Setzlinge kann man kaufen oder selber ziehen. Der Nachteil beim Kauf ist, dass man nur eine begrenzte Auswahl an Sorten hat. Man muss nehmen, was gerade angeboten wird.

Setzlinge haben ihren Preis

Häufig geht der Kauf ziemlich ins Geld: Sommerblumen sind nicht gerade billig und speziellere Gemüsesorten haben auch ihren Preis. Ambitionierte Gärtnerinnen und Gärtner ziehen deshalb viele Setzlinge selbst. Ausser Wurzelgemüse profitieren eigentlich alle Gemüse- und Blumenarten von der Setzlingskultur, da:

  • der Bestand der Pflanzen gleichmässiger ist,
  • es einfacher ist, Unkraut zu kontrollieren, weil die Setzlinge dem Unkraut in der Entwicklung ein paar Wochen voraus sind,
  • Setzlinge auch für Kulturen verwendet werden können, die bei Direktsaat nur schlecht keimen, wie zum Beispiel Sellerie oder manche Schnittblumen, bestehende Kulturen auf dem Beet nicht so rasch geräumt werden müssen, um der Folgekultur Platz zu machen.

 

Heikle Pflänzchen

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Die Wurzeln können beim Pikieren oder beim Auspflanzen verletzt werden. Dann leiden die Pflanzen, weil die Blätter laufend Wasser verdunsten und von den Wurzeln kein Wasser nachgeliefert werden kann.

Dieser Pflanzschock tritt vor allem bei wurzelnackt verpflanzten Pflanzen auf. Bei Setzlingen, die mit Erde verpflanzt werden, ist er weniger stark. Wenn der Wurzelballen gut durchwurzelt ist, wächst die Pflanze zügig weiter.

Aussaaterde für Setzlinge

Wer sich für die eigene Anzucht entscheidet, braucht erst einmal Aussaaterde. Der Keimling selbst hat im Samen alles, was er braucht, er benötigt keine zusätzlichen Nährstoffe. Im Gegenteil: Die Keimung gelingt in nährstoffarmer Erde wesentlich besser als in gedüngter.

Hohe Stickstoffgehalte im Boden können die Keimung hemmen oder zu Wurzelschäden führen. Deshalb ist Aussaaterde in der Regel nicht gedüngt.

Gute Aussaaterde sollte locker und luftig sein. Seit die Schweiz den Ausstieg aus der Torfverwendung beschlossen hat, ist in vielen Aussaaterden Kompost enthalten. Wenn diese Erde vernässt, kann es zu Fäulnis kommen.

Keine schweren Erd-Säcke für Setzlinge

Ob die Erde vernässt ist lässt sich am Gewicht feststellen: Fühlt sich ein kleiner Sack Aussaaterde zentnerschwer an, ist er ziemlich sicher nass geworden. Lassen Sie solche Säcke stehen und kaufen Sie nur Säcke, die leicht sind!

Setzlinge nicht treiben

Achten Sie auch auf das Abfülldatum, das auf dem Sack aufgedruckt ist. Erde, die schon vor einem Jahr abgesackt wurde, kann Pilzsporen enthalten und muffig riechen. Das ist nicht gerade ideal für die Kinderstube.

Aussaaterde ist ohnehin die heikelste Erde, weil sie direkt mit dem Samen und dem Keimling in Kontakt kommt. Es lohnt sich nicht, in diesem Bereich zu sparen.

Früher oder später sind die Nährstoffvorräte des Keimlings erschöpft. Spätestens wenn die Sämlinge umgetopft werden, sollte man nährstoffreichere Gemüse- oder Universalerde verwenden oder den Pflanzen ein wenig Flüssigdünger verabreichen.

Dabei reicht die Hälfte der empfohlenen Düngermenge aus. Man gibt also zum Beispiel eine halbe Kappe Dünger auf zehn Liter Wasser, statt einer ganzen Kappe. Setzlinge sollen nicht getrieben werden, sondern langsam, dafür kräftig wachsen. Es gibt verschiedene Methoden der Setzlingsproduktion:

Setzlinge säen und pikieren

Oft wird in eine Saatschale gesät und nachher werden die wurzelnackten Setzlinge in Pikierschalen oder Multitopfplatten pikiert. Pikieren, also die einzelnen Pflanzen versetzen, sollte man möglichst früh, sobald sich die Blätter der Sämlinge berühren.

Kleinere Setzlinge wachsen besser an und schneller weiter. Beim Verpflanzen der wurzelnackten Sämlinge werden bis zur Hälfte der Wurzeln abgerissen, so dass die Pflänzchen meistens einige Zeit brauchen bis sie sich vom Pflanzschock erholt haben.

Geht auch bei Blumen

Diese Methode empfiehlt sich vor allem, wenn das Saatgut schon älter und die Keimfähigkeit schlecht ist. Denn die Saat in Saatschalen benötigt am Anfang weniger Platz, man kann stets die kräftigsten Sämlinge auslesen und hat keine Lücken in den Pikierschalen, was ebenfalls Platz spart.

Die Methode eignet sich auch für Blumen, wenn man sehr viele Pflanzen braucht. Pikierte Setzlinge brauchen wegen dem Pflanzschock etwas länger als Direktgesäte, bis man sie auspflanzen kann.

