Seit über einem Jahr lähmt Corona das kulturelle Leben in der Schweiz. Auch die Aufträge für Trachtenschneiderinnen oder Trachtenverleihe sind eingebrochen. Vier Frauen glauben an die Wiederkehr besserer Zeiten. Sie wollen trotz der schwierigen Situation ein Stück Tradition vor dem Verschwinden bewahren und gemeinsam den grössten Trachtenverleih der Schweiz übernehmen.

Die schwierige Suche nach einer geeigneten Nachfolge

Die Trachtenstube von Annemarie Burri gilt weit über das Bernbiet hinaus als Institution in Sachen Trachten. In ihrem Daheim im bernischen Wabern beherbergt die Mutter der bekannten «Schlangenfrau» Nina Burri einen wahren Schatz an Trachten und Trachtenbestandteilen, nicht nur aus dem Kanton Bern sondern aus der ganzen Schweiz. Ihre Kleider hat sie schon für Staatsempfänge und repräsentative Aufgaben im Ausland zur Verfügung gestellt und regelmässig die Ehrendamen an Eidgenössischen Schwing-, Jodler- und Musikfesten ausgestattet. Doch nach 35 Jahren intensiven Wirkens möchte sich die 78-Jährige aus dem Geschäft zurückziehen. Tochter Claudia Burri ist zwar Mitinhaberin der Trachtenstube und kümmert sich als Juristin um alles Administrative und die Buchhaltung, und auch Schlangenfrau Nina Burri hilft im Familienbetrieb im Bereich Marketing, Werbung und Social Media mit. Für beide Töchter kommt die Übernahme jedoch nicht in Frage, da dies jemand vom Fach sein müsse, der sich auch mit dem Nähen der Trachten auskennt. Dies erklärt Nina Burri gegenüber der BauernZeitung bei einem zufälligen Treffen. Nun ist eine Nachfolge in Sicht.

Vier Oberländer Frauen wollen helfen

Vier Familienfrauen aus dem Berner Oberland wollen gemeinsam den Fundus an einem neuen Standort erhalten. Wegen der schwierigen Corona-Zeit fehlt es jedoch an finanziellen Mitteln. Eva Orsinger, Jrene Burkhalter-Zaugg und Marianne Gnägi-Balmer sind bernisch diplomierte Trachtenschneiderinnen; Kathrin Kohler-Ingold befindet sich noch in Ausbildung dazu. Viel Herzblut sei nötig für das Führen der Trachtenstube und genau dieses Herzblut würden die vier Frauen mitbringen, betont Nina Burri. Die sieben Frauen haben gemeinsam die IG Berner Tracht gegründet, welche nun mittels Videobotschaft auf Spendensuche ist, um die angestrebte Summe von 250 000 Franken zusammenzubekommen. Der Betrag wird für die Übernahme des grossen Trachtenfundus sowie die Umbauarbeiten am neuen Standort der Alten Kammgarnspinnerei in Interlaken benötigt.

Frisurenwettbewerb

Nebst einer gut sitzenden Tracht ist auch eine passende Frisur wichtig. Anlässlich des Tages der Tracht vom 6. Juni hat die BauernZeitung daher einen Wettbewerb mit dem Motto Haarpracht und Tracht lanciert. Bilder zum Thema können bis 27. Juni an die Redaktion geschickt werden. Mitmachen lohnt sich, es gibt tolle Preise zu gewinnen.