«Mein Markenzeichen sind geflochtene Haare», sagt Cheyenne Michel. Die zierliche, junge Frau holt Bürsten, Kämme, Sprays und weiteres «Werkzeug» aus ihrer Tasche. Es sind alles Dinge, die sie benötigt, um langes Haar hübsch zu frisieren. Sie selber trägt ihr eigenes, das schulterlang und blond ist, bei der Arbeit meist geflochten. Ihre Kundinnen hingegen haben oft einen bestimmten Grund, weshalb sie zur Coiffeuse kommen und sich speziell frisieren lassen: Hochzeiten und Feste stehen ganz oben auf der Liste. «Brautfrisuren sind schwierig. Die Frauen sind meist so aufgeregt, dass das Haar ganz steif und widerspenstig ist.»
Mitmachen und gewinnen
Cheyenne Michel sagte der BauernZeitung sofort zu, als diese sie anfragte, ob sie drei Redaktionsmitglieder für den Tag der Tracht verschönern würde. Sie bändigte die Locken von Online-Redaktorin Lisa Dössegger, flocht gekonnt die blonde Haarpracht von Online-Marketingfrau Eleonora Massini und schaffte es sogar, die nur kinnlangen Haare von Landleben-Redaktorin Esther Thalmann zu zöpfeln.
Wettbewerb «Haarpracht und Tracht»
Eine Vielzahl an wunderschönen Bildern von Mädchen und Frauen in Tracht und hübsch geflochtenen Haaren hat uns erreicht. Nun dürfen Sie die zehn Siegerbilder küren und können dabei auch gleich noch einen Landi-Gutschein im Wert von 50 Franken gewinnen. Abstimmen kann man bis am 11. Juli 2021.
Redaktions-Frauen in Tracht
Ausgestattet wurden Lisa Dössegger, in der Berner Werktagstracht, und Eleonora Massini, in der Gotthelftracht, von der Trachtenstube Bern. Esther Thalmann trägt den Weinländer Arbeitsrock, ein Geschenk ihrer Tante Rosmarie.
Mit einfachen Flechtfrisuren beginnen
Letztes Jahr kam die Schweizerische Trachtenvereinigung (STV) auf Cheyenne Michel zu und fragte sie für einen Kurs für geflochtene Trachtenfrisuren an. Der hätte diesen April stattfinden sollen, Corona-bedingt musste er auf den Herbst verschoben werden.
«Trachten finde ich etwas Wunderschönes», schwärmt sie. Sie sagte darum dem STV sofort zu. Cheyenne Michel besitzt selber keine Tracht. «Ich bin jedoch in einem kleinen Dorf im Baselbiet aufgewachsen. Daher sind mir Trachten und die Landwirtschaft vonseiten Verwandtschaft nicht fremd.»
Darauf angesprochen, wie man am besten vorgeht, wenn man eine schöne Frisur haben möchte, sagt die Fachfrau: «Im Internet gibt es ganz viele Tutorials. Ich würde mal mit einem einfachen beginnen und dann heisst es üben, üben.» Leichter geht es, wenn man jemanden hat, der einem die Frisur macht. Sich selber die Haare zu flechten, ist am Anfang schwierig, aber nach einiger Zeit gut möglich. «Flechtfrisuren sind überhaupt nicht nur für junge Frauen», ist Cheyenne Michel überzeugt. «Graue oder weisse Haare sehen damit auch sehr schön aus.»[IMG 6]
Schritt-für-Schritt-Anleitungen
Hier finden Sie detaillierte Anleitungen für die einzelnen Flechtfrisuren.
Durch züpfeln und stüpfeln wird es noch schöner
«Die Frisur hält besser, wenn man die Haare vorher nicht wäscht; ausser natürlich, man hat ganz fettiges Haar», erklärt Cheyenne Michel. «Locken halten ebenfalls gut, da sie wunderbar ineinandergreifen.» Zu Beginn bürstet sie die Haare und teilt sie mit Klammern in verschiedene Sektoren ab. Dann wird die Bürste gegen den Nadelstielkamm eingetauscht. Das ist ein Kamm mit Zähnen an einem und einer Metallnadel am anderen Ende. «Damit kann ich kämmen und Haare abteilen, aber auch Enden und Strähnen zum Verschwinden bringen.»
Am Hinterkopf macht die Coiffeuse einen dicken Zopf, wenn das Haar sehr lang und schwer ist, auch zwei. «Daraus lege oder flechte ich einen Dutt, an dem ich dann das restliche Haarwerk festmache.» Das Zopfende legt sie in eine Schlaufe und umwickelt diese mit einem kleinen durchsichtigen Gummi. «So geht der Zopf nicht auf und das Ende kann besser versorgt und festgesteckt werden», erklärt Cheyenne Michel.
Die Haare an der Seite und vorne zöpfelt oder dreht sie je nach Haarmenge und Frisur in zwei oder mehrere dünne Stränge. Diese nimmt sie nach hinten und drapiert sie kunstvoll um den Dutt. Damit alles hält, fixiert sie die Frisur mit unzähligen Spängelchen. «Es gibt gerade und gewellte. Letztere halten in glattem Haar besser.» Bevor alles mit Haarlack oder -wachsfür den besseren Halt besprüht wird, kommt der Nadelstielkamm nochmals zum Zug. Ein letztes Mal züpfelt und stüpfelt die Fachfrau alles liebevoll zurecht.
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Das Resultat ist spontan und passt zum Haartyp
Mit einem Handspiegel zeigt Cheyenne Michel die Frisur von hinten. Ein Laut des Entzückens folgt. Eine halbe Stunde ist vom ersten Bürstenstrich bis zum Endresultat vergangen. «Als Anfängerin braucht man sicher länger», meint die Haarkünstlerin. Weiss sie von Anfang an, wie die Frisur am Ende aussehen wird? «Ich entscheide meist spontan. Je nach Haartyp und -menge», erklärt sie.
Bei ganz dünnem Haar muss die Frisörin manchmal zu Volumenpuder greifen. «Was ich aber nie einsetzen würde, sind künstliche Haarteile.» Den Preis für die Haarkunstwerke berechnet sie nach Aufwand. «Ab 60 Franken geht es los.»
Ob sie sich nicht eine Tracht zulegen möchte? Cheyenne Michels glänzenden Augen nach zu schliessen, scheint dies nicht ausgeschlossen. Flechtfrisur und Tracht sind wirklich ein sehr schönes Paar.
Fürs Auge und Ohr
Noch mehr Lust auf schöne Trachten und Frisuren? Hören Sie unseren Podcastbeitrag und schauen Sie sich unsere Bildergalerie an.