AboKäse aus der Emmentaler Schaukäserei wird es bald nicht mehr geben. Eine Investition in die veraltete Anlage lohne sich nicht mehr und die Fabrikation sei defizitär, wird der Schritt begründet.Emmentaler AOPKein Emmentaler mehr aus der Schaukäserei – Milchlieferanten fühlen sich übergangenDonnerstag, 13. März 2025 Vergangene Woche hat die Emmentaler Schaukäserei AG die Absicht zur Einstellung der Produktion von Emmentaler AOP bekanntgegeben. Die Gründe dazu sind vielfältig: Eine Produktion, die aufgrund des aufwendigen Konzepts des Schaukäsens nicht rentabel sein kann, notwendige, aber mit dem Schaukäsen-Konzept nicht refinanzierbare Investitionen in Millionenhöhe und die fortschreitende Unterversorgung mit der wertvollen silofreien Milch haben den Verwaltungsrat nach einer umfassenden Analyse zu diesem schweren Schritt bewogen, obwohl die Emmentaler Schaukäserei nach vielen teilweise sehr turbulenten Jahren heute wieder wirtschaftlich stabil dasteht.

Erlebnis, Gastfreundschaft und Kulinarik

Der Verwaltungsrat beabsichtigt, die Emmentaler Schaukäserei in Zukunft auf ihre Kernkompetenzen zu fokussieren, die sie auch aus wirtschaftlicher Sicht besonders erfolgreich macht: einerseits weiterhin das spannendste und vielfältigste Erlebnis für Schweizer Käse und insbesondere den Emmentaler AOP zu sein, andererseits mit Gastfreundschaft, Emmentaler Kulinarik und einem Angebot von Emmentaler Spezialitäten Touristen von nah und fern ins schöne Emmental zu locken und ihnen den Emmentaler AOP näherzubringen. Dazu wird die Emmentaler Schaukäserei in den nächsten Jahren einen hohen Betrag in die Erneuerung von Gastronomie, Käsefachgeschäft und das Emmentaler-AOP-Erlebnis investieren.

Entscheidend war neben der Fokussierung auf die Kernstärken der Emmentaler Schaukäserei auch die harte Erkenntnis, dass die Emmentaler Schaukäserei zwar sehr guten Emmentaler AOP herstellen kann, aber die vielen umliegenden Käsereien dies wirtschaftlich gesehen besser können, weil sie kein Schau-Konzept berücksichtigen müssen. Gespräche ergaben zudem die Erkenntnis, dass die umliegenden Käsereien durch die Übernahme von silofreier Milch und Produktionsvolumen der Emmentaler Schaukäserei die Wirtschaftlichkeit ihrer Produktion verbessern können.

Kommt dazu, dass das Emmental im Vergleich etwa zur Ostschweiz heute über zu viele, aber gleichzeitig auch zu kleine Käsereien verfügt, die zu lange nicht in die Erneuerung der Anlagen investiert haben: Wir beobachten im Emmental einen erhöhten Investitionsbedarf.

In Bezug auf die Strukturen umdenken

Erste Schliessungen von Käsereien im Emmental zeigen: Wir müssen im Emmental in Bezug auf die Käsereistrukturen umdenken. Wenn – und das ist unbedingt sicherzustellen – der Emmentaler AOP im Emmental weiterhin erfolgreich produziert werden soll, dann nur durch Bündelung und Modernisierung der Käsereistrukturen.

Fusionen, gemeinsame Investitionen in neue, effizientere, aber immer noch gewerbliche Produktionsanlagen, die Zusammenführung der silofreien Milch und durch Zusammenlegung wieder rentable Auslastungen führen wirtschaftlich zu besseren Resultaten und helfen mit, die Tradition der Emmentaler AOP Herstellung im Emmental zu sichern.

Dazu kommt das Thema Fachkräftemangel: In der ganzen Käsebranche haben viele Käsereien Mühe, Nachfolger für ihre Käsereien zu finden: Die Aussicht auf 7-Tage-Wochen mit 70+ Stunden in Verbindung mit veralteten Produktionsstrukturen wirken auf junge Fachkräfte nicht anziehend: Die Bündelung der gemeinsamen Kräfte in weniger, aber neue und effiziente Emmentaler Käsereien mit modernen Arbeitsbedingungen werden die schöne und befriedigende Arbeit als Käser wieder attraktiv machen.

Aber dazu braucht es ein dringendes Umdenken im Emmental. Wenn wir das Emmental als Geburtsort des Emmentalers AOP für die Zukunft fit machen wollen, müssen wir diese schöne Tradition mit geeigneten Schritten in die moderne Zeit weiterentwickeln.

Sich auf das konzentrieren, was man besonders gut kann

Die Emmentaler Schaukäserei hat einen ersten Schritt gemacht: Mit der geplanten Aufgabe der Produktion von Emmentaler AOP konzentriert sie sich auf das, was sie besonders gut kann – und gibt den anderen Käsereien die Möglichkeit, dank der Übernahme der silofreien Milch und des frei werdenden Produktionsvolumens stärker zu werden. Den Entscheid zu Zusammenlegungen und Investitionen in eine überlebensfähige Zukunft muss aber jede Käserei aus Unternehmersicht selbst fällen.

Hoffentlich kann der ganzheitlich durchdachte Vorentscheid der Emmentaler Schaukäserei diesbezüglich als Inspiration dienen. Es wäre zu hoffen. Für das Emmental. Und für den langfristigen Erhalt der Produktion von Emmentaler AOP im Emmental!