Der Mensch ist der Natur ziemlich egal. Für die Natur sind wir nur ein lästiges Übel wie eine Eiszeit, eine Hitzeperiode, ein Meteoriteneinschlag oder ein Vulkanausbruch. Ich staune immer wieder, wie gut die Natur all diese Plagen überwindet. Sie braucht dazu Zeit und sie tut es zu ihren Bedingungen. Es kümmert sie nicht, ob wir dabei als Spezies Mensch erfrieren, in der Hitze verrecken, verhungern oder verdursten. Es muss sie auch nicht kümmern. Sie ist nicht auf uns angewiesen.

Wir brauchen Biodiversität

Wir aber, als selbst ernannte Spitze der Nahrungskette, sollten uns kümmern. Wir sollten uns kümmern, wie es um das Fundament und den ganzen Verlauf dieses komplexen Prozesses steht. Wir sollten uns sorgen, wenn die Rädchen nicht mehr präzise ineinandergreifen, weil hier oder dort ein Zahn in den Rädern fehlt. Wir Menschen brauchen die Biodiversität, um zu überleben.

Auch Klimaschutzmassnahmen dienen in erster Linie unserem Überleben. Spielt das Klima verrückt, kommt es vermehrt zu Murgängen, Überschwemmungen, Waldbränden, ausgetrockneten Flüssen und Seen. Die Natur jedoch erobert sich die in unseren Augen lädierten Gebiete wieder zurück. Und es kümmert sie nicht, ob wir Menschen darin noch eine Lebensgrundlage finden.

Die Natur wird sich auch dem Klima anpassen, egal, wie extrem es in Zukunft sein wird. Wir Menschen hingegen haben unseren Lebensraum schon viel zu sehr eingeheizt. «Hitzewellen sorgen in der Schweiz zunehmend für Notfalleintritte ins Spital und Todesfälle», schreibt Pro Senectute.

Mit Demut akzeptieren

Nach dem Unwetter in Brienz las ich in der «Aargauer Zeitung» am 14. August in einem Kommentar folgende Sätze: «Die Geschichte zeigt: Der Kampf gegen die Naturgewalten ist nie zu Ende. Ja, es zeichnet sich ab, dass er infolge des Klimawandels noch heftiger und teurer wird. Das gilt es mit Demut zu akzeptieren. Nur Aufgeben ist keine Option.»

Sinnvolle Demut wäre für mich jedoch das Eingeständnis, dass unser Überleben von einer intakten und für uns nutzbaren Natur abhängt, von der wir voller Dankbarkeit und Achtsamkeit leben dürfen. Fehlt uns diese Demut weiterhin, ist Aufgeben die einzige Option.