolle, klare und konsequente Erziehung, optimal mit Familienanschluss: Ein Entlebucher will gefördert und gefordert werden und auf keinen Fall von seinem «Rudel» weggesperrt sein. Dann ist der kleinste Schweizer Sennenhund ein aufgeweckter und treuer Begleiter.

Weitere Informationen zum Entlebucher Sennenhund finden sich auf dem Webauftritt des offiziellen Schweizerischen Klubs für Entlebucher Sennenhunde (SKES) unter https://www.entlebuchersennenhunde.ch/.

 

Der Appenzeller Sennenhund

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Der Appenzeller Sennenhund, auch bekannt als «Appenzeller Bläss», ist etwas grösser als sein Verwandter aus dem Entlebuch. Die Widerristhöhe beträgt bei Rüden 52 bis 56 cm, bei Hündinnen 50 bis 54 cm. Wie alle Sennenhunde hat auch der Appenzeller symmetrische braune und weisse Abzeichen. Charakteristisch für den Bläss ist die gekringelte Rute, die auch als «Posthorn» bezeichnet wird. Der Appenzeller Sennenhund ist die einzige Schweizer Sennenhunderasse, bei welcher auch eine andere Grundfarbe als Schwarz erlaubt ist. So erscheint der Appenzeller auch mit «havannabrauner» Grundfarbe, die restlichen Abzeichen müssen dabei gemäss dem Rassestandard gleich sein, wie bei den schwarzen Hunden.

Der Appenzeller Bläss wurde 1853 zum ersten Mal in der Schrift «Tierleben der Alpenwelt» beschrieben, wo von einem «hellbellenden, kurzhaarigen, mittelgrossen, vielfarbigen Sennenhund» die Rede ist. Der Appenzeller wird dabei explizit als Wach- und Triebhund ausgewiesen. Ein früher Förderer der Rasse war der Forstmeister Max Sieber, der Ende des 19. Jahrhunderts bei der SKG einen ersten Vorstoss zur Anerkennung des Appenzellers einreichte. Unter der finanziellen Beteiligung des Kantons St. Gallen wurde eine Kommission gegründet, die erste Rassekennzeichen für den Appenzeller Sennenhund definierte. 1898 wurden dem Publikum dann bei der internationalen Hundeausstellung in Winterthur erstmals acht Appenzeller in der neuen Klasse «Sennenhunde» vorgeführt. Auf Anregung des Kynologen Prof. Heim wurde acht Jahre später der erste Rasseclub gegründet. Der «Appenzeller Sennenhunde Club» sollte die gezielte Reinzucht der Rasse fördern und dabei garantieren, dass deren Natürlichkeit erhalten blieb. 1914 legte Heim schliesslich den ersten gültigen Rassestandard fest.

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Heute ist der Appenzeller Sennenhund eine eigenständige, von der FCI anerkannte Hunderasse. Anders als etwa der Berner ist der Appenzeller Sennenhund nach wie vor eine eher seltene Hunderasse mit einer vergleichsweise kleinen Zuchtbasis. Deshalb hat sich die Schweizer Stiftung ProSpecieRara, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Artenvielfalt von einheimischen Pflanzen und Tieren zu schützen und zu erhalten, des Appenzellers angenommen. Die Stiftung unterstützt aktiv die gezielte Erhaltungszucht und die Verbreiterung der genetischen Zuchtbasis.

Der Appenzeller Bläss gilt als intelligenter und temperamentvoller Hund. Als Treib- und Hütehunde eignen sich Appenzeller hervorragend, denn sie können Mimik und Körpersprache von Menschen und Vieh sehr gut deuten. Auch Haus und Hof bewacht der Bläss zuverlässig: Bei Gefahr kann der Appenzeller lautstark auf Gefahr hinweisen, denn sein helles Bellen ist noch immer rassetypisch. Als ursprünglicher Treiberhund zeigt der Bläss einen ausgesprochenen Bewegungsdrang. Folglich will er viel bewegt werden und freut sich über jede Herausforderung. Wie beim Entlebucher ist der Jagdtrieb auch beim Appenzeller Sennenhund nicht besonders ausgeprägt. Teilweise kämpft der Appenzeller jedoch noch immer mit dem schlechten Ruf, ein «Wadenbeisserchen» zu sein. Wird ein Bläss aber richtig und konsequent erzogen und erhält darüber hinaus genügend Aufmerksamkeit und Bewegung, ist er ein guter und treuer Freund für die ganze Familie.

