Auf die nächste Delegiertenversammlung des Schweizerischen Bäuerinnen und Landfrauenverbandes (SBLV) will Christine Bühler das Amt der Präsidentin abgeben. Bühler präsidierte den Verband seit acht Jahren und machte sich dort für die Landfrauen stark. Als ihre Nachfolgerin schlägt der Vorstand des SBLV Anne Challandes vor, die seit drei Jahren im Vorstand aktiv ist. Sie ist für die Kommission Agrarpolitik verantwortlich.
Voll motiviert
Anne Challandes führt gemeinsam mit ihrem Mann einen Bauernbetrieb in Fontainemelon im Kanton Neuenburg. Dort macht sie hauptsächlich die Administration und Buchhaltung, arbeitet aber bei Bedarf auch im Stall und auf dem Feld mit. Anne und Stéphane Challandes haben vier selbstständige Kinder.
«Jetzt habe ich die Zeit und die Motivation, mich voll für den SBLV und unsere Mitglieder einzusetzen», sagt Anne Challandes auf Anfrage. Sie bringt ausserdem eine Ausbildung als Anwältin mit. Dass sie bereits die dritte Präsidentin aus der Romandie wäre, sieht sie als Zufall. Viel mehr seien ihr Engagement im Verband und ihr Werdegang wohl die Argumente, die für sie sprechen. «Ich möchte zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein», so Challandes.
Bisher sind für die Wahl keine weiteren Kandidaturen eingegangen. Challandes ist sich aber bewusst, dass es ein demokratischer Prozess ist. «Falls ich gewählt werde, wäre dies für mich eine grosse Ehre und ich würde mein Bestes geben. Und falls nicht, würde ich mit derselben Motivation weiter im Vorstand arbeiten», sagt sie. Die Delegiertenversammlung wird im April entscheiden, wer Christine Bühlers definitive Nachfolgerin sein wird.
Wir haben der langjährigen Präsidentin einige Fragen gestellt.
Warum treten Sie als Präsidentin zurück?
Christine Bühler: Ich glaube, nach acht Jahren ist die Zeit reif für ein neues Gesicht. Ausserdem stehen familiäre Angelegenheiten an. Der Zeitpunkt ist auch gut, weil jetzt gerade eine gute Nachfolgerin zur Verfügung steht. Anne Challandes wäre gut geeignet für meine Nachfolge. Sie ist sehr qualifiziert und motiviert, sich für die Sache einzusetzen.
Was waren Ihre wichtigsten Erfolge?
Wir haben es geschafft, dass die Frauen in der Landwirtschaft besser wahrgenommen werden. So wurden zum Beispiel die Statuten des Schweizer Bauernverbandes im Jahr 2013 so geändert, dass zwingend eine Frau im Vizepräsidium Einsitz haben muss. Diese muss aber nicht im SBLV sein.
Wo besteht der grösste Handlungsbedarf?
Handlungsbedarf besteht immer noch in den Frauenrechten allgemein. Das kann der Lohn sein. Viele Bäuerinnen erhalten noch heute keinen Lohn für Ihre Arbeit auf dem Betrieb. Die Lohnfrage ist aber nicht nur ein Problem der Landfrauen. Punkto Lohngleichheit sieht man immer noch Unterschiede.
Täuscht der Eindruck, oder distanziert sich der SBLV bewusst vom SBV, Beispiel Hornkuh-Initiative?
Wir nehmen lange nicht zu jeder Vorlage Stellung. Aber wenn wir Stellung nehmen, dann haben wir in der Regel auch eine Meinung – Pro oder Kontra. Viele Bauern sagen mir jetzt Danke, dass jemand für sie hinsteht. Eine Linie zu haben, wird auf lange Sicht geschätzt.
Allen recht machen kann man es nie. Der SBLV ist in einer anderen Position als der SBV und kann es sich eher erlauben, pointiert Stellung zu nehmen.
Wie geht es bei Ihnen nachher weiter?
Wir werden den Bauernbetrieb aufgeben früher oder später. Das braucht Zeit, um zu organisieren, zu diskutieren und zu verdauen. Das können wir nicht parallel zu einem solchen Amt machen. Ich werde sicher nicht mehr in einer Kommission des SBLV mitarbeiten, da bin ich für einen klaren Schnitt. Aber in meinem Leben hat mich die Arbeit immer gefunden.
Interview Jasmine Baumann