Die Verunsicherung bezüglich Bremssystemen bei Traktoren und Anhängern kam an den kürzlichen Generalversammlungen der kantonalen Landtechnikverbände deutlich zum Ausdruck. Es sei noch längst nicht alles klar und man täte gut daran, sich vor Neuanschaffungen an seriöse Fachbetriebe und die landtechnische Beratung zu wenden, meinte der Aargauer Präsident Pascal Furer. Da seien Vorschriften eingeführt worden, ohne zu wissen, wie man die vollziehen wolle, kritisierte an der Versammlung der Luzerner Präsident Toni Moser.
Kombination ist heikel
Kein Problem hat, wer ausschliesslich neue Traktoren und neue Anhänger einsetzt. Die müssen aufgrund der neuen Vorschriften seit 2018 (Traktoren) beziehungsweise Mai 2019 (Anhänger) mit Zweileiter-Bremssystemen ausgerüstet sein und entweder pneumatisch oder hydraulisch betrieben werden.
Kein Problem hat auch, wer ältere korrekt in Verkehr gesetzte Traktoren und Anhänger verwendet, das ist auch künftig zulässig. Die Schwierigkeiten beginnen, wenn die Strassen mit Kombinationen von ältern Traktoren und neuen Anhängern oder umgekehrt befahren werden. Das Problem: Es gibt laut Roman Engeler keine einheitliche Regelung. «Die Polizei könnte deshalb büssen», sagt der Direktor des Schweizerischen Verbands für Landtechnik (SVLT). Die grösste Verunsicherung gebe es bei den in der Schweiz weit verbreiteten hydraulischen Bremsen.
Astra-Entscheid noch offen
Die Branche setze sich deshalb dafür ein, dass neuere Anhänger mit hydraulischen Zweileiterbremsen an ältere Traktoren mit nur hydraulischen Einleiterbremsen zugelassen würden. Der neueste von der Branche ausgearbeitete Kompromiss-Vorschlag, welcher derzeit beim Bundesamt für Strassen (Astra) auf dem Tisch liege, sieht laut Roman Engeler folgendes vor: Anhängelast maximal 8 t, Höchstgeschwindigkeit maximal 40 km/h, zeitliche Beschränkung bis Ende 2025. Der Entscheid des Astra sei noch offen, so Engeler. Er empfiehlt, mit Neuanschaffungen zuzuwarten und eher mit älteren Gefährten weiterzufahren oder den älteren Traktor mit pneumatischen Bremsen nachzurüsten. «Der SVLT empfiehlt nach wie vor, bei Neu-investitionen auf pneumatische Systeme zu setzen», sagt Engeler.
Viele Bauern stehen jetzt vor Entscheidungen, auf welches System sie setzen sollen. So etwa Philipp Bannwart aus Emmenbrücke LU. Er wollte kürzlich einen Tieflader-Anhänger anschaffen. Neuere Anhänger aus der EU seien meist mit pneumatischen Bremssystemen ausgerüstet. Deswegen einen seiner älteren Traktoren umzurüsten, schien ihm aber etwas teuer. Auf dem Milchwirtschaftsbetrieb stehen zwei Traktoren mit pneumatischen und hydraulischen Systemen ausgerüstet und zwei Traktoren nur für hydraulisches Bremsen. Bei den Anhängern haben vier Luftbremsen, acht noch hydraulische Ölbremsen. Bannwart ist viel mit Anhängern auf Strassen unterwegs, und für ihn ist klar, dass sichere Bremssysteme nur pneumatische sind.
Luftbremsen sind gefragt
Philipp Freimann, Präsident des Zuger Verbands für Landtechnik, hat den Eindruck, dass der Trend in Richtung Luftbremsen geht. Zumal in Zug noch kein Anhänger mit hydraulischem Zweileitersystem zugelassen sei.
Hans Stadelmann von der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) bestätigt, dass viele Bauern verunsichert seien, welche Strategie – hydraulisch oder peumatisch – künftig richtig sei. Dass es hierzulande beide Systeme gebe, sei historisch gewachsen.
Sein Tipp an die Bauern: Wer weiterhin auf hydraulische Bremsen setzen wolle, soll zuwarten oder halt Occasionen anschaffen, bis Entscheide gefallen sind. «Die Unsicherheit ist weniger technisch als vielmehr rechtlich bedingt.»