«Die Alp Tschingelfeld oberhalb von Brienz und das Gebiet Schwendi im Lauterbrunnental werden mit dem diesjährigen Kulturlandschaftspreis Oberland-Ost ausgezeichnet», schreibt die Regionalkonferenz Oberland-Ost in einer Medienmitteilung. Gemäss Juryentscheid würden die beiden Kulturlandschaften eine grosse ökologische Vielfalt und eine hohe ästhetische Qualität aufweisen. Die feierliche Preis­verleihung erfolgte gestern ­Donnerstag im Rahmen der Interlakner Gewerbeausstellung (IGA).

 

Das ist der Kulturlandschaftspreis

Mit dem Wettbewerb «Kulturlandschaftspreis» werden seit 2005 jährlich zwei bis drei besonders wertvolle Kulturlandschaften im östlichen Berner Oberland ausgezeichnet. Mit dem Preis prämieren die Regionalkonferenz Oberland-Ost zusammen mit Interlaken Tourismus und Jungfrau Region Tourismus AG die ökologische und ästhetische Qualität der Gewinnerflächen und würdigen den Einsatz der Bauern. Der Wettbewerb richtet sich an Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter Landwirtschaftlicher Nutzflächen und von Sömmerungsgebieten.

Die Preise

Die Gewinner erhalten seit 2015 je einen Scheck von 2500 Franken, ein Zertifikat und eine Tafel, welche die Besucher auf die besonders wertvolle Landschaft hinweist. Als Präsent erhalten alle Gewinner eine geschnitzte Sense. Ein Symbol für viel Handarbeit und Engagement, welches die Landwirte in die Landschaft investieren und sie damit auch für den Tourismus attraktiv machen. Die Bedeutung der Landschaft und ihre aufwendige Pflege soll mit dem Kulturlandschaftspreis ins Bewusstsein der Akteure und der Öffentlichkeit getragen werden. Dies auch, um die nötige Unterstützung durch die Bevölkerung langfristig zu gewährleisten. Dieses Ziel haben auch die Tafeln, welche die Besucher für die Landschaft und Landwirtschaft sensibilisiert. Passend dazu sind auf der Homepage des Kulturlandschaftspreises entsprechende Wanderrouten im Gebiet publiziert.

Beratung und Unterstützung erhalten

Die Region Oberland-Ost legte 2004 mit dem Regionalen Landschaftsentwicklungskonzept die Basis für ihr langfristiges und breites Engagement zugunsten der Landschaft. Auf diesem basierten der regionale Teilrichtplan «Ökologische Vernetzung» und gründet der regionseigene Landschaftsfonds zur Unterstützung von Landschaftspflegeprojekten wie auch der Kulturlandschaftspreis. Zudem werden die Landwirte der Region von der Landschaftszuständigen beraten und unterstützt, damit sie ihre wertvolle Arbeit zugunsten der schönen Kulturlandschaft weiterführen können – trotz der teilweise schwierigen Bedingungen für die Berglandwirtschaft und Alpwirtschaft. 

 

Landschaft braucht Pflege

«Gepflegte Kulturlandschaften leisten einen wichtigen Beitrag zur touristischen Attraktivität des Berggebiets», erklärte Peter Aeschimann, Präsident der Regionalkonferenz Oberland-Ost, anlässlich der Verleihung des Kulturlandschaftspreises 2019 im Kursaal Interlaken. «Denn ohne Land- und Alpwirtschaft wären weite Teile der Schweiz monoton von Wald überwachsen.»

Einsatz der Bauern würdigen

Die Regionalkonferenz Oberland-Ost, die Tourismusorganisation Interlaken und die Jungfrau Region Tourismus bringen dem Engagement der Bergbauern deshalb grosse Wertschätzung entgegen. Die drei Organisationen sind seit 15 Jahren Träger des Kulturlandschaftspreises Oberland-Ost. Mit der Auszeichnung würdigen sie den Einsatz der Bauern für eine attraktive und vielfältige Landschaft. Die Kandidaturen werden jeweils von einer Jury mit Fachleuten aus den Bereichen Tourismus, Kunst, Landwirtschaft und Ökologie geprüft.

 

Kommentar von Daniela Joder: 
Das tut einfach nur gut

Der Mensch ist besser darin Fehler zu suchen, als zu loben. Und am allerliebsten scheint man derzeit alle Fehler der Menschheit bei jenen drei Prozent zu suchen, welche für das tägliche Brot sorgen. Was die Landwirte machen, wird gesehen. Jedenfalls stehen sie unter Beobachtung, wenn sie mit der Feldspritze oder dem Güllefass ausfahren oder gar mit ihren Tieren hantieren. Da scheint es doch mehr als verdient, dass auch einmal jemand bemerkt, wenn die Bauernfamilien bei brütender Sonne, in steilstem Gelände mit der Sense ausrücken oder mit ihren Schafen Lawinenhänge pflegen. Man darf auch einmal «Merci» sagen für das, was die Landwirte so selbstverständlich seit Jahrhunderten machen. Gründe gäbe es viele.

 

Tschingelfeld im Giessbachtal

In der Kategorie «Sömmerungsgebiete» wird die Alp Tschingelfeld im Giessbachtal in der ­Gemeinde Brienz mit dem diesjährigen Kulturlandschaftspreis ausgezeichnet. Die Alp liegt am Nordhang der Schwarzhorn-/Faulhornkette, weist teilweise sehr steile Partien auf und zeigt trotz ihrer windgeschützten Lage einen hochalpinen Charakter. Claudia Schatzmann, Landschaftsberaterin der Regionalkonferenz Oberland-Ost, hob an der Preisverleihung die grosse landschaftliche und ökologische Vielfalt im Tschingelfeld hervor: Bäche, mehrere Seelein, Feuchtgebiete und Trockenstandorte prägen das prämierte Gebiet, das verschiedenen Orchideen- und Lilienarten Lebensraum bietet. Agronomisch gesehen, liegt die Alp Tschingelfeld zwischen 1600 und 2928 m ü. M. und umfasst eine Fläche von 841 Hektaren Weideland. Sie ist mit 243 1/3 Kuhrechten ausgestattet und wird mit Kühen, Rindern, Schafen und Ziegen der Kooperationen Ringgenberg und Brienz bestossen. Bewirtschaftet wird die genossenschaftlich organisierte Alp bereits seit dem frühen Mittelalter.

Schwendi bei Mürren

In der Kategorie «landwirtschaftliche Nutzflächen» geht der Kulturlandschaftspreis 2019 an das Gebiet Schwendi bei Mürren in der Gemeinde Lauterbrunnen. «Die steile Mähwiese liegt direkt oberhalb der Mürrenfluh. Ein kleines Bächlein und ein wunderschöner alter Ahornbaum strukturieren die Fläche auf attraktive Weise. Am Waldrand gedeihen Knabenkraut, Türkenbund und andere Bergblumen», beschreibt die Regionalkonferenz in der Medienmitteilung malerisch die prämierte Wiese.

Weitere Informationen: www.kulturlandschaftspreis.ch