Sie mögen es warm, die Helm- oder Hyazinthbohnen Lablab purpureus. Richtig warm! Sie kommen erst dann in Fahrt, wenn es Gärtnerinnen wie mir bereits zu heiss ist. Deshalb eignen sie sich gut für den Anbau auf der Terrasse oder dem Südbalkon. Dort sehen sie nicht nur gut aus, sondern die pink- bis purpurfarbenen Blüten verströmen von Juni bis September auch noch einen zarten, angenehmen Duft.
Helmbohnen-Saatgut bekommt man in grösseren Gartencentern oder beim Online-Samenhandel. Die Bohnenkerne sehen aus, als seien sie mit einem Helm bewehrt, daher vermutlich der Name.
Um die Zeit bis zur Ernte zu verkürzen zieht man diese Bohnen am besten auf dem Fenstersims oder im Gewächshaus vor. Man füllt 9-cm-Töpfe mit nährstoffarmer Kräutererde, versenkt darin daumentief jeweils zwei bis drei Bohnenkerne und steckt einen kurzen Bambusstecken oder Holzspiess für die ersten Kletterversuche in die Topfmitte.
Sobald der Flieder verblüht ist und folglich keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind – zwischen Ende April und Anfang Juni – pflanzt man vier bis sechs dieser Setzlinge in einen grossen Topf mit mind. 40 Liter Volumen und stellt ihn ins Freie. Den Topf befüllt man zuvor mit einer Mischung aus Kräutererde und reifem Kompost im Verhältnis zwei zu eins. Nun brauchen die Pflanzen nur noch ein Rankgerüst oder Schnüre, an denen sie emporhangeln können. Tipp: Dünne Klettergerüste werden von den Schlingern lieber umschlungen als dicke.
Überwintern wie Geranien
Helmbohnen wachsen schnell, sie bilden ein dichtes Blattwerk. Man kann mit ihnen auch grössere Flächen begrünen, eine Sichtschutzwand oder gar eine Art Pergola mit ihnen hochziehen. Wer sich dauerhaft an den hübschen Blüten erfreuen will, muss verhindern, dass die Bohnenkerne reifen.
Das geht am einfachsten, indem man fleissig erntet. Helmbohnen erntet man, sobald die Kerne auch nur ansatzweise sichtbar sind. Dann verwendet man sie wie Kefen. Weil die Schale aber nicht ganz so zart wie bei Kefen ist, sollte man sie länger kochen, mindestens zehn Minuten. Die dekorativen Blüten können ebenfalls in der Küche verwendet werden.
Überreife, kranke oder krumme Bohnen sollte man ebenfalls pflücken und bei Nicht-Gebrauch kompostieren, weil die Bohnen sonst ihre Mission – sich zu vermehren – als erfüllt ansehen und keine neue Blüten mehr bilden.
Trockenheit stört die sonnenanbetende Helmbohne nicht, dafür mag sie keine Staunässe. Helmbohnen sind mehrjährig, aber nicht frosthart.
Man kann sie als Kübelpflanze überwintern, wenn man das Kraut vor dem ersten Frost eine Faust hoch über dem Boden abschneidet und die Pflanzkübel frostfrei im Keller lagert. Im nächsten Jahr können sie dann wie Geranien wieder langsam ans Licht gewöhnt und nach den letzten Frösten ins Freie gebracht werden. Eine Kompostdüngung tut ihnen dann gut. Natürlich kann man Helmbohnen auch im Freiland, Tomatenhaus oder Gewächshaus anbauen, nur überwintern sie dort in den seltensten Fällen.
Bohnen am Laufmeter
Meterbohnen werden zwar selten einen ganzen Meter lang (jedenfalls bei mir) aber 50 bis 80 Zentimeter können sie durchaus erreichen. Die Meterbohne gehört zur Gattung der Augenbohnen, Vigna unguiculata, sie ist wie die Helmbohne nicht mit den bei uns bekannten Gartenbohnen verwandt. Man nennt sie wegen ihrer dünnen, langen Hülsen auch Schlangen- oder Spargelbohne.
Ursprünglich stammt die Meterbohne aus Afrika, es wundert deshalb nicht, dass sie wärmeliebend ist. Ansonsten ist sie aber anspruchslos im Anbau, sie wird wie Stangenbohnen kultiviert. Einen Platz im Gewächshaus oder in einem grossen Topf auf der Terrasse nimmt sie gerne, in milden Lagen gedeiht sie aber auch im Freiland gut.
Viel wässern bringt viel Wachstum
Am besten macht man Setzlinge wie bei der Helmbohne oder sät direkt ins Freiland. Wie alle Bohnensamen keimt der Samen besser, wenn er zuvor einige Stunden in Wasser oder Kamillentee eingeweicht wurde. Hitze und Trockenheit erträgt die Meterbohne gut, kühles Wetter mag sie nicht, und Frost bringt sie um. Wenn es richtig warm ist, steigt der Ertrag parallel zu den Wassergaben an, giessen schlägt sich dann eins zu eins im Ertrag nieder. Zur Not wächst sie aber auch unter trockenen Bedingungen. Die Meterbohne ist einjährig, überwintern also zwecklos. Wenn man sie an Stangen, Drähten oder Schnüren hochzieht, windet sie sich zwei bis drei Meter in die Höhe.
