«Wir schätzen, dass rund 80 bis 90 Prozent des benötigten Düngers per Vorbezug gekauft wurde und bereits auf den Betrieben ist», rechnet Hansueli Schaufelberger, Verkaufsleiter und Geschäftsleitungsmitglied bei Landor vor. Nur wer seinen Dünger noch nicht gekauft hat, der muss nun tief in die Tasche greifen. Das Sortiment könne man jedoch fast vollständig anbieten. Dies jedoch nur, weil man teils Dünger aus den Pflichtlagern freigeben durfte.

Vor allem Stickstoff wird importiert
2021 importierte die Schweiz 341 230 t Dünger. Mit 206 384 t ist Stickstoffdünger der grösste Posten. 3685 t importierter P-Dünger sind nur noch halb soviel wie vor zehn Jahren. Kalidünger kamen 21 166 t ins Land. Auch 88 264 t Volldünger sowie 21 729 t tierischer oder pflanzlicher Dünger kamen über die Grenze.

An Energie gekoppelt

Für die diesjährige Anbauperiode dürften also die Schweizer Landwirtschaftsbetriebe über genügend Nährstoffe verfügen. Langfristige Prognosen, wie es auf den Düngermarkt weitergeht, wagt jedoch auch der langjährige Düngerprofi nicht: «Es macht Sinn, den Dünger dort zu produzieren, wo die Energie aus dem Boden sprudelt», betont Hansueli Schaufelberger. Insbesondere die Herstellung von Stickstoffdünger ist energieintensiv und daher an die Energiepreise gekoppelt. Hergestellt wird dieser Dünger in erster Linie dort, wo es viel Energie gibt, etwa in Norwegen oder in den Arabischen Staaten. Sollte der Düngermarkt nicht langfristig instabil bleiben, scheint es daher unwahrscheinlich, dass Europa wieder die eigene Düngerproduktion ausbauen wird.

Ungewisse Zukunft

AboLandesversorgungDüngerkrise: Aufgrund der Mangellage dürfen Pflichtlager 20 % des Reinstickstoffs beziehenFreitag, 10. Dezember 2021 In den vergangenen Wochen hatten sich auf dem Weltmarkt zwar die Düngerpreise etwas beruhigt. Dies aber mehr wegen der stabilen Nachfrage aufgrund der rekordhohen Preise. Weiterhin war die Düngermenge auf dem Markt extrem klein. Trotz der hohen Preise blieb die Düngerproduktion aufgrund der hohen Energiepreise wenig rentabel, weshalb die Werke ihre Produktion drosselten. Hinzu kommen unterbrochene Transportwege und deutlich teurere Transportkosten. Kaum hatte sich eine Normalisierung abgezeichnet, wurden die Märkte durch den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine wieder destabilisiert. Um die einheimischen Landwirte zu schützen, verhängte ausserdem Russland einen zweimonatigen Exportstopp für Ammoniumnitrat. Gar bis Ende Juni darf aus China kein Phosphat exportiert werden.