Im Frühling ist die Welt meistens noch in Ordnung. Die Setzlinge sind noch im Haus, die Saaten im Freiland noch nicht aufgelaufen. Doch irgendwann sind die Schnecken wieder da, die Käfer, die Fliegen und Motten suchen unsere Pflanzen heim.

Am besten warten Sie nicht, bis es soweit ist, sondern fangen jetzt schon mit der Vorbeugung an.

Pflanzenschutz: Entschneckungskur

Ein völlig schneckenfreier Garten gehört wohl ins Reich der Utopien. Das Ziel, dass die Schnecken keine (grösseren) Schäden anrichten, ist realistischer. Der Frühling bietet sich nicht nur zum Entschlacken, also dem Loswerden überflüssiger Pfunde, sondern auch zum «Entschnecken» an.

Die ersten hungrigen Schleimer sind schon bei Temperaturen knapp über dem Nullpunkt unterwegs. Dabei handelt es sich meistens noch nicht um die dicken, grossen, rot-braunen Spanischen Wegschnecken,  sondern um kleine Ackerschnecken und Garten-Wegschnecken, die man nur entdeckt, wenn man genau hinschaut.

Schnecke ist nicht gleich Schnecke

Ackerschnecken (Doroceras) sind das ganze Jahr hindurch aktiv, ausser bei Frost. Sie werden lediglich 0,5 bis fünf Zentimeter gross und sind meistens hellbeige oder hellgrau bis dunkelgrau. Sie fressen nicht nur ober- sondern auch unterirdisch Pflanzen an, was sie nicht gerade sympathischer macht …

Garten-Wegschnecken (Arion hortensis) sind im Frühjahr und Herbst häufig überirdisch am Werk, im Sommer fressen sie vermehrt unterirdisch und löchern Kartoffeln, Randen, Rüebli und Co.

Es sind relativ kleine Schnecken, die nur einen halben bis vier Zentimeter gross werden und deshalb weder besonders auffallen noch abgesammelt werden können. Sie haben in der Regel einen gelben bis orangeroten «Fuss» und sondern beim Kriechen farbigen Schleim ab.

Pflanzenschutz: die Schnecken-Killertruppe

Zum Glück sind im Gartenfachhandel Nematoden der Gattung Phasmarhabditis hermaphrodita erhältlich, welche liebend gerne über Schnecken herfallen. Diese Nematoden sind zur Fortbewegung auf feuchte Erde angewiesen. Sie befallen deshalb auch nur Schnecken, die diesen Lebensraum mit ihnen teilen – was erklärt, warum Nematoden kaum gegen die oberirdisch lebende Spanische Wegschnecke wirken.

Pflanzenschutz: ab 15 Grad in Hochform

Nematoden können im Frühjahr eingesetzt werden, sobald der Boden vier bis fünf Grad warm ist; bei 15 Grad laufen sie zu Hochform auf. Die Anwendung ist einfach: Man muss das Pulver mit den Nematoden nur mit Wasser anrühren und den Boden damit begiessen.

Danach sollte die Erde noch eine Zeit lang feucht gehalten werden. Da die Nematoden lichtempfindlich, das heisst UV-instabil sind, sollte die Ausbringung nicht bei direkter Sonneneinstrahlung, sondern gegen Abend oder bei bedecktem Himmel erfolgen.

Wenn diese Bedingungen (Feuchtigkeit, Temperatur, UV-Schutz) stimmen ist auf die Killertruppe Verlass. Die Nematoden werden alle Schnecken im Boden innerhalb weniger Tage aufspüren und sie werden nicht ruhen, bis sie die letzte Schnecke verzehrt haben.

Gibt es keine Schnecken mehr, haben sie ihren Job gemacht und gehen ein. Weil Nematoden nur Nacktschnecken fressen, sind sie keine Bedrohung für die Artenvielfalt: Weinbergschnecken und andere «Hüslischnecken» werden von ihnen links liegengelassen.

Pflanzenschutz: Fallen und Barrieren

Einfach zurücklehnen sollte man danach trotzdem nicht, denn die rote Wegschnecke wird erst später aktiv. Für sie macht es Sinn, Köder auszulegen. Aber bitte keine Bierfallen, es wäre schade ums Bier! Ein Häufchen mit feuchter Kleie unter einem Rhabarberblatt leistet bessere Dienste. Wenn man diesen Köder an jeder Ecke des Gartenbeets auslegt, kann man im Laufe des Tages sämtliche Schnecken absammeln, die sich darunter versteckt haben.

Mit dem grossen Blatt lassen sich die Schnecken gleich einwickeln ohne dass die Hände schleimig werden. Danach steckt man sie in einen Plastiksack und ab in den Tiefkühler. Nach zwei Tagen in der Kälte sind sie toter als tot und man kann sie auf den Kompost geben. Diese Fangmethode ist sehr erfolgreich.

