Angespannt, aber nicht gravierend gefährdet – so beschreibt eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Energie die Versorgungslage mit Strom in der Schweiz für den bevorstehenden Winter. Zwar beruht die Einschätzung auf Szenarien und diese wiederum auf Annahmen, doch nur im Extremszenario gäbe es massive Probleme. Dessen Eintreten sei allerdings sehr unwahrscheinlich.
Funktionierender Stromhandel vorausgesetzt
Die Autoren haben sich im Referenzszenario mit den Folgen einer um 35 Prozent reduzierten Verfügbarkeit der französischen Atomkraftwerke (AKWs) auseinandergesetzt. Wenn gleichzeitig in Europa genügend Gas zur Verstromung zur Verfügung steht, der marktbasierte europäische Stromhandel noch funktioniert und man sich bei Knappheit gegenseitig stützt, sollte auch in diesem Fall genügend Strom für die Schweiz erhältlich sein.
Es geht auch mit weniger Gas
Wenn rund 15 Prozent weniger Gas für die Stromgewinnung in Europa verfügbar ist, geht man in der Schweiz trotzdem von keinem Versorgungsengpass aus. Und wenn doch, würde den Berechnungen zufolge lediglich die Menge für einen oder maximal 2,5 Wintertage fehlen. Sparbemühungen, Wasserkraftreserven, Reservekraftwerke und Notstromgruppen könnten bei der Bewältigung einer solchen Situation helfen.
Wasserkraft rettet bei AKW-Ausfällen
Ein weiteres Szenario der Studie geht davon aus, dass die Hälfte der französischen AKWs und zusätzlich die beiden Schweizer Reaktoren Beznau I und Leibstadt ausfallen. In Europa könne es dann regional zu angespannten Situationen kommen, die sich laut den Autoren aber nicht auf die Schweiz ausdehnen würden. Dies dank der verfügbaren Wasserkraft und ausreichend Importkapazitäten aus den übrigen Nachbarzonen.
Ganz ohne AKWs wird es schwierig
Das «sehr unwahrscheinliche» Extremszenario ist das einzige, dass tatsächlich erhebliche Auswirkungen auf die Schweiz hätte. Berechnet wurden dazu die Folgen einer europaweit eingeschränkten Gasverfügbarkeit und der Nichtverfügbarkeit sämtlicher Schweizer AKWs. In einem solchen Fall fehle im Winter im Durchschnitt eine Strommenge von knapp sechs typischen Wintertagen.
«Aus den Resultaten geht hervor, dass die vom Bundesrat beschlossenen Massnahmen einen signifikanten Beitrag zur Energieversorgung im Winter leisten», heisst in einer Mitteilung des Bundes. Weiterhin macht es also Sinn, Strom zu sparen.