2019 konnten in der ganzen Schweiz 67'800 Tonnen Raps geerntet werden. Das war laut Schweizerischem Getreideproduzentenverband (SGPV) eine deutlich höhere Ernte als im Vorjahr. Dennoch lag die Erntemenge unter der Zuteilungsmenge von 93'000 Tonnen. Grund dafür waren die ungünstigen klimatischen Bedingungen seit dem Zeitpunkt der Aussaat und ein hoher Schädlingsdruck. Die Rapslager der Vorjahre seien vollständig abgebaut, auch für HOLL-Raps (dieser liefert ein hitzebeständiges Öl), bestätigt der SGPV.
Wunschmenge nicht erreicht
Im nächsten Jahr wollen die Ölmühlen noch mehr verarbeiten: Ganze 106'000 Tonnen (davon 34'000 Tonnen HOLL-Raps) will die Industrie verarbeiten, das sind 22% mehr als dieses Jahr. Vermehrt setzen Verarbeiter von Lebensmitteln auf Rapsöl als Palmöl-Ersatz. Palmöl ist aufgrund der sozialen und ökologischen Aspekte umstritten. So will etwa Wander bis 2021 palmölfreie Produkte und konnte mit dem ersten umgestellten Produkt Crunchy Cream bereits auf 80% des Palmöls verzichten. Viele Betriebe, die umstellen, wollen dies nicht offen kommunizieren, sagt Urs Reinhard von der Branchenorgansation Swissolio.
Rahmenvereinbarung zwischen Produzenten und Ölmühlen
Um Nachfrage und Angebot erfolgreich aufeinander abzustimmen, schliesst der Schweizerische Getreideproduzentenverband (SGPV) bei Ölsaaten wie Raps, Soja und Sonnenblumen mit den Ölwerken eine Rahmenvereinbarung ab. Die Werke verpflichten sich, die von ihnen angegebenen Ölsaatenmengen anzunehmen. Im Gegenzug gelobt der SGPV, möglichst nahe an die nachgefragte Menge zu kommen. Dafür schliesst er mit den Landwirten Verträge über die zu produzierenden Mengen ab. Mitte Juli 2019 konnten sich die Produzenten für ihre Wunschfläche im nächsten Jahr anmelden.
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Menge reicht nicht
Deshalb erstaunt es nicht, dass der SGPV nicht weiss, an wen die zusätzlichen Mengen Rapsöl gehen. Der Verband warb gemäss dem Prinzip der Vertragsproduktion Mitte Jahr um Neuproduzenten (siehe Infobox). Aber: "Wir haben das Ziel nicht ganz erreicht und werden nur 100'000 Tonnen produzieren", sagt Geschäftsführer Pierre-Yves Perrin. Der Rest müsse importiert werden. Und selbst die geplante Menge wird nur realisierbar, wenn alles nach Plan läuft.
Der Raps hat nämlich einen hohen Schädlingsdruck und gilt deshalb als heikle Kultur. Pro Are rechnet der Verband der Getreideproduzenten mit etwa 40 Kilo Ertrag. Der Einsatz von Fungiziden und Insektiziden sei beim Raps im Gegensatz zum Getreide fast nicht zu umgehen, sagt Pierre-Yves Perrin. Zukünftig noch strengere Auflagen für die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln halte viele Landwirte davon ab, die Kultur anzubauen.
Verliererin ist die Sonnenblume
Die Ausdehnung der Rapsflächen macht eine andere Kultur zum Verlierer: die Sonnenblume. Nach einem Aufwärtstrend folgt nächstes Jahr eine Anbaubegrenzung. Denn die Ölwerke haben ihre Verarbeitungskapazität erreicht. Zudem sei beim Sonnenblumenöl die Swissness nicht so bedeutend und das Öl sei weniger gewinnbringend als das Rapsöl, dessen Image in den letzten Jahrzehnten forciert verbessert wurde, sagt Urs Reinhard von der Branchenorganisation Swissolio. Der tiefe Selbstversorgungsgrad von Sonnenblumen in der Schweiz sei darauf zurückzuführen, dass die Kultur nur an Standorten bis 600 m.ü.M. wachse und im Herbst oft eine zu hohe Feuchtigkeit aufweise und somit nicht geerntet werden könne.
Trotzdem hält Sonnenblumenöl in der Schweiz die Spitzenposition: rund 32% des gesamtschweizerisch konsumierten Öls (inkl. Verarbeitungsindustrie) stammt aus Sonnenblumenkernen, Rapsöl macht 28%, Palmöl 16%, Olivenöl 10% und übrige Öle machen 14% am Anteil aus. Urs Reinhard von Swissolio vermutet, dass die weiterverarbeitenden Industrien in Zukunft vermehrt auf Schweizer Rapsöl setzen wollen.
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