20 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zum Jahr 1990. Das war die Zielvorgabe für 2020 gewesen. Erreicht wurde eine Reduktion um 19 Prozent und 2020 hätten die Emissionen im Vergleich zum Vorjahr stark abgenommen, teilt das Bundesamt für Umwelt (Bafu) mit. Den Hauptgrund dafür sieht man in der Corona-bedingt stark eingeschränkten Mobilität und dem vergleichsweise milden Winter. Auch die 350'000 Tonnen CO2-Äquivalente, die als Senkenleistung von Schweizer Wäldern und einheimischem Holz bis 2020 abgezogen worden sind, können die Bilanz nicht wesentlich verbessern.

Nur ein Sektor erreicht sein Ziel

Nach Sektoren aufgeteilt sehen die Zahlen des nationalen Treibhausgasinventars wie folgt aus:

Gebäude: Minus 39 Prozent Emissionen von 1990 bis 2020, Ziel wären 40 Prozent gewesen. Noch immer heizen viele Schweizerinnen und Schweizer mit fossilen Brennstoffen.

Verkehr: Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Verkehrsemissionen pandemiebedingt 2020 um fast 9 Prozent zurück. Sie lagen aber nur 8 Prozent unter dem Basisjahr 1990, angepeilt waren minus 10 Prozent. Mehr zurückgelegte Kilometer machen Einsparungen durch effizientere Autos zunichte.

Industrie: Hier wurden die vorgesehenen 15 Prozent Reduktion mit deren 17 sogar übertroffen.

Landwirtschaft: 2020 lagen die Emissionen 14 Prozent unter jenen von 1990. Diese Menge an Treibhausgasen wird zusammen mit jenen aus den Bereichen Abfall und synthetischen Gasen den «Übrigen Emissionen» zugerechnet, die gesamthaft um nur 2 Prozent reduziert wurden. Das Ziel von 10 Prozent ist damit klar verfehlt.

Zertifikate für fehlende Einsparungen

Gemäss dem Kyoto-Protokoll hätte die Schweiz ihre Treibhausgas-Emissionen zwischen 2013 und 2020 durchschnittlich um 15,8 Prozent senken müssen. Da der Wert in Tat und Wahrheit aber bei lediglich 11 Prozent liegt, kauft der Bund Emissionszertifikate der Stiftung Klimarappen, um den internationalen Verpflichtungen trotzdem noch gerecht zu werden. Mit dem Geld wird so das Zuviel an inländischem Ausstoss mit Klimaprojekten im Ausland ausgeglichen.

Mit der Aufhebung der Beschränkungen während der Corona-Pandemie steigen die Treibhaushas-Emissionen in der Schweiz wieder deutlich an. «Der Handlungsdruck bleibt unvermindert hoch», so das Bafu.

 

Ein grosser Hebel: Der Flugverkehr
Der WWF bezeichnet die Luftfahrt als den «schlafenden Riesen in der Klimabilanz». Sie habe 2019 28 Prozent der gesamten Schweizer Klimawirkung verursacht und sei damit noch vor dem Strassenverkehr der Hauptverursacher von Treibhausgas-Emissionen gewesen. «Selbst 2020, als Flugzeuge geparkt und Flughäfen geschlossen waren, war die Klimawirkung grösser als jene der Landwirtschaft», schreibt der Umweltverband in einer Mitteilung. Im Treibhausgasinventar des Bafu sind weder die Emissionen aus dem internationalen Flugverkehr, noch die Klimawirkung von Wasserdampf, Stick- und Schwefeloxide berücksichtigt, die von Flugzeugen – laut WWF auch mit erneuerbaren Treibstoffen – ebenfalls ausgestossen werden. «Ohne relevante Massnahmen im Luftfahrtsektor drohen sämtliche Klimaschutzanstrengungen in den anderen Sektoren zunichte gemacht zu werden», heisst es weiter. Daher fordert der WWF, die Nutzung von Flugzeugen auf ein Minimum zu beschränken und eine klimaverträgliche Luftfahrt zur Norm zu machen .