Interessierte finden alles Wissenswerte rund um den «Appizöller Bläss» auf der Website des Clubs für Appenzeller Sennenhunde (SCAS) unter https://www.appenzeller-sennenhunde-club.ch/.

 

Der Berner Sennenhund

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Der Berner Sennenhund wurde ursprünglich nach dem Weiler und dem Gasthaus Dürrbach bei Riggisberg BE benannt, wo die örtlichen Bauern besonders häufig solche langhaarigen, dreifarbigen Hunde hielten. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wurden erste «Dürrbächler» an Ausstellungen im Mittelland gezeigt und fanden grossen Anklang beim Publikum. So schlossen sich 1907 einige Züchter aus der Region Burgdorf zusammen und gründeten den «Schweizerischen Dürrbach-Klub» mit dem Ziel, eine Reinzucht für die Rasse zu etablieren. Im Zuge dieser Bestrebungen wurden allmählich die ersten Rassekennzeichen definiert. Schon drei Jahre nach der Klubgründung wurden an einer gut besuchten Hundeschau in Burgdorf 107 dieser Bauernhunde gezeigt. Fortan erfreute sich die Rasse zunehmender Beliebtheit und verbreitete sich rasch über die ganze Schweiz und Teile Deutschlands. In Anlehnung an die anderen Schweizer Sennenhunderassen werden die Dürrbächler seither als «Berner Sennenhunde» bezeichnet. Vom einstigen Bauernhund hat sich der Berner Sennenhund mit der Zeit zum vielseitigen Familien-, Begleit- und Sporthund entwickelt, dessen althergebrachte Bestimmung zum Treiben und Bewachen zunehmend weniger gefragt ist.

Heute ist der Berner Sennenhund der wohl bekannteste und der einzige langhaarige Schweizer Sennenhund. Sein dreifarbiges Fell ist lang und weich; manche Hunde tragen ein glattes Haarkleid, andere ein leicht gewelltes. Mit rund 70 cm Widerristhöhe wird der Berner Sennenhund deutlich grösser als seine Vettern aus dem Entlebuch und dem Appenzell. Aufgrund seiner Grösse konnte und kann der Berner «Bäri» nicht nur als Treib- und Wachhund glänzen, sondern auch als Zugtier für kleine Karren. So finden sich im Internet zahllose Fotos von Berner Sennenhunden, die mit grossem Stolz Wägelchen voller kleiner Kinder umherziehen. Die gutherzigen Hunde sind muskulös und gleichzeitig beweglich, ihr kräftiger Kopf mit den mittelgrossen Ohren passt harmonisch zum übrigen Körper. Ihre buschige Rute tragen die Berner Sennenhunde in der Ruhestellung hängend, bei Bewegung heben sie ihren Schwanz auf Rückenhöhe an. Wie bei allen Rassehunden erfolgt die Zucht in der Schweiz nach strikten Richtlinien und einem genau festgelegten Prozedere, wobei die Ausschlusskriterien sehr streng sind.

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Der Berner Sennenhund erfreut sich heutzutage vor allem aufgrund seines gutmütigen und souveränen Wesens grosser Beliebtheit. Wie alle Schweizer Sennenhunde ist er sehr auf den Menschen fixiert; direkter körperlicher Kontakt mit «seinem Rudel» ist ihm sehr wichtig. Das bringen die Tiere auch zum Ausdruck; «vornehme Zurückhaltung» kenne der Berner Sennenhund nicht, schreibt der Schweizerische Klub für Berner Sennenhunde (SKBS) auf seiner Website. Am wohlsten ist es den grossen Bernern, wenn sie von ihren Haltern liebevoll und aufmerksam, aber auch konsequent geführt werden. So ist nämlich das vielgerühmte freundliche, ruhige und gutmütige Wesen der Rasse weniger auf ihre Gene zurückzuführen, als vielmehr auf die Prägung und Erziehung. Richtig erzogen und an den heutigen Alltag gewöhnt, ist ein Berner Sennenhund ein idealer Familienhund, der als Spielkamerad für Kinder und als treuer Begleiter seinesgleichen sucht.

