Das Wasser ergiesst sich in Strömen aus den Wolken über der Maagfarm. Doch obwohl das junge Blattwerk der Linde vor dem stattlichen Bauernhaus vor Nässe trieft und der Regen von der Schaukel tropft, wirkt der Ort einladend. «Hier ist mein Lieblingsplatz. Ich bin einfach gern Zuhause», meint Anja Maag. Sie sitzt auf einer der langen Bänke im Schutz des Daches und passt mit ihrer petrolfarbenen Jacke gut zur sparsam dosierten Dekoration.

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In einer Wohnung zur Einheit geworden

Die Maagfarm war der Traum von Anja und Markus Maag. «Selbstständig sein und dieses Familienmodell zu verwirklichen, haben wir uns gewünscht», erklärt die Berner Landfrau. Ihr Ehemann ist auf dem Betrieb in Wyssachen BE aufgewachsen. Vor der Übernahme 2017 lebte das Paar eine Weile in einer gemeinsamen Wohnung. «So konnten wir eine Einheit werden und als Familie überlegen, welche Ziele wir verfolgen wollen», erinnert sich die studierte Primarlehrerin. Die Distanz zu den Eltern sei in dieser Zeit gut gewesen, «ich würde das jedem Paar empfehlen». Heute schätzt sie die Zusammenarbeit mit den Schwiegereltern.  

Steckbrief
Name: Anja Maag
Alter: 32
Beruf: Primarlehrerin
LN: 15 ha, davon 1 ha Urdinkel und 40 Aren Holunderbäume, 3 ha Wald
Tierbestand: 4000 Bio-Junghennen, 16 Mutterkühe, 4 Katzen und 2 Meerschweinchen

Die Küche – das Herzstück – wurde renoviert 

Den Betrieb richteten Maags so aus, dass sie die Arbeit zu zweit bewältigen können. Schliesslich sei die ältere Generation nicht dazu verpflichtet, immer zu helfen. Dazu gehört die Betreuung der 16 Mutterkühe und 4000 Junghennen, eine Hektare Urdinkel und 170 Holunderbäume. «Der Holunder wurde schon seit Jahren biologisch angebaut, daher mussten wir für die Umstellung des Hofs auf Bio-Knospe allgemein nicht viel ändern», erklärt Anja Maag. Mehr Änderungen gab es bei der Inneneinrichtung des alten Bauernhauses: Das Wohn- und Esszimmer sowie die Küche wurden erneuert. Da die Küche das Herzstück des Hauses sei, in dem «alles Mögliche und Unmögliche passiert», habe es über die Investition auch keine Diskussion gegeben. Mit der modernen Einrichtung macht das Kochen der 32-Jährigen noch mehr Spass als früher – obwohl der Startpunkt vor der Renovation tief war: In der Mietwohnung zuvor war die Küche sehr einfach ausgestattet.

Besonders begeistert ist Anja Maag vom Steamer, der sei fast täglich im Einsatz. Eher würde sie auf den Geschirrspüler verzichten. Was im Steamer gart, ist allerdings sehr unterschiedlich, denn bei Maags ist Abwechslung auf dem Teller Programm. «Ich mache eine Liste mit Gerichten, die ich in nächster Zeit auftischen möchte und gehe etwa alle zwei Wochen einkaufen», beschreibt die Landfrau ihr Vorgehen. So habe sie die Zutaten für eine breite Auswahl und könne jeden Tag etwas anderes kochen. Inspiration findet Maag in Kochbüchern und Magazinen, aber vor allem online auf Pinterest.

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Diskussionen darüber, was funktioniert 

Neben dem Kochen im Alltag interessiert sich die Landfrau fürs Einmachen von Gemüse, Obst und Beeren aus dem Garten. Am liebsten nicht nur Klassisches wie Apfelmus und Birnenschnitze, sondern Randensalat, Rüebli oder Tomatensauce. «Gärtnern ist zwar nicht so meins, dafür umso mehr das Gebiet meiner Schwiegermutter. Mein Daumen wird aber auch langsam grüner», bemerkt Anja Maag. Da ergänzen sich die beiden Frauen perfekt. Manchmal gibt es eine wohlwollende Diskussion darüber, was geht und was nicht: «Wenn jemand sagt, man könne nicht fünf Liter Konfi auf einmal kochen, muss ich es probieren», erklärt Maag. Das funktioniere durchaus, genauso wie Birnenkonfi («doch, das geliert»). Und wenn es nicht passt, wird getüftelt. Nach sechs Versuchen waren die Caramelköpfli dann so, wie sie die Landfrau sich das vorgestellt hatte.

