Der Brotaufstrich wurde 1940 von dem italienischen Konditor Pietro Ferrero entwickelt. Seinen heutigen Namen erhielt die ehemalige "Supercrema" 1964. Ein Jahr später kam das erste Nutella-Glas in den Handel. Seitdem ist die süsse Nascherei das Synonym für Nuss-Nougat-Creme schlechthin. Eine Tatsache, die Ernährungsberatern bitter aufstösst.

Das Problem mit Nutella fängt bereits beim Namen an. Die Nutella? Das Nutella? Oder gar der Nutella? "Nutella ist ein im Markenregister eingetragenes Fantasiewort, das in der Regel ohne Artikel verwendet wird", heisst es auf der Webseite von Ferrero.

Der Markenname Nutella steht inzwischen stellvertretend für eine ganze Produktpalette: Wer Nuss-Nougat-Creme meint, spricht gemeinhin von Nutella. So etwa wie man oft von Tempos spricht, wenn man Taschentücher meint. In seine Bestandteile zerlegt, ergibt das Wort Nutella den englischen Begriff für Nuss - Nut - und die italienische weibliche Verkleinerungsform -Ella.

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Nuss-Nougat-Cremes anderer Hersteller, etwa Nusspli, Nudossi, Nussetti oder Nusstella. Auffallend ist bei fast allen Konkurrenzprodukten die namentliche Verwandtschaft zum Marktführer.

Zwei Drittel Zucker, ein Drittel Fett

Die Creme als solche in ihre Bestandteile zerlegt ergibt laut Etikett: "Zucker, pflanzliches Fett, Haselnüsse (13 Prozent), fettarmer Kakao, Magermilchpulver (7,5 Prozent), Emulgator Sojalecithin, Vanillin."

Die Ernährungsberaterin Miriam Eisenhauer übersetzt: "In einem Glas Nutella sind somit rund zwei Drittel Zucker. Das letzte Drittel ist Fett." Für Eisenhauer gehört Nutella nicht auf den Frühstückstisch.

Dabei sei gegen das eine oder andere Brot mit Nutella nichts einzuwenden. "Jedoch niemals als feste Mahlzeit", mahnt die Expertin. Eisenhauer stellt klar: "Nutella ist eine Süssigkeit. Und wie nach anderen Süssigkeiten, kann man auch nach Nutella süchtig werden."

Doch Ferrero fährt gut mit Nutella. Die Creme ist neben "Duplo" oder "Hanuta" eine von 28 Marken, die der Lebensmittelriese vertreibt. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 21'000 Mitarbeiter. Die Ferrero-Gruppe mit ihrem Hauptsitz in Italien erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von etwa sieben Milliarden Euro und gehört zu den grössten Süsswarenherstellern der Welt.

Keine Frage: Nutella ist beliebt. Laut einer Umfrage des Herstellers, der sogenannten Frühstücksstudie von 2010, kommt Nutella bei 70 Prozent der Haushalte, die Nuss-Nougat-Cremes zum Frühstück essen, regelmässig auf den Tisch. Es gibt seit 2007 gar einen sogenannten "Welt-Nutella-Tag". Sogar Nutella-Kochbücher gibt es mittlerweile.

In über 160 Ländern erhältlich

Weniger beliebt ist Nutella hingegen bei Konsumentenschützen. Immer wieder kritisiert beispielsweise Foodwatch Ferrero. "Ferrero trägt massgeblich zur Fehlernährung von Kindern bei", sagt Oliver Huizinga von "Foodwatch". Der Konzern habe über Jahre hinweg alles dafür getan, dass ihre Süssigkeiten einen "gesunden Anstrich" bekommen. Nicht nur die von Sportlern dominierte Werbung, sondern auch die gezielte Platzierung ihrer Produkte an den sogenannten "Quengelkassen" im Supermarkt, macht Huizinga als Problem aus. So gibt es von Nutella beispielsweise auch eine Snack-Variante.

2011 musste der Konzern zudem das Etikett von Nutella ändern. Die Vitamin- und Nährwertangaben auf dem Glas könnten Verbraucher in die Irre führen, urteilte ein deutsches Gericht. Ferrero stellte das Etikett noch im selben Jahr um, nicht ohne jedoch zu betonen, dass auch die alte Kennzeichnung alle gesetzlichen Vorgaben erfülle.

Aller Kritik zum Trotz ist Nutella ein Exportschlager: Das "Geburtstagskind" wird in mehr als 160 Ländern vertrieben.

sda