Meterbohnen sind vielseitig verwendbar. Junge, grüne Blätter können wie Spinat gekocht werden. Sprossspitzen kann man wie Hopfensprossen verwenden, die Keimlinge wie Keimsprossen. Die langen, bleistiftdünnen Hülsen erntet man möglichst jung, bevor sich die Bohnenkerne abzeichnen. Sie sind fadenlos und werden in der Küche wie grüne Bohnen verwendet. Es gibt grüne, rote und violette Sorten, wobei Letztere die Farbe beim Kochen mehr oder weniger behält – im Gegensatz zu violetten Stangenbohnen, die beim Kochen grün werden. Man kann Meterbohnen auch ausreifen lassen und die Kerne trocknen. Sie sollten dann vor dem Kochen einige Stunden eingeweicht werden.
Sojabohnen in grün
Sojabohnen sind mit Helm-, Meter-, Busch-, Puff-, Stangenbohnen nur entfernt verwandt, sie gehören zur Gattung Glycine. Sie sind ebenfalls wärmebedürftig, selbst die frühesten Sorten brauchen noch eine Summe von 1450 Temperatur-Graden bis zur Reife. Man muss sie aber gar nicht erst reif werden lassen, sondern kann sie auch grün ernten.
Grüne Sojabohnen findet man unter der Bezeichnung «Edamame» beim Grossverteiler, meistens werden sie als Fingerfood angeboten, mitunter auch als Kerne in Dosen. Im Garten kultiviert man sie wie Buschbohnen. Allerdings sollte man sie vor der Saat mit Knöllchenbakterien impfen (siehe Kasten). Wenn der Flieder verblüht ist, sät man Sojabohnen im Abstand von fünf Zentimetern in Reihen. Zwischen den Reihen lässt man 40 Zentimeter Platz.
Wenn man Rinnen zur Saat verwendet, kann man später leichter anhäufeln und die Pflanzen werden standfester. Je nach Sorte werden die Pflanzen 40 bis 80 cm hoch. Bis die Bohnen für Edamame reif sind, dauert es ungefähr zwei Monate. Die Hülsen sollten bei der Ernte noch grün sein, die Kerne noch nicht hart.
Wenn man verschiedene Sorten verwendet, zum Beispiel frühe, mittelspäte und späte, kann man von einer Saat mehrere Wochen lang frisch vom Feld ernten. Hat man zu viel, kann man die grünen Hülsen auch ohne Blanchieren einfrieren. Die Zubereitung ist einfach: Man kocht die ganzen Hülsen drei bis fünf Minuten im Salzwasser und isst sie entweder lauwarm, indem man die Bohnen direkt aus der Hülse in den Mund drückt.
Oder man schreckt die Hülsen ab, pult die Kerne heraus (die Hülsen sind nicht essbar) und verwendet sie für Suppen, Eintöpfe, Pfannengerichte, im Salat, über Rühreiern etc. Der milde Geschmack lässt jede Menge Kombinationen zu.
Impfen statt düngen
Bohnen sind teilweise «Selbstversorger». Sie leben in Symbiose mit Knöllchenbakterien, welche Luftstickstoff binden. Es ist ein Geben und Nehmen: Die Bohnen versorgen die Bakterien mit Phosphor und die Bakterien geben den Bohnen Stickstoff ab.
Aus diesem Grund ist es wichtig, Bohnenstandorte gut mit reifem Kompost (= phosphorhaltig) zu versorgen. In gekaufter Erde hat es keine Knöllchenbakterien, weshalb die Stickstofffabrik im Topf nur sehr langsam auf Touren kommt. Am besten gleicht man das Manko einfach mit ein wenig mehr Kompost aus. Man sollte aber auf keinen Fall mit Stickstoff düngen weil die Pflanzen sonst (blüh-) faul werden!
Die Knöllchenbakterien für Helmbohnen und Meterbohnen kann man nicht zuführen. Anders sieht es bei den Sojabohnen aus: Ihre Knöllchenbakterienart kommen hierzulande nicht vor, deshalb wird Soja vor der Saat damit geimpft.
Bis jetzt gibt es leider keine Hausgartenportionen, die kleinste Menge ist für 50 Kilo Saatgut ausgelegt. Das ist aber nicht schlimm, weil zu viel Bakterien nicht schaden. Erhältlich ist Bakerienimpfmaterial zum Beispiel bei Biocontrol (www.biocontrol.ch) oder Sativa-Rheinau (shop.sativa-rheinau.ch ).
Wer die Kosten für die Impfung scheut, kann Sojabohnen zwar trotzdem anbauen, sollte sie dann aber auch mit Stickstoff düngen. Die Pflanzen werden dadurch weniger standfest und anfälliger auf Pilzbefall, der Ertrag bleibt kleiner. Wer Freude und Erfolg haben will, sollte auf das Impfen nicht verzichten.