Bei der Arbeit in der Küche hat Anja Maag einen gesunden Ehrgeiz. Für ihre Kinder kreiert sie jeweils eine spezielle Geburtstagstorte, z. B. mit Fondantüberzug. «Aber das tue ich nur, weil ich es gerne mache», versichert sie. Wäre es anders, würde sie einfach eine Torte kaufen und nie würde sie eine Mutter verurteilen, weil sie beim Backen weniger Aufwand betreibt.

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Besucher(innen) zum Nachdenken anregen 

Einmal habe ihr Mann beschlossen, er melde sie jetzt bei der «Landfrauenküche» an. «Ich dachte: Ja, mach doch», schildert Anja Maag. Die Bernerin hatte die Sendung jeweils mitverfolgt und bewundert, «was den Frauen alles in den Sinn kommt», etwa was Dekoration und Anrichte angeht. Prompt wurde sie als Kandidatin ausgewählt und die Bernerin musste sich fragen, ob sie wirklich teilnehmen will – «Mir ist erst da klar geworden, welchen Aufwand das für uns bedeuten wird.»

Mit Gästen hat Familie Maag Erfahrung, denn ihr Betrieb ist ein Erlebnishof. Es gibt individuelle Events, von der Hofführung über Pizzabacken im alten Holzofen bis zum Bauerhofwettkampf. «Wir haben beide neben Tieren auch gerne Menschen», begründet Anja Maag. Für ihre eigenen Ferien – ihre «Pflotschwoche» immer im November, immer am selben Ort – wählen Maags aber bewusst die Nebensaison und geniessen es, dass nur wenig Betrieb herrscht. Die Besucher auf dem heimischen Bauernhof möchte die Landfrau über die Landwirtschaft nicht belehren, sondern sie zum Nachdenken über den eigenen Konsum anregen und ins Gespräch kommen. Das funktioniere in der Regel gut.

5 Fragen an Anja
Was war dein Lieblingsessen als Kind? Wienerli im Teig
Das esse ich heute nicht (mehr) gerne: Fleisch am Knochen, weil mir das Abnagen nicht behagt.
Meine Küchenwunderwaffe: Steamer
Meine Lieblingsarbeit in der Küche: Ausgefallene Torten, das ist ein bisschen wie basteln.
Diese Küchenarbeit finde ich öde: Nüssler Salat waschen.

Auch gerne alleine

Neben der Betreuung ihrer eigenen drei Kinder (Delaja, 9; Jamin, 7 und Melea, 4), Mithilfe auf dem Betrieb und der Durchführung von Events ist Anja Maag für das Ferienhaus Melli zuständig, das zur Maagfarm gehört. Sie erledigt alles, von den Buchungen bis zum Einfeuern mit Holz aus dem eigenen Wald. «Es ist eine schöne Art, mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu kommen», findet die Landfrau, «ich kann aber auch gut mit mir allein sein». So schätzt es die Bernerin etwa, im Ferienhaus Melli alleine zu putzen oder sie zieht sich für Bastelarbeiten in den Hobbyraum zurück. Im Moment dekoriert sie Glasgefässe per Sandstrahler mit Farnblättern oder Gräsern. Allzu viel Zeit fürs Hobby bleibt ihr nicht, aber Maag hat nichts gegen volle Tage. «Letztlich ist es eine Frage der Priorität: Wenn ich Zeit haben will zum Basteln, finde ich sie.» Ein regnerischer Tag ist da sicher nicht ungeeignet.

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[IMG 6]Der grosse Wettbewerb zur «SRF bi de Lüt – Landfrauenküche» 2022

Mitmachen und tolle Preise gewinnen: Jede Woche stellen wir Ihnen eine Quizfrage zu den diesjährigen Kandidatinnen. Unter allen Einsendungen verlosen wir tolle Preise im Gesamtwert von über 10’000 Franken, unter anderem 15x Kärcher Nass-/Trockensauger WD 5 S V-25/6/22 im Wert von je Fr. 260.–
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