Detaillierte Informationen, Kontaktangaben und alles Weitere finden sich auf der offiziellen Internetseite des SKBS unter https://www.bernersennenhund.ch/.

 

Der Grosse Schweizer Sennenhund 

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Noch ein bisschen grösser als der Berner und damit der grösste Schweizer Sennenhund ist – wie es sein Name sagt –  der «Grosse Schweizer Sennenhund». Rüden erreichen eine Widerristhöhe von etwa 68-72 cm und ein Gewicht von rund 60 kg, die Weibchen sind etwas kleiner und leichter. Im Unterschied zum Berner «Bäri» trägt der Grosse Schweizer Sennenhund ein kurzhaariges Fell aus robustem Stockhaar. Diese Eigenschaft erregte das Aufsehen des Kynologen Heim, der an der Jubiläumsausstellung der SKG im Jahr 1908 auf den kurzhaarigen Verwandten des Berner Sennenhundes aufmerksam wurde. Heim, der als Zuchtrichter eingesetzt war und sich gerade intensiv mit den Berner Sennenhunden beschäftigte, machte sich daraufhin mit Gleichgesinnten auf die Suche nach geeigneten Hunden, um eine Reinzucht aufzubauen. Heim hatte bald Erfolg, bereits 1909 wurde der Grosse Schweizer Sennenhund ins Schweizerische Hundestammbuch integriert. Im Gegensatz zum Berner Sennenhund, der sich innert kurzer Zeit grosser Beliebtheit erfreute, blieb die Zuchtbasis des Grossen Schweizer Sennenhundes jedoch schmal, obwohl 1912 ein eigener Verein ins Leben gerufen wurde. Einen kleinen Aufschwung erlebte die Rasse aber, als die Schweizer Armee während des Zweiten Weltkriegs die widerstandsfähigen und zuverlässigen Hunde als Zug- und Tragtiere zu schätzen lernte. Bis heute ist der Grosse Schweizer Sennenhund jedoch seltener anzutreffen als sein Berner Vetter.

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Das kurzhaarige Fell des Grossen Schweizer Sennenhundes ist wie das seiner der anderen Sennenhunde dreifarbig mit Schwarz als Grundfarbe sowie symmetrischen weissen «Abzeichen» und braunem «Brand». Die Hunde sind robust und kräftig gebaut, ihr mächtiger Kopf verstärkt ihre imposante Erscheinung. Ihre Rute, die oft eine weisse Spitze aufweist, tragen die Grossen Schweizer Sennenhunde hängend.

Auch im Wesen ähnelt der Grosse Schweizer Sennenhund seinem Berner Verwandten. Wie dieser ist sein Charakter geprägt von Gutmütigkeit und Nervenstärke; ein Grosser Schweizer Sennenhund lässt sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen und reagiert meist geduldig und friedsam. Trotzdem sind die Tiere ausgesprochen gute Wächter, die Fremde mit lautem, kräftigem Bellen warnen und die eigene Familie ebenso stürmisch begrüssen. Wie Berner Sennenhunde wollen die «Grossen» Teil des Familienlebens sein und freuen sich über Bewegung und Herausforderungen. Somit ist auch der Grosse Schweizer Sennenhund bei richtiger und konsequenter Erziehung ein idealer Haus- und Hofhund, der bei der Arbeit, beim Hundesport und im Familienleben glänzen kann.

Alles Wissenswerte und Weiteres, wie etwa eine Welpenvermittlung, findet sich auf der Website des Klubs Grosse Schweizer Sennenhunde (KGSS) unter https://www.gssh.ch/index.php/de/.