Erstmals bietet das Landwirtschaftliche Zentrum Flawil gemeinsam mit der Silvestri AG eine Kursserie zum Thema «Weidemast» an. Der erste Kursteil findet am 13. August von 19.30 bis um 22 Uhr auf einem Praxisbetrieb im Untertoggenburg statt. Weidemast ist eine Nische, aber hat denn diese Produktionsrichtung noch Potenzial? Wir fragten Thyas Künzle, Lehrer und Berater am LZSG Flawil, und Remo Ackermann, Geschäftsführer der Silvestri AG aus Lüchingen.

Braucht es noch mehr Weidemastproduzenten?

Thyas Künzle ist Lehrer und Berater am Landwirtschaftlichen Zentrum in Flawil. (Bild: zVg)
Thyas Künzle: Unser Weidemast-Kurs ist keine Werbeveranstaltung, um diese Produktionsrichtung zu fördern. Wir wollen, dass bestehende Produzenten und solche, die es werden wollen, alle Stellschrauben nutzen, damit sie ihre Tiere mit dem bestmöglichen Erlös am Markt platzieren können. Wir bieten vom LZSG einige Kurse in den Bereichen für Milchwirtschaft, Aufzucht, Stallbau und Mutterkuhhaltung an. Jetzt ist es mal Zeit für Weidemast.

Remo Ackermann ist Geschäftsführer der Silvestri AG, die ihren Sitz in Lüchingen hat. (Bild: Silvestri AG)
Remo Ackermann: Die Qualität der Rinder und Ochsen aus Weidemast ist generell gut. Aber ich sehe schon noch Verbesserungspotenzial. Deshalb beteiligen wir uns am Kurs. Im ersten Halbjahr ist die Nachfrage verhalten, das Angebot gross. Aber in der zweiten Jahreshälfte von Juni bis Weihnachten steigt die Nachfrage, während das Angebot generell eher knapper ist. Wir informieren am Kurs über die Marktlage und erklären unter anderem, wie man das Angebot besser beziehungsweise saisonaler steuern könnte.

Wie steht es denn mit der Fleischigkeit und Fettabdeckung?

Künzle: In der Winterfütterung lässt sich das besser über die Rationen steuern. In den Sommermonaten ist mit dieser extensiven Mastform die Fleischqualität C3 nach CH-Tax nicht so einfach zu erreichen.

Ackermann: Den gewünschten Ausmastgrad, sprich die richtige Fettabdeckung während der Sommermonaten zu erreichen, ist selbst für erfahrene Produzenten eine Herausforderung. Die Preisabzüge für ungedeckte Tiere sind in den Labelprogrammen hoch und schmerzen, daher lohnt es sich, hier anzusetzen und Verbesserungspotenzial zu eruieren und Massnahmen umzusetzen.

Wie kann man im Sommer Fleischigkeit und Fettabdeckung bei der Weidemast verbessern?

Künzle: Man muss seine Wiesen und Weiden gut kennen und über die Zuteilung der Koppeln das Weidesystem managen. Allenfalls kann eine Zufütterung sinnvoll sein.

Ackermann: Einen grossen Einfluss hat die Rassen- und Stierenauswahl. Im Berggebiet kann es ein Angus-Stier sein, in guten Futterlagen im Talgebiet durchaus ein Limousin oder Simmentalerstier. Bei sehr guter Futtergrundlage können auch spätreifere Rassen wie Charolais durchaus interessant in der Kreuzung sein.

Also, wenn ich es recht verstehe, ist Weidemast nichts für konventionelle Produzenten?

Ackermann: Unsere aktuellen Weidemastprogramme basieren alle auf Bio Suisse oder IP Suisse als Grundlage. Gerne beraten wir umstellungswillige Betriebe. Auch im QM-Bereich haben wir interessante Möglichkeiten und Absatzkanäle. Die Produzenten können sich gerne mit uns in Verbindung setzen.

Künzle: Am meisten verbreitet ist die Weidemast in Bio und IP. Aber es ist eine extensivere Produktionsform, die auf Grundfutter basiert und gesellschaftlich erwünscht ist.

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