«Rund 1350 Alpbetriebe mit insgesamt 57 000 Normalstössen haben wir im Kanton Bern, anteilsmässig einen Fünftel schweizweit», zeigt Ernst Wandfluh die Grössenordnung und Bedeutung der Alpwirtschaft im Kanton auf. Der Präsident vom Verein Alpwirtschaft Bern hat am Dienstag eingeladen auf die Seilialp ins Reichenbachtal, oberhalb Meiringen. Die Seilialp macht beste Werbung für die Alpwirtschaft mit den wunderschönen Käselaiben im «Spycher», guter Infrastruktur und augenfällig gepflegten Weiden.
Keine zusätzlichen Auflagen
Für Hans Kohler, Präsident der Casalp, der gemeinsam mit seiner Frau Anita Kohler Gastgeber auf der Seilialp ist, gehört die Alpwirtschaft mit den auf den Alpen traditionell produzierten Naturprodukten klar zum Unesco-Weltkulturerbe. Ganz wichtig erscheint ihm jedoch, dass keine zusätzlichen Auflagen, Einschränkungen oder Kontrollen verbunden mit dieser Anerkennung anfallen. Die Bildungs- und Kulturdirektorin des Kantons Bern Christine Häsler erwartet den Entscheid der Unesco in den nächsten Wochen. Einen signifikanten Nutzen für die einzelnen Älpler und Älplerinnen lässt sich nicht messbar definieren, wohl aber geht es um die Gesamtheit. «Es soll eine grosse Wertschätzung sein», wie Häsler zum Ausdruck bringt, und es geht darum, Traditionen zu bewahren, Wissen zu sichern und auch in Zukunft weiterzugeben.
Im Ballenberg
«Mehr Wertschöpfung über das Produkt», erhofft sich Andreas Wyss, Präsident von «Das Beste der Region». Die Nationalrätin Christine Badertscher, welche selbst eine Saison als Älplerin gemeistert hat, kennt die Herausforderungen vom Älplerleben. Sie sähe mit der Anerkennung der Alpwirtschaft «ein Argument» mehr auf politischer Ebene, beispielsweise auch für die Unterstützung von notwendigen Verbesserungen von Infrastrukturen in Alpgebieten. Solche sind nötig, um auch in Zukunft die Bewirtschaftung unserer Alpweiden sicherzustellen, «die Pflege und Offenhaltung der Landschaft sind insbesondere auch für den Tourismus von grösster Wichtigkeit», betont Ernst Wandfluh. Für Unkundige lässt sich Alpwirtschaft sehr gut im Freilichtmuseum Ballenberg erleben. Wahrlich ist der Ballenberg um Wissensvermittlung bemüht und schlägt immer wieder gerne Brücken vom Produzenten zum Konsumenten, so Irene Thali, Leiterin Marketing. Die diesjährige Alpkäsemeisterschaft vom 17. September findet auf dem Ballenberg statt und bietet sich zu einem grossartigen Austausch an.