Am 8. Mai 2019 hatten die Thurgauer Kantonsräte Daniel Vetterli, Hanspeter Wägeli, Egon Scherrer, Hans Eschenmoser, Manuel Strupler und Matthias Rutishauser und 73 weitere Mitunterzeichner/innen die Interpellation mit dem Titel «Biodiversität, Situation und Perspektive im Thurgau» eingereicht. Am 4. Februar publizierte die Staatskanzlei nun die Antwort auf diese Interpellation.
Demnach ist der Pflanzenartenreichtum im Thurgau vergleichbar mit dem des übrigen Mittellandes. Allerdings liegen einige der artenärmsten Flächen des Biodiversitätsmonitorings Schweiz in den intensiv genutzten Landwirtschaftsgebieten des Kantons Thurgau. Ein leichter Rückgang der Artenzahlen deutet sich im Wald und im Landwirtschaftsgebiet ohne Vernetzungsfunktion an, eine Zunahme in der Siedlung.
Talsohle vielerorts erreicht
Die Tagfaltervielfalt liegt unterhalb jener des restlichen Mittellandes. Die Zahlen haben aber seit 2009 zugenommen. Zu den Verlierern zählen Schmetterlinge, die auf nährstoffarme Trockenweisen oder lichte Wälder angewiesen sind. Auch die Artenzahlen der Vögel ist leicht tiefer als im Schweizer Mittelland. Im Landwirtschaftsgebiet ist die Vielfalt an Vogelarten angestiegen. Im Siedlungsgebiet hingegen ist die Vogelwelt stark unter Druck.
Die Zwischenbilanz der Regierung nach zehn Jahren Biodiversitätsmonitoring fällt positiver aus als die Resultate vieler langjähriger Studien. Bei Arten, die vor einigen Jahrzehnten noch häufig waren, könnte die Talsohle des Artenrückgangs erreicht sein. Bei eher seltenen und spezialisierten Arten geht der Rückgang jedoch weiter. Generell findet wie in der ganzen Schweiz eine Verarmung statt. Insbesondere seltenen oder spezialisierten Arten geht es schlecht. Viele davon sind auf feuchte oder nährstoffarme Lebensräume angewiesen, die nur noch in kleiner Zahl vorkommen.
Biodiversitätsförderflächen nehmen zu
Von 2003 bis 2017 erhöhten sich die Biodiversitätsförderflächen (BFF) gemessen an der Landwirtschaftlichen Nutzfläche (LN) von 10,9 auf 13,1 Prozent. Innerhalb der Vernetzungskorridore stieg der Anteil von 13,3 auf 16,9 Prozent, ausserhalb der Vernetzungskorridore von 9,1 auf 10,1 Prozent. Somit hat der Anteil an BFF innerhalb und ausserhalb der Vernetzungskorridore zugenommen.
Gemessen an der LN hat der Anteil der BFF mit Qualitätsstufe II zwischen 2009 und 2017 von 1,3 auf 2,8 Prozent zugenommen. Innerhalb der Vernetzungskorridore stieg der Anteil von 1,7 auf 4 Prozent, ausserhalb von 1 auf 1,8 Prozent.
Massnahmen zeigen Erfolg
Die bisherigen Instrumente beurteilt der Regierungsrat mehrheitlich als erfolgreich. Die in den letzten Jahren getätigten Anstrengungen haben zu einer Stabilisierung auf tiefem Niveau oder zu einer leichten Verbesserung geführt. Die im Rahmen des Landschaftsentwicklungskonzepts Thurgau umgesetzten Massnahmen scheinen Wirkung zu entfalten. Insbesondere die bald 300 ha Blumenwiesen, die seit 2009 mit finanzieller Unterstützung des Kantons angesät wurden, führen zu einer Aufwertung der Korridore und stossen bei Landwirten und Landwirtinnen auf grosse Akzeptanz.
Als wichtig erwähnt der Regierungsrat das Projekt Zukunft Obstbau. Bis jetzt wurden 13'721 Bäume und 6839 Laufmeter Hecken gepflanzt. Total werden bis 2024 fünf Millionen Franken aus dem Pflanzenschutzfonds in die Baumpflanzung zugunsten der Biodiversität investiert.