Direktsaat in Multitopfplatten

Die Aussaat in einzelne, kleine Töpfe bzw. Multitopfplatten hat zahlreiche Vorteile: Das Pflanzenwachstum ist sehr gleichmässig, die Kulturführung einfach, das Verpflanzen kann effizient erledigt werden.

Nachteilig ist dass man etwas mehr Platz braucht und dass bei schlecht keimfähigem Saatgut der Platz teilweise unnötig freigehalten wird. Die Methode setzt also Saatgut mit hoher Keimfähigkeit voraus.

Nebst den klassischen Multitopfplatten gibt es auch solche aus Zellulose oder Torf, die später mitsamt dem Setzling eingepflanzt werden. Das sorgt für eine zusätzliche Arbeitserleichterung.

Erfahrungsgemäss ist die Wasserführung in diesen Töpfen aber schwieriger weil die Töpfe viel Wasser aufsaugen (welches den Pflanzen dann nicht zur Verfügung steht) oder sie fallen auseinander, wenn man sie sehr feucht hält.

Aussaat in Presstöpfe

Im Handel werden Setzlinge meistens in Presstöpfen verkauft. Diese Presstöpfe sind einfach in der Anwendung und können auch selbst hergestellt werden. Die Pflanzen werden in der kompakten Erde gezwungen, kräftige Wurzeln zu bilden und weil diese Wurzeln von der Erde fest zusammengehalten werden fallen sie beim Auspflanzen nicht auseinander.

Die Setzlinge wachsen ungestört weiter. Allerdings fällt auf, dass die meisten Presstopfpflanzen später nur noch wenig zusätzliche Wurzeln bilden.  Häufig bleiben sie in der Presstopf-Erde gefangen. Das ist vor allem bei Trockenheit ein Problem, weil Pflanzen mit wenig Wurzelmasse mehr gegossen werden müssen.

Das brauchen Setzlinge an Licht und Wärme

Um die optimale Keimtemperatur zu halten, ist man in der kalten Jahreszeit oft auf eine Wärmequelle angewiesen. Das kann ein beheizter Anzuchtkasten mit Bodenheizkabel und Thermostat, eine Heizplatte mit Thermostat, ein beheiztes Mini-Gewächshaus oder eine selbst gebastelte Lösung sein, die mit isolierendem Material und einer Wärmequelle funktioniert.

Wer nur wenige Setzlinge anziehen möchte, kann auch auf dem Fenstersims passable Erfolge erzielen – vorausgesetzt, es hat genügend Licht.

Licht ist ohnehin der begrenzende Faktor, vor allem wenn man schon früh im Jahr mit der Anzucht anfangen will. Anfang Februar beträgt die Tageslänge nur neun Stunden, Ende Februar sind es schon elf Stunden und zwei Wochen später bereits zwölf Stunden.

Erst jetzt fängt es den meisten Pflanzen an zu gefallen. Pflanzen mit langer Entwicklungsdauer wie die meisten einjährigen Sommerblumen, aber auch Auberginen und Peperoni, sollten deshalb unter einer Pflanzenlampe angezogen werden.

Lampenwissenschaft

Pflanzenbeleuchtung ist eine Wissenschaft für sich. Lichtstärkenmässig können zwar die wenigsten Lampen mit der Sonne mithalten: Strahlende Mittagssonne hat 100 000 Lux und mehr, selbst im Schatten bringt sie es immer noch auf 10 000 Lux.

Die meisten Pflanzenlampen kommen nicht über den letztgenannten Bereich hinaus. Für eine kurzzeitige Anzucht kann das genügen, auf Dauer dümpeln jedoch mediterrane oder andere lichtliebenden Gemüse unter solchen Lampen dahin.

Die Lichtstärke hängt auch von der Entfernung zwischen Lampe und Pflanze ab. Je näher die Lichtquelle, desto stärker das Licht. Bei Sämlingen ist es oft kein Problem, die Lampe direkt darüber anzubringen, vor allem wenn es LED-Lampen sind, die keine Wärme abstrahlen.

Das ändert sich unweigerlich wenn die Pflanzen wachsen, dann brauchen sie mehr Platz und mehr Licht. Eine einzelne Lampe reicht dann oft nicht mehr aus.

Keine einfache Wahl

Dummerweise machen einem die Hersteller die Wahl nicht leicht. Sie geben häufig nur Watt an oder, was genauso wenig nützt, die Lichtstärke ohne die Entfernung, in der diese gemessen wird. Wenn man Glück hat, findet man noch ein Schaubild über die Verteilung der Farbtemperatur.

Für Pflanzen ist nur der rote, gelbe und blaue Anteil interessant; grün ist für die Photosynthese unbrauchbar.

Fürs Wachstum ist die Farbtemperatur blau günstig, für die Blühinduktion der rot/gelbe Bereich. Etwas blau sollte immer dabei sein, weil die Pflänzchen sonst vergeilen, also dünn und mickrig in die Höhe gehen.

Es ist also gar nicht so einfach die «richtige» Lampe für die jeweiligen Bedürfnisse zu finden. Wer keine Lust auf Lampen-Experimente hat, kann mit der Pflanzenanzucht auch warten, bis das Tageslicht ausreicht. Das ist ungefähr ab Mitte März der Fall und erst noch gratis.