Die Gegend um Granges-Marnand im Kanton Waadt wird eigentlich vor allem durch Ackerland dominiert. Kartoffeln, Rüben und Tabak sind die am häufigsten anzutreffenden Kulturen. Die Milchproduktion in Granges-Marnand ist zu einem Grossteil dem Le Maréchal-Projekt zu verdanken, welches den Milchproduzenten in der Region eine Zukunft gegeben hat.
Insgesamt liefern 13 Milchproduzenten in der Region ihre Milch an die lokale Käserei, wo diese zum beliebten Le Maréchal-Käse verarbeitet wird. Einer der Milchproduzenten ist Stefan Hugi, der seinen Betrieb zusammen mit seiner Frau Francine bewirtschaftet. Der Betrieb umfasst 40 Hektaren Land, vorwiegend Grünland. Dieses liefert das Futter für die 60 Milchkühe, deren Milch zweimal pro Tag in der Le Maréchal-Käserei veredelt wird.
Nach Hufschmied benannt
Stefan Hugi hat sich seit den Gründerzeiten stark für das Projekt engagiert und ist Präsident der Milchproduzenten von Le Maréchal sowie Vorstandsmitglied der Produzenten-Verbraucher-Organisation (OPU). Auf dem Betrieb arbeiten zurzeit zwei Lehrlinge.
Der Sohn Adrien will nach einem Auslandaufenthalt auf den Betrieb zurückkehren und diesen zusammen mit den Eltern bewirtschaften, später will er ihn übernehmen. Die gute Zusammenarbeit mit Le Maréchal wird hoffentlich auch in Zukunft ein fester Bestandteil des Betriebs der Familie Hugi bleiben.
Die Geschichte der lokalen Käsespezialität Le Maréchal kann als überaus erfolgreiches Beispiel für eine Diversifizierung und Spezialisierung betrachtet werden. Seit mehr als 20 Jahren wird der nach dem legendären Hufschmied (maréchal-ferrant) und Urgrossvater des aktuellen Käsers benannte Käse ausschliesslich in der lokalen Käserei in Granges-Marnand produziert.
Alternative
Die Idee, eine neuartige Käsespezialität zu produzieren, hatte der Käser Jean-Michel Rapin in den frühen 90er, als die Cremo die Bewilligung zur Produktion und zum Vertrieb von Greyerzer AOP erhielt. Le Maréchal sollte sich als Alternative abheben und sich als lokale Spezialität im hart umkämpften Käsemarkt der Schweiz profilieren.
So wagte Jean-Michel Rapin, zusammen mit seinen Milchproduzenten, im Jahre 1991 die Umstellung auf Le Maréchal. Anfangs erwies sich das Unterfangen noch als schwierig und risikoreich, auch Missgunst mussten die Maréchal-Pioniere erdulden.
Doch bereits im Jahre 1994 wurden die Anstrengungen belohnt und die gesamte Produktion der Käserei in Granges-Marnand konnte auf Le Maréchal ausgerichtet werden. Die Nachfrage stieg weiter an und schon bald wurden die vorhandenen Käsekeller zu klein.
Ein grösserer Keller wurde 2003 errichtet und eine weitere Käserei geplant. Als Zeitspanne wurden dafür zehn Jahre gesetzt, die Produktion lief aber so erfolgreich, dass bereits 2006 die neue Käserei in Betrieb genommen werden konnte. Jean-Michel Rapin hat diese komplett selbst finanziert. Heute tritt sie in Form einer Aktiengesellschaft – Le Maréchal SA – auf. Jean-Michel Rapin ist der Besitzer der Käserei und der Marke Le Maréchal.
80 Prozent Futter vom Betrieb
Die Milchproduzenten und die Aktiengesellschaft Le Maréchal SA haben eine Produzenten-Verwerter-Organisation (OPU) gegründet, welche die Lieferbedingungen mitbestimmt sowie die Standards für die Milchproduktion setzt – beispielsweise, dass 80% betriebseigenes Futter eingesetzt werden muss. Der Vorstand setzt sich aus dem Käser und drei Milchproduzenten zusammen. Dabei hat der Käser gleich viel Stimmengewicht wie die drei Produzenten zusammen, was eine jeweilige Konsensfindung bedingt und als wichtiger Bestandteil des Erfolgs von Le Maréchal gewertet wird.
Die Zusammenarbeit zwischen den Produzenten und dem Verarbeiter funktioniert sehr gut, da die Vorteile beidseitig wahrgenommen werden und das Interesse am Erfolg von Le Maréchal geteilt wird. Der Vorstand definiert die monatlichen Milchliefermengen sowie den Milchpreis, der seit mehreren Jahren auf einem konstant hohen Niveau gehalten werden kann. Derzeit liegt er mit 0.92 Franken pro Kilo Milch deutlich höher als der Schweizer Durchschnitt.
Sehr wichtig ist laut Stefan Hugi die gute Zusammenarbeit zwischen den Milchproduzenten und dem Käser. Gemeinsam finanzieren sie das Marketing und verhandeln mit den Abnehmern. Dies gibt den Landwirten die Möglichkeit, ihre Standpunkte und Anliegen direkt einzubringen und involviert sie in die Erfolgsgeschichte von Le Maréchal.
SBV
Serie über erfolgreiche Differenzierung
Folge 1: Erfolgreich dank Amandine