Pflanzenschutz: Barrieren errichten

Ganz auf den Schneckenkragen bei Setzlingen verzichten würde ich deswegen nicht. Solche mechanische Barrieren halten die Schnecken vom Massenfrass ab, bis die Pflanzen so gross geworden sind, dass ihnen eine nächtliche Attacke nicht mehr viel anhaben kann.

Auch andere Schädlinge können mit künstlichen Barrieren in Schach gehalten werden. Zum Beispiel die Kohlfliege Delia brassicae. Sie sieht aus wie eine kleine Stubenfliege, kann die meisten Kreuzblütler befallen und verursacht Schäden durch Madenfrass an den Wurzeln.

Wenn die Fliege ihre Eier erst einmal an die Wurzel gelegt hat, ist es zu spät. Besser ist es, die Eiablage zu verhindern, indem man aus Karton oder Kunststoff einen Kragen mit 15 cm Durchmesser um die frisch gepflanzten Kohlpflanzen legt. Diese Methode hilft recht gut, ist aber nicht ganz zuverlässig. Noch erfolgversprechender ist, die Setzlinge mit Kulturschutznetz oder Gartenvlies zu bedecken.

Pflanzenschutz: Schutznetze

Kulturschutznetze halten einem überhaupt vielerlei Probleme vom Hals. Obwohl es sie schon lange gibt, sieht man sie selten in den Gärten. Vielleicht weil sie optisch nicht so recht überzeugen? Da ist was dran.

Aber bevor einzelne Kulturen wegen der Schädlinge aufgegeben werden, sollte der Einsatz eines Schutznetzes überlegt werden. Wichtig ist, dass das Netz wirklich dicht ist. Wenn ein Schädling darunter eingesperrt wurde, kann man es ihm nicht verübeln, wenn er sich über alle Pflanzen hermacht.

Es sollten sich deshalb zum Beispiel keine Erdflöhe oder Rüeblifliegen-Maden unter dem Vlies befinden, die noch aus der Kultur des Vorjahres stammen. Am besten funktioniert das Netz, wenn man es über jene Bögen spannt, die für Folientunnel verwendet werden.

Gelegentlich muss man das Netz trotzdem abheben, um Jäten oder Ernten zu können. Das geringste Risiko besteht in den frühen Morgenstunden, bei windigem oder sehr heissem Wetter. Bei der Rüeblifliege lässt man das Netz am Nachmittag sicher zu und jätet dafür am frühen Morgen, da die Rüeblifliege zwischen 16 und 20 Uhr am aktivsten ist.

Übrigens versperren Kulturschutznetze auch Katzen, Vögeln oder Hasen den Zugang zum Beet. Sind sie gut gespannt, halten sie auch Hagel ab. Nachteilig ist allenfalls, dass die Durchlüftung unter dem Netz verschlechtert wird, was Pilzkrankheiten fördern kann.

Pflanzenschutz: Gut geklebt ist halb bekämpft

Oft weiss man gar nicht so genau mit welchem Schädling man es zu tun hat. Einfache Klebefallen, zum Beispiel von Andermatt Biogarten, helfen, den einen oder anderen Schädling «festzuhalten». Mitunter reichen mehrere Klebefallen in geringem Abstand schon aus, um den Schädlingsdruck zu reduzieren, zum Beispiel gegen die Weisse Fliege. Doch nicht jede Fliege ist gleich Grund zur Panik: Je mehr Florfliegen und Marienkäfer in  einem Garten sind, desto schwerer haben es Schädlinge, sich auszubreiten. 

 

Kultur

Schädling

Schadensperiode

Netzgrösse

Lauch

 

Minierfliege

1. Generation April – Mai;

2. Generation ab Ende August

Unter 1 mm

Lauchmotte

April – Oktober (2 – 3 Generationen)

1,2-1,6 mm

Kohlgewächse

Kohlweissling, Kohleule, Kohlmotte

April – Oktober; Sommergenerationen verursachen den grössten Schaden

1,2-1,6 mm

Erdflöhe

Mai – Juli

Unter 1 mm

Kohl- und Rettichfliege

April – Oktober (2 – 3 Generationen)

1,2-1,6 mm

Kohldrehherzfliege

Mai – Oktober (bis 5 Generationen)

Unter 1 mm

Weisse Fliege

Ab Mai

1,2-1,6 mm

Rüebli

Rüeblifliege

Ende April – Oktober (bis 3 Generationen)

1,2-1,6 mm

Rüebliblattfloh

Juni –August

1,2-1,6 mm

Salat

Blattläuse

Ab April

1,2-1,6 mm

Zwiebel

Zwiebelfliege

Ab April (bis 3 Generationen)

1,2-1,6 mm

Bohnen

Bohnenfliege

Ab April (3 Generationen)

1,2-1,6 mm

Spinat, Mangold

Rüebenfliege

Ab April (3 Generationen)

1,2-1,6 mm