Wenn in der Schweiz vom Milchpreis die Rede ist, dann spielt dabei immer auch die Situation in Europa mit. Denn der Milchmarkt in der Schweiz folgt in der Entwicklung mit einer Verzögerung von etwa sechs Monaten dem europäischen Muster.
Milchkrisen kommen, Milchkrisen gehen
Und das heisst: Die nächste Krise kommt bestimmt. Aber es dauert noch ein wenig. Bis zum Ende des Jahres 2018 können die Milchbauern in der EU mit einer Hochpreisphase rechnen. Was danach kommt, weiß nur die Glaskugel. Das jedenfalls ist die Aussage Erhard Richarts, Vorsitzender des Instituts für Ernährungswirtschaft (ife) in Kiel. Er sprach Anfang Juni bei den «Kieler Milchtagen» über den Verlauf zyklischer Milchpreisschwankungen in Deutschland und der EU.
Seit 2006 waren bis zum Frühjahr 2018 vier Preiszyklen mit einer Dauer von jeweils drei bis vier Jahren sowohl in der EU als auch auf dem Weltmarkt zu beobachten.
Milchproduzenten reagieren mit Verspätung
Auslöser für die zyklisch steigenden und sinkenden Preise innerhalb der EU waren einerseits die Schwankungen des Milchangebotes. Für den Milchmarkt ist es typisch, dass die Reaktion der Milchproduzenten verzögert erfolgt. Auf niedrige Preise folgte eine Stagnation des Angebotes, ausgelöst durch den Strukturwandel und dem Ende der Milchproduktion auf den Betrieben. Herdenverkleinerungen durch Kuhschlachtungen spielen hierbei eine eher untergeordnete Rolle.
Nachfrage entscheidet mit
Der zweite große Faktor, der bei den zyklischen Preisschwankungen eine Rolle spielt, ist die Nachfrage auf den Märkten außerhalb der EU. Im Jahr 2017 exportierte die EU 21 Mio. t umgerechnet in Milchäquivalent auf den Weltmarkt. Für 2018 werden 22 Mio. t erwartet. 2008 waren es noch 12 Mio. t. Importe spielen hier eine untergeordnete Rolle, da die EU diesen Bereich durch Einfuhrzölle schützt. Die Preise für Milchpulver, Käse und Butter entwickeln sich in der EU synchron mit den Weltmarktpreisen.