Eigentlich habe ihn seine Frau Priska schon bei der Heirat vor 30 Jahren zur Umstellung auf Bio motiviert. «Aber damals war ich noch nicht ­bereit», sagt Beat Heini aus dem luzernischen Neuenkirch und schmunzelt. In den letzten Jahren sei es aber mit den damaligen Betriebszweigen, noch mit Obst und Mastschweinen, etwas ein «Treten an Ort» gewesen. Der Aufwand nahm zu, die Erlöse stagnierten. Deshalb suchten Heinis nach neuen Perspektiven, auch für die Betriebsnachfolge durch die junge Generation.

Dank App optimieren

So reifte bei Beat die Idee Bio, was seine Frau Priska natürlich besonders freute. 2017 wurde die Umstellung gestartet, der Intensiv-Obstbau und die Schweinemast, welche für den Betrieb Bio-Erschwernisse waren, aufgegeben. Gleichzeitig stiegen sie in die Produktion der damals sehr gefragten Mastpoulets ein. Die 2500 Stück Hühner werden in mobilen, beheizten und gelüfteten Ställen gehalten.

In die Produktion von eigenem Solarstrom sind Heinis vor der Bio-Umstellung eingestiegen. Vor Jahren wurde das südwärts gerichtete Dach der Maschinenhalle mit Modulen bestückt. Für die 30-kWp-Anlage wurde die Einmalvergütung bezogen. Ziel war schon damals, den Strom für den Betrieb selber zu produzieren. Eine wertvolle Übersicht dazu bietet der damals mit­installierte digitale Stromzähler. Per Smartphone hat Beat Heini nun mit der App «smart-me» dauernd den Überblick, wann wie viel Strom produziert und verbraucht wird. Das motivierte zur Erweiterung der Solarstromproduktion. «Die Sonne scheint bei uns schon am Morgen früh an die Fassade und am Abend wieder an eine andere. Dieses Potenzial wollten wir nutzen», ergänzt Sohn Raphael Heini. So kamen sie in Kontakt mit der Firma Purasol aus Grosswangen. Kein Problem, Photovoltaik (PV)-Module an die Fassaden und der bestehende Wechselrichter genügten durchaus, beschied ihm Geschäftsführer Martin Grüter.

 

Vorteile von Fassaden

Solarstrom von Fassaden ermöglichen die Glättung der Tagesproduktion. Zudem sei die Verschmutzung der PV-Module geringer als auf Dächern und es bleibe kein Schnee liegen, sagt Martin Grüter von Purasol Grosswangen. Im Gegenteil sei die Reflexion bei Schnee an Fassaden besser, der Ertrag höher. Meist sei die Montage auch einfacher und günstiger als auf Dächern, weil das Dach nicht eingenetzt werden muss.

 

Regelmässig produzieren

Module an den Fassaden seien gar wirtschaftlicher als auf einem weiteren Dach, berechnete Grüter. Dies weil zur Mittagszeit sonst nur noch mehr Strom anfalle, der gar nicht selber gebraucht werden kann. Zudem hätte die Stromzuleitung zum Betrieb ausgebaut werden müssen. Dank der Ergänzung mit PV-Modulen an mehreren verschieden exponierten Fassaden, insgesamt weitere 288 m2 mit 24 kWp Leistung, kann nun auf dem Betrieb von frühmorgens bis zum Sonnenuntergang kostengünstiger Solarstrom gewonnen werden. «Wir brauchen nicht eine Spitzenleistung am Mittag, sondern über den ganzen Tag Solarstrom.» Das hat sich finanziell schon ausgezahlt. Die Stromrechnung sank markant. Bevor die erste PV-Anlage montiert wurde, lag der gesamte Stromverbrauch auf dem Betrieb jeweils bei rund 13 000 Franken, dann sank dieser auf die Hälfte, und nun auf 4000 Franken vergangenes Jahr. «Und das, obwohl die Fassadenmodule erst Mitte 2020 montiert wurden», freut sich Beat Heini. Alle PV-Anlagen kosteten Heinis insgesamt rund 50 000 Franken, nach Abzug der Einmalvergütungen. Die Anlagen seien in maximal fünf Jahren amortisiert, ist er überzeugt. Der Tagesstrom wird auch für den elektrischen Futtermischwagen genutzt, für die Heizung des Pouletstalles oder für Heugebläse und Heubelüftung. Mit dem überschüssigen Solarstrom beheizt Heini zudem den Warmwasserboiler, so muss nur ein Minimum zu tiefen Preisen ins CKW-Netz eingespeist werden.

Steuern statt speichern

Auf Bauernhöfen sei das Potenzial, selber günstigen Strom von der Sonne herzustellen, noch gross, ist Beat Heini überzeugt. Zwar hätten schon viele Bauern 30-kW-Anlagen auf Dächern, statt dort weiter zu ergänzen, sollten besser Fassaden in Betracht gezogen werden.

Schliesslich bräuchten gerade die tierintensiven Luzerner Betriebe doch viel Strom über den ganzen Tag, zum Melken, Lüften, Heizen, Mischen, Güllen und mehr. Sehr hilfreich und empfehlenswert seien für Solarbauern der Smartmeter und eine App auf dem Smartphone zur Strommessung. Und allenfalls auch Steuerungen zum Verbrauch je nach Produktion. Eine solche Optimierung sei sicher wirtschaftlicher als Batterien zur Speicherung von Überschussstrom, findet Beat Heini.

 

Betrieb Holderhus

Betriebsleiter: Beat und Priska Heini, vier erwachsene Kinder Ort Holderhus, Neuenkirch

Fläche: 21 ha LN, etwas Ackerbau mit Mais und Urdinkel, Christbaumkultur und 4,5 ha Wald

Tiere: 33 braune Milchkühe (Milch an ZMP), 2500 Plätze Bio-Mastpoulet, 3 bis 4 Shropshire-Schafe zur Beweidung der Christbaumkultur

Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, Mithilfe der Söhne, Aushilfen zum Poulet-Aufladen